Kagran, Rechte des Stiftes Klosterneuburg und der Gemeinde (17. Jh.)

Hernach seint geschriben die recht so der hochwürdige herr N. des löblichen unser liben frawen gottshauss zu Closter-Neuburg brobst und das lobwürdig convent alda wie auch ein ganze ehrsambe gmain in dem dorf Kagaran haben.

Erste sprach.

1. Richter, vergunt unß ain man der unser wort sprech.

2. Richter, ich sprich der gmain ihr wort. sie sagen das bei ihrem ait, wan ein panthädung noth ist, daß sie zwen oder vier mann nemben auß der ganzen gmain, die melden meines gnädigen herrn prälathen freihaiten und aigens recht und auch der gmain dasselbst zu Kagaran. sollen auch drei sprach habn in dem täding ob in daß noth ist. und welcher hausgesessen in dem aigen zu Kagaran zu der panthädung nicht kumbt nachdem das von des richters potten zu drei mahlen berueft wirdt, oder sein scheinpotten schickt, ist ein ieder dem richter zu wandl 12 pfennig. - Fragt ob es ihr redt sei?

3. Richter, sie sagen das bei ihrem ait: ob ain dieb auf dem aigen was stilt und daß man ihm nacheilt und jagt im das gestolln guet ab und der dieb hinkumbt, welcherlai das wer, deß soll sich der unterwindn deß die hab vor ist gewesen mit des richters wissen und willen und sich umb die wantl mit dem richter vertragen. wolt man aber den dieb mit der hantgethatt begreifen, so sollen zween hausgesessen die hanthaft schätzen mit ihren trewn: was hinter 6 schilling wer, da soll man in dem aigen umb richtn und soll der ambtman an den rechten sitzen meines geistlichen herrn herrn prälathen der den pan auf dem aigen hat; und was uber 6 schilling ist, da soll man ihme mit der hantschaft antworten auf das gemerk, und soll dem lantrichter aines tags vor embieten bei einem erbahrn hausgenossen daß er kumb und unterwint sich des diebs mit der hantschaft. kombt der lantrichter nicht, so soll man den dieb mit einem zwirnsfaden pinten zu einem zweck und soll den lantrichter zu dreien mahlen ruffen; ihn findt der lantrichter oder nicht, des soll der richter und die gmain unentgolten sein. - Fragt ob es ihr redt sei?

4. Richter, sie sagen das bei ihrem ait: ob ain man umb unehrbahr sach auf dem aigen gefangen wurt der den tott verdient het von todtschlag wegen oder von was das wär, so soll man den totten und desselben schuldner mit einander antworten auf das gemerk und solle des lantrichter warten alß vor geschriben steet; und desselben schuldner mit den waffen da ers mit gethan hat, alß er mit gürtl umbfangen ist und nit mehr, das ander guet was derselbe tätter hat oder bei ihme befunten wirdt das soll der richter zu meines geistlichen herrn herrn prälathen hanten unterstehen. - Fragt ob es ihr redt sei?

5. Richter, sie sagen bei ihrem ait: ob ain haußgenoss aus dem aigen kämb, er wär armb oder reich, in dem urfahr oder gericht, wo das wär, und sich mit ainem zerkriegt und käm ohne gefängnus hinweck mit wör oder sonst, so soll man ihm nicht verrer nacheilen unzt an meines geistlichen herrn herrn prälathen und des aigen zu Kagaran gemerk, wo die seint, und hüet sich nur vor seinen feinten, und ist meinem gnädigen herrn verfahlen 5 fl. 60 pfennig. - Fragt ob es ir redt sei?

6. Richter, sie sagen bei ihrem ait: was hausgesessen hie auf dem aigen zimmer- oder wagenholz kaufen, werch oder tuech, roß oder welcherlai viech das sei, eisen oder was man auf dem aigen nutzen will, das man bei statt Wien kauft oder wo man es kauft, kein mauth geben sollen dan von einer alten stuben 12 Wiener pfening und von einer neuen stuben ein Wienner helbling. und sollen auch kein mauth geben was hantls auf dem aigen geschicht, das einer von dem andern kauft, das bei dem aigen baut oder erzogen wirdt, es sei trait oder viech das man zu dem aigen fexnet und zu der statt Wienn führen will, da soll man kein mauth von geben. wer aber der ist der anderstwo kauft trait oder viech, wölcherlai sach das ist, das soll er vermauthen; es sei denn das daß einer roß oder viech verkaufen will und verkern durch notturft willen: welcherlai viech das ist, das soll er gegen den mautner unentgolten sein. - Fragt ob es ihr redt sei?

7. Richter, sie sagen bei ihrem ait: wan das wär daß offener krieg oder wuetgüß komben, daß sie schiffung oder zülln kaufen mügen oder wie sie die zuwegen bringen, daß sie ihr hab darauf flehen zu stätten oder märkten, daß sie sicher seint; des sollen sie gegen den münsten mautner unentgolten sein. währe daß sie andern leuten auch ihr hab führten durch freuntschaft oder gunst willen, wo sie das mit wahrhait uberfahren wurden, das sollen sie dan büessen alß billich und recht ist gegen den mautner und den herrn, besonder zu panlich wantl 5 fl. 60 pfennig.

8. Richter, sie sagen das bei ihrem ait umb die mauth und umb die schiffung, daß es darbei beleib alß vor geschriben ist. davon geben sie von ieden lehen 18 Wienner pfening das gebaut ist zu velt und zu dorf von einer valtorseil an die ander. und soll der richter oder wer die mauth hat seinen botten darnach senden zu drei mahlen in dem jahr, zu weichnachten 6 pfennig, zu ostern 6 pfennig, zu pfingsten 6 pfennig. und soll zu iedem tag pfant und pfening annehmben an ainem ieden tag. die pfening soll er mit ihm tragen, und die pfant soll er acht tag auf dem aigen ligen lassen; und wer sein pfant nit löst in den 8 tagen, soll es der richter nemmen und seines gelts darumben bekomben so er negst müg. - Fragt ob es ihr redt sei?

9. Richter, sie sagen bei ihrem ait: was sie weingärten enthalb der Thonaw haben und was sie darin pawn, da sollen sie kein mauth von geben; und was sie kaufen, da sollen sie von ainem dreiling 4 pfennig und von ainem fueter 6 pfennig geben. - Fragt ob es ihr redt sei?

10. Richter, sie sagen das bei ihrem ait: was zum aigen gepaut wirdt und gefexnet, es sei waiz oder habern und auch gersten, und gebe das gen Stadlaw einem pecken oder ainem haußgenossen, alß vor da gewesen ist, was man dem zu kaufen gibt, da soll man kein zoll von geben, was sie mit ihren metzen außmessen. - Fragt ob es ihr redt sei?

11. Richter, sie sagen bei ihrem ait: was ein arbeiter in dem aigen verdient mit schneiden oder mit tröschen, welcherlai getrait das ist, das soll er nit vermauten. - Fragt ob es ir redt sei?

12. Sie sagen mer bei ihrem ait daß wir sollen haben ein verambte gemain von ainem valthor zu dem andern, das darin niemants kein ander urtl haben soll.

13. Sie sagen mer bei ihrem ait daß ain ieder haußgesessen fridt soll haben in seinem hauß, wär es halt nur mit einem zaun oder zwirnfaden umbfangen. wurt er aber durchgetrungen oder geängstiget, so soll man ihn püessen mit einem wantl sechs gulden und zween pfening.

14. Sie sagen mer bei ihrem ait: ob ainer dem andern zuelossnet an seinem hauß in gevehr und ungemeldt, würt sein der wirt innen oder sein anwalt, so soll er den lußner zu redt stelln. will er sich dessen nit massen, sticht dann der wirt oder sein anwalt herauß durch ein fenster oder durch ein thür, sticht den lußner zu todt, so soll ihn der wirth herauß bei ainem fues auß dem tachtropfen auf die gassen ziehen und soll ihm einen Wiener pfening auf die wunten legen, damit hat er in gebüßt gegen dem gericht und ist nit mehr daran phlichtig. das sagt die ehrbahre gmain. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

15. Sie sagen mehr bei ihrem ait: ob sich begäb bei tag oder bei nacht daß man rueft "es brint", so soll iedermann zuelaufen weib und man, alle die rötten mögen, und solln mit ihnen bringen alles das sie bedörfen zu rettung des fewers. wirdt aber etwas zerbrochen, so sei der schadt des da die prunst ist; beleibts aber ganz, so sol es niemant verhalten und soll es dem widerfahren lassen des es da ist. wer das aber nicht thuet, den soll man bestraffen mit dem wandl allweg mit zwelf pfening nach iedem stuck. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

16. Sie sagen mehr bei ihrem ait: ob ain man oder ain weib ehehafter noth sein guet tragt auf die gassen oder in einen stallhoff, so soll es sicher sein. wurt ihm dan davon was entfrembt, wirdt man deß innen, so soll man in büessen als einen schädlichen mann. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

17. Sie sagen mehr bei ihrem ait: ob das wär daß einer läg in ehehaften nöthen und einer wolt ihm nit lassen reden das wort, den soll man mit dem wantl büssen 72 pfennig. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

18. Sie sagen mer bei ihrem ait: ob da wärn leut die da hetten offene feintschaft der zeit in ehehaften nöthen, so soll ein gueter fridt sein alß man ihn gemacht het mit hänten und mit munt, unzt das feuer unterkomben wirdt und ieder kumb wider in sein hauß. greift aber einer den andern an, welcher thail das währ, der hat ainen hantfridt zerbrochen, den soll man büessen mit dem wantl mit ainer hant oder er löß die mit 32 fl. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

19. Sie sagen mehr bei ihrem ait daß der richter und die vierer sollen beschawen alle feuerstätt zu den wenigsten in dem jahr ains. welche feuerstatt nicht guet währ, sollen sie wenten haissen in acht tagen nach der bschaw; und ob solche wendung nicht beschäch, so soll der richter und die vierer nach den 8 tagen wider beschawen und die feurstatt niderschlagen. und was schadn von solcher bössen feuerstatt geschicht, dem soll man denselben schadn widerkehren und besonder mit dem wantl büessen 6 fl. 2 pfennig. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

20. Sie sagen mehr bei ihrem ait: ob das wär daß ihr zwenn in dem aigen hetten einen krieg und ainer dem andern zu stark wär mit seiner freuntschaft, und der ander gedächt "ich will dir stark gnueg sein oder werden" und lidt hernach so die entrinneten in den purkfridt, so seint dieselben verfallen aller ihrer wehren, harnisch und roß; des soll sich der richter alles unterstehn mit hülf der gmain; das ist alles unserm gnädigen herrn herrn prälathen verfallen. thuen aber dieselben mehr schaden, den sollen sie büessen wie recht ist, und der so sie zu hilf geladen hat der soll den wantl büessen 5 fl. 60 pfennig.

21. Sie sagen bei ihrem ait: wer geht auf der gassen mit spiessen oder hacken, kugl oder armbprust oder ain stuck aufzuckt, das sein alles verbotten wöhren, er braucht die oder nit, so ist er von ieder wöhr 72 pfennig zu wantl. würft er aber mit ainem stain, ist er nach iedem wurf zu wantl 6 schilling 2 pfennig. schüest oder sticht aber ainer zu ainen fenster oder thüer ein, so ist er zu wantl 6 schilling 2 pfennig. - Fragt richter ob es ir redt sei?

22. Sie sagen bei ihrem ait: ob ainer den andern rauft oder schlagt mit zugethaner hant, so soll man ihn wandeln umb 72 pfennig. schlecht ainer mit offner hant, so ist er nach iedem finger zu wantl 72 pfennig so es auf der gassen beschicht; hieb er es an in einem leitgebhauß oder in einem andern hauß, so ist er dem richter zu wantl 12 pfennig. - Richter fragt ob das ihr redt sei?

Nun vergunt unß die ander sprach.

23. Sie sagen bei ihrem ait: sie sollen hie haben ein freies aigen in solcher beschaitenheit: was man herbringt, es sei fleisch visch oder brodt. welcherlai phenwerth das auch sei, daß niemant fürkaufe unzt daß armb und reich ihr notturft kaufen und schaffen. wär aber daß ainer fürkauft der gmain zu schaden, es sei weib oder mann, den soll man büessen mit dem wantl, als oft das beschicht 72 pfennig. - Fragt richter ob es ir redt sei?

24. Sie sagen bei ihrem ait: alles das ain man hat auf der gassen, es sein wägen oder pflueg, das soll sicher sein. ob das iemant in ubermueth bräch oder ain fuder schab umbwurf, der ist zu wantl 72 pfennig. - Richter fragt ob es ihr redt sei?

25. Sie sagen bei ihrem ait daß man die wägen pflueg egen zu rechter zeit ab der gassen bringen soll. nimbt aber ainer darob schaden, den soll man büessen mit dem wantl 72 pfennig. - Richter fragt ob es ihr redt sei.

26. Sie sagen bei ihrem ait: wer pflanzsteig oder schlöttergrueb oder wasserrunsen hat offen stehn unzt an den dritten tag, nimbt iemant aber daran schaden an viech oder an leuten, das soll derselb büessen oder widerkehren. als oft er das uberfahren wirdt, das soll man büessen mit dem wantl umb 72 pfennig. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

27. Sie sagen bei ihrem ait daß alle prün sollen geraumbt und gefertigt sein mit aller zuegehörung den leuten und dem viech zu nutz, auch zu der prunst. ob aber ain prun zerbrech, der soll geraumht und gemacht werden in 8 tagen; geschäch es aher nicht und schaden darvon käm an leuten oder viech, sei dem richter zu wantl 12 pfennig. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

28. Sie sagen bei ihrem ait daß alles unrains viech, roß oder küe. was das sei, ist iederman verbotten; das soll man nit bringen zu den brunen noch auf der gmain wait. nimbt ainer schaden darob an seinem viech. den soll man büessen nach iedem stuck 12 pfennig als oft das uberfahren wirdt. - Fragt richter ob das ihr aller redt sei?

29. Sie sagen bei ihrem ait daß man auf die gassen noch zu den prunn kain unsauber viech noch aschen noch müst thun soll, auch weder todt hunt noch katzen und anders, und bei den prunen nicht unsauber ding waschen soll. wer das uberfehrt ist. als oft zu wantl 12 pfennig. - Richter fragt ob es ihr redt sei?

30. Sie sagen bei ihrem ait daß sie sollen haben gerecht weinmaaß und traitmetzn und ainen rechtn habermetzn, darvon man nimbt und gibt. dieselben metzen soll ihnen haben der dorfrichter, so weiß man ihn zu suechen. und wer sie nützt, der sols hinwider bringen zu dem richter. wer das nit thät und in ubernachts inne behielt, der ist als oft dem richter zu wantl 12 pfennig. hat aber ainer ain andern metzen und darin kauft und verkauft, der ist zu wantl von dem metzen 12 pfennig. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

31. Sie sagen bei ihrem ait: all ihr diener die sie dan haben, es sein hüeter des korns oder kürchdiener oder andere, denselben soll man geben mit den rechten metzen oder viertl, das soll abstreichen der richter und die geschwornen alle jahr ainist. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

32. Sie sagen mer zu recht daß man soll haben zwen angiesser zu der weinmaß, die sollen sein 2 geschworne oder wen der richter darzue nimbt. das sollen sie nit widerreden; als oft sie das thun ist zu wantl 12 pfennig. - Richter fragt ob es ihr redt sei?

33. Sie melden auch: als oft ain leitgeb begriffen wirdt mit ungerechter maß, als oft zu wantl 72 pfennig und den angiessern 12 pfennig. ob sie das nit thäten durch gunst oder freuntschaft, so sollen sie das wantl selbst geben 72 pfennig. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

34. Sie melden auch mehr: ob ainer käm in ain leitgebhauß und ain messer oder wöhr uber ainen gefährlich ruckt, der ist dem richter zu wantl 72 pfennig. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

35. Sie melden auch: ob ainer in ainem leitgebhauß wurft mit ainer kantl, tegl oder andern assach, so soll man ihn büessen mit dem wantl nach iedem wurf 12 pfennig. bricht er dan das assach, so soll er ihm das ohne widerredt bezahlen. thuet er es aber mit schadn an leuten, an weib oder mann oder an kintern, denselben schadten büess er ôn alles recht.

36. Sie melden auch daß ein ieder der da kombt in ein leitgebhauß und was dings er hinein bringt, es sei wein fleisch brodt oder visch, das soll ihm sicher sein. wer ihm aber das in ubermueth umbwirft oder schaden thuet, der ist als oft zu wantl dem richter 12 pfennig. - Richter fragt ob es ihr redt sei?

37. Sie melden auch daß der gmain diener, korn- oder ander halter nit lenger bei dem wein sollen sein unzt daß sie ein pfenwerth wein austrinken. thuet er das nit, ist der würth zu wantl als oft das beschicht 12 pfennig. - Richter fragt ob es ihr redt sei?

38. Sie melden auch: ob ainer ain gemerk oder ain alten wasenrain futterweg oder futter ackert im zu frumben und andern leuten zu schadten, geschicht es in gefähr, als oft von ainem wasen oder rain zu wantl 72 pfennig; geschicht es ungefähr, so ist er kein wantl schuldig. - Fragt ob es ihr redt sei?

39. Sie melden auch bei ihrem ait: ob ainer ain markstain außgrueb oder ackert oder umbhackt, der solches uberfahren wirdt, denselben soll man in die grueb stellen darin der marchstain ist gestanten, unzt an die güertl, sol ihn binten und ain abprochen messer zu ainer wöhr in die hant geben und vier roß in ainen scharfen pflueg spannen und zu dreien mahlen auf den fahren; erreth er sich seines lebens ist ihm dest pesser, stürbt er so ist er schon gebüest.

40. Sie sagen auch bei ihrem ait: alle die güeter die hie verkauft werden, die sollen mit des richters hant in vierzehen tagen verfertigt werden. wer aber das saumbet zu zwaien mahlen, der ist dem richter zu wantl 72 pfennig. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

41. Sie sagen auch bei ihrem ait: ob sich begäb daß etwas mit todt ledig wurde, soll der richter dem leiberben darunder die güeter ligen leihen, und soll das in vierzehen tagen ersuechen, und sein gerechtigkeit darumb empfangen von ieder persohn 12 pfennig; damit hat er die gewöhr. empfing er aber das guet in vierzehen tagen nit, so ist er zu wantl alweg nach 14 tagen 12 pfennig. - Fragt ob es ihr redt sei?

So vergunt uns die dritte sprach.

42. Wir sagen und melden daß bei der dritten sprach soll sein die ganze gmain von ainem valthor zu dem andern. und der richter soll fragen ob ieder seinen nachbahr hab; welcher dan nit da, ist zu wantl 12 pfennig. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

43. Sie sagen bei ihrem ait daß in dem ärnt niemants garben soll entragen, die umb lohn schneiden. wurden die solches uberfahren, ist von ieder garben zu wantl 12 pfennig. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

44. Sie sagen und melden auch daß niemant seine schnidter im ärnt soll weisen auf ain andern acker oder trait, und ainer dem andern zween fürch nit abschneiden. wer aber das thuet, der ist schuldig den schadten zu bezahlen und von ieder garb dem richter zu wantl 12 pfennig. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

45. Sie sagen bei ihrem ait daß in dem ärnt vor tags niemant soll zusamben tragen noch einführen und nach ave Maria-zeit, wan es ist verbotten; wer das uberfahren wirdt, den soll man büessen mit dem wantl als ein schedlichen man mit 5 fl. 60 pfennig. ferth aber ain man aus bei der sonn und hat hoffnung er wöll bei rechter zeit ab dem velt komben, geschicht das aber nit, daß im etwas an dem wagen zerbricht, so ist er kain wantl schuldig. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

46. Sie melden auch bei lhrem ait daß kain zehentner in das velt einfahren solle oder zusamben tragen unzt daß der paur sein thail schöbert und außbürt; darnach so mag der zehentner sein theil auch nehmben. - Fragt richter ob das ihr redt sei?

47. Sie sagen auch bei ihrem ait: wann man mist außfürth auf die acker, so mügen zween nachpawrn zwischen ihnen baiden ain weeg woll treiben. farn ihm aber mehr nach und habens nit mit ihren willen oder uber vier oder 5 acker, denselben schaden sollen sie den leuten büessen und nach ieder fart zu wantl 12 pfennig.

48. Sie sagen auch bei ihrem ait daß all wagen, pflüeg und egen auf dem velt sollen sicher sein. bedarf sie aber ein ander, der soll den darumb bitten dem es zuegehört, so mag er es nützen auf ain wolvertrauen. und soll es dan an die statt widerbringen da ers genohmben hat, und soll dem des es ist treulich danken. bringt ers aber nit wider und lest es den suchen 1 stunt oder zwo, der ist als oft zu wantl 12 pfennig. - Fragt ob es ihr redt sei?

49. Sie sagen auch bei ihrem ait: ob ainer dem andern sein acker hinackert zu nachet und thailung von im begehrt, das soll er ihm statt thain. will sich aber der ander thail widern, so soll der richter und die vierer auf den acker gehen und dem clager sein hindanzognen acker hindanmessen, und der so den acker hingeackert hat ist nach ieder furch dem richter und vierern zu wantl 12 pfennig. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

50. Sie sagen auch bei irem ait daß ain nachbar dem andern zu velt und zu hauß außfriden soll vor st. Georgen tag, auch in den stallhoffen, mit zeünen und mawern. geschicht aber das nit und dem andern schadten beschicht, dem soll er den schadtn büessen dem der fridt zuegehört und ist zu wantl 72 pfennig. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

51. Sie melden auch das daß alle gräben in dem traitvelt und viechtriften zu st. Georgen tag, ieder vor seinem grunt auch vor st. Georgen tag, gemacht sollen sein. wer das uberferth, ist zu wantl 12 pfennig. - Richter fragt ob es ihr redt sei?

52. Sie melden auch daß ain ieder nachbahr sein viech dem andern ohne schaden halten soll, es seie auf trait oder wißmath. welches viech aber an solchen schaden begriffen wirdt, das soll er zu dem richter eintreiben und den schadten den richter und den vierern besichtigen lassen; so soll der richter dem so der schaden beschehen ist sein schaden haissen gnuegsamb bezahlen, und ist auch von iedem haubt viech dem richter und den vierern zu wantl 12 pfennig. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

53. Sie melden auch daß ein ieder leitgeb so wein oder pier schenkt die recht maaß, wie von alter herkomben ist, bei dem schenktisch geben soll. welcher das uberfahren wirdt, ist als oft zu wantl 6 pfund 2 pfennig.

54. Sie melden auch daß man das ungelt geben soll wie von alter herkomben sei, von ainem halben dreiling für 10 emer, von ainem halben fueter für 15 emer, von dreiling 20 emer, und sich den ungelter nit weiter treiben lassen. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

55. Sie melden auch daß alle weiber so mit scheltworten oder anders verbotten unehrsamblich ainander schelten oder raufen auf der gassen und clagte dem richter, so seint sie der herrschaft verfallen ain muth habern ohn alle gnadt oder tragen den pockstain. - Fragt richter ob das ihr redt sei?

56. Sie melden auch bei ihrem ait: wer den geschwornen leuten oder dem richter, die da treulich betrachten der gmain nutz, sträfflich zueredt, es sei fraw oder mann, die sein zu wantl 72 pfennig. - Fragt richter ob das ihr redt sei?

57. Sie melden auch: ob frembt leut herkomben in das aigen, es wärn tröscher oder schnidter oder andere, die hie mit den nachbahrn fräffl triben, es wär in den heüsern oder auf der gassen, so soll die ganz gmain dem richter zu hilf komben und dieselben helfen zu straffen nach gelegenheit ihrer hantlung. welcher aber dem richter nit beistant thät, ist so oft zu wantl 12 pfennig. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

58. Sie melden auch daß ein inwohner oder lediger gesell der nit haußgesessen ist kain acker pawn soll ôn willen des richters. uberferth er aber das, ist er zu wantl 12 pfennig.

59. Sie melden auch daß man das pantäding allweeg im jahr ain mahl besitzen soll und halten allweg am erchtag in pfingstfeiertägen oder wans der geistlichen herrschaft beliebig. auch solls vorhin zu 14 tagen berueft werden. - Fragt richter ob es ihr redt sei?

60. Mehr ist der ganzen gmain will ainhellig daß von st. Michaelis tag unzt auf st. Georgen tag ain ieder in die aw umb zaungärten, welche aw zu st. Georgen kirchen gehört, zu fahren hat; doch soll er von ainem ieden zaunpürtl zu der kirchen ainen haller geben; und allwegen mit des richter und der zechleut willen und wissen. - Nota. 61. Diese aw so st. Geörg-aw genennet wird, ist dem würdigen gottshauß Closter-Neuburg durch entschaitbrief, so geben Wien am mittwochen vor st. Peter und st. Pauls tag der heiligen zwölfpotten nach Christi geburth vierzehenhundert und einundneünzigisten jahr, mit hundert hungarischen gulden annectirtem würklichem pöenfahl, wie auch durch ergangenen abschiet, so geben zu Lintz am sonntag den heiligen palmtag nach Christi gebuhrt aintausent. vierhundert zweiundneünzig, cum omni iure et causa auf ewig adiudicirt worden; welches ad maiorem noticiam et perpetuam rei memoriam allhier annotirt worden.

62. Fragt also richter, ob das alles was hievor nach lengs verlesen worden unsres geistlichen herrn herrn prälathens und ganzen löblichen capitels auch unsers freien aigens alhie zu Kagaran freihaiten und altes herkomben sei?
Herkunft / Fundort
Kagran | BH: Wien | Bundesland: Wien |
nähere Angaben
Entstehung: 1600 - 1700
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 308-316, Nr. 50 (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | Taiding - Dorf | Taiding - Kloster

<< zurück