Immendorf, Bergtaiding (1493)

Pergtäding zu Imendorff im Kienern, herinern Lullen und heruntern Alten bergen.

1. Hie vermerkt die pergtäding an st. Lorenzen tag und des sontag nach ostern. die selbigen zwei täding soll iedes haben drei sprach; und wer zu der dritten kumt, der ist niemands nichts schuldig oder verfallen. auch bei denselbigen zwei täding sollen alle die sein die von hof empfangen haben. wer aber sein sichtigen poten darsent, der ist niemants nichts verfallen. auch mag ein man, von wan er ist, das recht woll besitzen der in dem perg hat. auch mag ein pergherr ein ieden man wol vor das pergrecht fordern der in dem perg hatt.

- Die hievor benanten täding alle, fragt ob es ihr recht und wort sein?

2. Sie melden auch das das es ist angefangen nach dem pesten gebürg und nach den pesten rechten so die edlen fürsten haben in Oesterreich mit dienst.

3. Item, des ersten ist zu merken das ein ganzer weingarten dient 2 emer, und ein halber weingarten 1 emer, und ein viertl weingarten 1/2 emer. und der vorgenante emer soll einen stauf grösser sein dan der gibemer, damit der stauf [nicht] sol vergosner komen gen hof. die vorgenante maß die soll man nicht pidmen, man soll die errechtnen vor den perggenossen zu Imendorff. ob des die perggenossen iemant wolt widertreiben, das wollen sie gedingen von hie gegen Weikerstorff, von Weikerstorff gegen Krizendorf; und ob man an den vorgenannten stetten das recht nicht möcht erfinden, so gedingen sie gen hof. - Fragt ob es ihr recht und wort sein?

4. Wer auch der ist der da bauet in dem berg, der soll führen ausser lands oder inner lands wo er hin will. - Fr. o. e. i. r. u. w. s.?

5. Auch soll der bergherr den dienst fechsen an dem rechten lestag. ob er des nicht thät und nicht bei zeiten komt nach seinem dienst, kann der pauman (der bei ain meil weegs wol gefaren) nemen einen perggenossen oder zwen oder was er haben mag, und nemen sein assach, das soll er sezen in seinen weingarten und darein giessen sein dienst, den er soll stehen lassen unzt auf morgen umb essenzeit; kombt dan der bergherr nicht, so soll er das assach umkeren und in getrert haben und fürbas unentgolten sein. - Fr. o. e. i. r. u. w. s.?

6. Sie melden auch das das der iner rain soll gehören zu dem aussern weingarten, und das derselbig pauman seine arbeiter auf den rain solle weisen aus und ein ân seines nachbarn schaden. - Fr. o. e. i. r. u. w. s.?

7. Sie melden auch das das aller perggenossen bau was sie haben in den weingarten, es sein stock reben stecken oder welcherlei bau es sei, so soll es frei sein.

8. Sie melden auch das: ob ein man trueg steken aus einem weingarten, kämb dan ein perggenoß zu ihm unterwegen und spräch zu ihm "die dasige steken seind mein gewesen", so spräch der der sie trueg "sie seind mein und habe sie genohmen in meinem weingarten", so spräch er hinwider "gehe dann und zeig mir das wahrzeichen in deinem weingarten da du sie genohmen hast"; zeigt er ihms so ist er ledig, zeigt er ihms aber nicht, trägt er 3 soll er 3 wandl geben, tragt er aber mehr so soll man ihn fachen für einen schädlichen man. - Fr. o. e. i. r. u. w. s.?

9. Sie öffnen auch das: ob ein man hätte stöck oder hecken an seinem rain und er sie nit wol gelangen möcht, so soll er knien auf einem knie und soll auf einem stehen, und wan er zur were griff das er hinab fiel, so soll er dem bergherrn das wandl geben und dem berggenossen sein schaden ablegen.

10. Auch melden sie das: ob ein man aussen für ain weingarten gieng und rief den inern in unzichten und zerrittent sich mit einander, und gieng dan der ausser zu dem inern und schlueg der inner den aussern zu todt, so soll er dan zwischen den stigl 2 pfennig auf ihn legen und soll senden nach dem pergherrn, dem soll er geben 60 pfennig, und umb die 60 pfennig soll er in beglaiten ein mail weegs vor allen seinen feinden, und soll keinem richter fürbaß pflichtig sein.

11. Auch melden sie: was ein man seinem freunt oder kind umsunst geit, das soll er ihm leichen; was er mit ehren mag ausziehen, das soll er von ihnen nehmen und soll in nit verrer nötten.

12. Auch melden sie das: ob ein man ein halben weingarten hingäb, so muß er zu anladt und abladt von iedem 15 pfennig geben. - Fr. o. e. i. r. u. w. s.?

13. Auch öffnen sie das: ob ein man rugt auf ein viertl weingarten, wolt man dan dem man die rierung währen der die rierung tät, so soll er 5 pfund pfennig tragen an die ebentheurer und sollen dan mit einander komen für recht; und wer das recht gehabt, der soll sie baiden behabt haben. und die rierung soll geschehen an der vorgenanten zweien tagen einem, und soll anderstwo weder kraft noch macht haben. - Fr. o. e. i. r. u. w. s.?

14. Auch melden sie: wer des bergs bergherr ist, der solle die berggenossen beschirmen, allein das er im berg darin bauet. - Fr. o. e. i. r. u. w. s.?  15. Auch melden sie: von dem berg wo man ein emer schuldig ist zu zehent, den soll man nemen mit dem rechten gibemer. ob dan ein virtl falt, so soll man ihm mit dem virtl geben.

16. Sie melden auch das das ein ieder hüeter der weingarten soll des morgens ausgehen in die huet in der frühe dieweil es tag und nacht, und soll widerum haimgehen wan es tag und nacht ist.

17. Auch soll er morgen umb den berg gehen von einer stigl zu der andern; und wo er sicht das ein stigl ausgebrochen ist, so soll er gehen in den weingarten und soll beschauen was da schaden beschehen ist, den soll er bringen an den pauman. thet er des nicht des morgens hin umb essenzeit, soll er dem pauman sein schaden ablegen. - Fr. o. e. i. r. u. w. s.?

18. So haben sie auch das recht das sie das beschauen sollen acht tag vor dem lesen; und was ihnen darinnen gefelt den berggenossen, das sollen sie ihrem pergherrn acht tag vor wissen lassen. - Fr. o. e. i. r. u. w. s.?

19. Auch melden sie das: wer in dem perg hatt, der soll die täding besuchen in rechten mitten tag. - Fr. o. e. i. r. u. w. s.?

Herkunft / Fundort
Immendorf | BH: Hollabrunn | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1493 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 491-493, Nr. 72 (Edition).

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