Hagenbrunn und Klein-Engersdorf, Banntaiding (1629-1632)

Panthädung auf Hagenbrun und Klein-Engerstorf.

1. Hernach seint zu merken und werden geschrieben des dorfs Hagenbrun recht und gerechtigkeiten und freihaiten, deren sich desselben undersassen und leut vor alters inhalt des gottshaus Closterneuburg brieflichen urkunden mit aines iedweden prelathen gunst und willen ublichen gebraucht und gehalten haben, so sich aber hernach herr Christoph von Neudegg mit gewalt angemast hat und also bis anhero im strit verbliben.

Erste sprach.

2. Erstlichen meldt ain ehrsambe gemain daselbst zu Hagenbrun, was si ruegen oder reden, das si es thun an aidesstatt.

3. Zum andern, das aldort das nidergericht und alle händl zu hauß velt gassen und strassen so weit sich der burgfridt und das gemärk erstreckt allein dem gotteshauß Closterneuburg zuegehörig, niemants anderer darin zu richten het. und hat kain lantrichter (außer der drei sachen, als da ist mord diephait und nottzwang der frauen und jungfrauen) hinein zu greifen fueg noch macht.

4. Item, das das panthädung alhie niemants anderer zu besitzen und zu halten befreiet als ain prelath und convent oder dessen nachgesetzte ambtleut zu erwäntem Closterneuburg. und dieß soll beschehen jährlichen zu st. Georgen tag und das nachthädung 14 tag hernach. darzue sollen alle angesessenen nachbarn daselbst, si gehören under was herrschaften si wöllen, persönlich erscheinen oder ire scheinbothen schicken, das panthädung helfen besitzen. der herrschaft Closterneuburg und des dorfs gerechtigkeit wie es von alters herkommen von punct zu punct anhören und nach vernemung allen nachtl und alle stritigkeiten kundig machen, damit solicher darnach verhüett und gebessert werde. und haben aller auswendigen herren underthanen alhie bei erwählung aines dorfrichters auch ihre freie stimb und wahl zu geben.

5. So oft das panthädung gehalten, soll das 8 tag zuvor bei st. Veit oder zu Entzesveldkirchen verkündt und in derselben wochen im dorf dreimall ausgerueft und beschrien werden. wellicher nachbar dan ohne ehehafte noth und ohn uhrlaub des richters zu dem panthädung nit käm, der ist des wandls verfallen 12 pfennig, da er aber vom dorfrichter beclagt ist er zue wandl umb 72 pfennig.

6. Wellicher gesessener nachbar umb ehehafter geschäft willen und ohn des richters uhrlaub nit selbst komen thuet, der soll bei diesem scheinbothen dennoch die 12 pfennig wandl schiken. thet er das nit, so ist er umb 72 pfennig des wandels verfallen.

7. Es soll auch die ehrsamb gmain bei dem panthädung haben gemain redner oder führer, welche in den sprachen der herrschaft und des aigens Hagenbrun recht und gerechtigkeit zue dorf und velt, als es von alters herkomen ist, melden und furbringen mögen.

8. Die herrschaft hat aus ihren unterthanen dem dorfrichter 2 und auch die gemain aus der nachbarschaft 2 zu geschwornen beistänten zu erkiesen und zuezugeben.

9. Mehr wirdt gemelt daß das gottshauß Closterneuburg daselbst 4 ganze lehenheuser haben soll, welche vermög gabbrief in dem 1298. jahr von herrn Bernharden dem Naterböckhen und Wernharden Chernerbruner an probst Hartman, wie auch hernach in dem 1395. jar ain behauste hofstatt von Conraden abbten und convent zu Fornbach an probst Niclasen durch kauf komen, aus wellichen behausten güttern nach des königs Matthiasen und türkischen krieg 6 halblehen und ain hofstatthauß gestiftet und 1/2 veltlehen mit neun joch äckern und 1/4 weingarten genannt der Wasen, so herrn Christophen von Neudegg mit kauf und jährlichen 3 schilling 15 pfennig zu st. Michaelis tag zue pergrechtdienst vergünstiget worden. - 10. Mehr der hoff, anietzt schloß Hagenbrun hat außer des schenkhauß welches umb den Hetzmanstorfferischen underthan eingewechslet worden 23 holden; - 11. item, der herren Khernerbrunner, anietzt herrn Wolfen Stöger holden; - 12. und dann des gottshauß zu den Schotten 1 hold.

Und ist ieder hold seiner herrschaft steuer und dienst zu bezallen auch die gebührlich robath zu richten schuldig wann es derselben am füegisten ist. wellicher aber das nit thuet und den andern bevelch erwartt, der ist zu wandl umb 72 pfennig und soll dennoch sein gebührunden anschlag richten.

13. Wellicher erb ausser lants ist, der hat sein zeit aldort zu suchen was sein ist 30 jahr und tag.

14. All geschäft so auf diesem aigen beschehen sollen inner jahresfrist lantsbräuchig erwisen werden; und wer der genüssen will, soll umb die grünt die im geschafft seint auch inner jahr und tag bei dem rechten gruntherrn an nutz und gwer komen.

15. Wellicher in disem aigen, es sei gesessner lediger oder inwohner, umb sein erkauft gruntstück nit den rechten sondern ainen frembden gruntherrn freventlich umb sein recht ansuecht und begrüßt, sollicher grunt ist dem rechten gruntherrn ohn alle widerredt zu wandl haimbgefallen und noch darzue ain leibstraff würdig.

16. Wer kauft und verkauft, die sollen derselben grünt ab- und anfahren bei dem gruntbuech wohin si dienstbar sind inner drei 14 tagen, als von alters herkomen ist. und was für keuf umb behauste gütter gemacht werden, die sollen iederzeit mit vorwissen und ratification derselben herrschaft geschehen.

17. Wellicher auffert gibt zu anlait 12 pfennig, und abfert zu ablait auch 12 pfennig. doch stehet es bei der obrigkeit sich damit zu halten wie recht und lantsbreuchig ist.

18. Es soll niemants gewalt oder frävel in dem aigen weder bei tag noch nacht treiben, er sei ledig oder gesessen, von man- und weibspersohnen. wer das uberfert, der ist nach beschaffenheit der sachen in der herrschaft straff als umb frävel gehört.

19. Ob ain todtschläger oder dieb in diesem burgfridt bei tag oder nacht flüchtig oder ain inländiger auf wahrer that alda betreten wirdt, soll solliches ieder richter auf seiner herrschaft grunt inner den dachtropfen nach demselben schädlichen man zu greifen fueg haben und den alsdan sambt allem guet was er bei sich hat dem dorfrichter in seine verwahrung uberantworten, wellicher den thäter wegen seines verbrechen verrer dem lantgericht Pisenberg, so vor disem zu der herrschaft Greitzenstain gehörig gewest, ankünden und entbieten, daß es sich desselben schädlichen mans gegen erlegung 72 pfennig wegen des fürfangs nach dem driten tag an dem altgewohnlichen ort bei dem creuz underwinde. ob das nun umb die bestimbte stunt nit käm, so soll man die mallefizpersohn uber den driten tag nit halten sondern, wie der mit gürtel umbfangen ist, an das bestimbte orth bringen. und sol der dorfrichter dem lantgericht dreimall ruefen. käm es uber die 3 ruef nit, soll der richter aldort ainen stöcken in die ert schlagen lassen und den thäter mit ainem zwiernsfaden daran binten und mit seinen nachbarn wider nach haus gehen; da sich nun derselbe abriß und darvon käm, so seint richter und nachbarschaft weder dem lantgericht noch iemants andern darumb nichts schuldig. da aber das lantgericht sich bei rechter weil und zeit an dem gewöhnlichen ort finden ließ, so soll ime der dorfrichter gemelten thäter gegen erlegung 72 pfennig fürfang wie der mit gürtl umbfangen ist guetwillig ervolgen lassen; das guet so bei selbiger persohn befunden wirdt soll der herrschaft zu Closterneuburg uberantwordt werden.

Die nachbarschaft vermeldet daß si bei menschen gedenken bei obgemeldtem recht nit wären hantgehabt worden, sondern so oft si ain mallefitzpersohn gemeldten lantgericht Pisenberg an dem bestimbten ort uberantwortet, haben si ainem ieden pfleger wegen des fürfang 72 pfennig und dem gerichtsdiener für seinen thail 6 schilling 2 pfennig raichen müessen.

20. Mehr melden si: ob ain todter leichnamb im dorf oder auf dem velt gefunden wurt, soll der dorfrichter solliches alsbald bemeltem lantgericht ankünden lassen; und da dieses sölliches nit glauben wolt, so soll es inner 3 tagen komen den leichnamb zu beschauen; thät es das nicht, so soll der richter den todten cörper bei der nechsten marterseul begraben lassen, und seint alsdan richter und gmain verrer ainige antwort dem landgericht zu geben nicht schuldig.

21. Si sagen auch zu recht daß kainer ainen frumen man bei dem lantgericht hinterruks verklagen soll, es sei dann der beklagte gegenwärtig. und der dies thet, ist in der herrschaft straff auf genadt.

22. Mehr melden si zu recht: ob ain lantrichter sich gewalts understehn und in disem ihren dorffridt ainen oder den andern, es sei umb welch verbrechen es wölle, aufheben wolt, das sollen si ime nit zuelassen noch gestaten, sondern da es von nöthen mit gegengewalt verwehren und denselben verbrecher bis auf ihrer herrschaft vorwissen und guethaißen in verhaft halten.

23. Wann ainer ainen dieb oder andere malefizische persohn bei dem hieigen gericht will in verhaft nemen lassen, so soll der richter den klager neben dem beklagten so lang inverhalten bis er vergwist ist daß die anklag mit wahrhait und fueg beschehen.

24. Kain gesessener wirth soll ainer flüchtigen verdächtigen persohn aushelfen. hilft er im darvon, so ist er zu wandl schuldig 6 schilling pfennig und soll ausstehen die zuesprüch so zu dem flüchtigen sein mügen.

25. Kain gesessener noch lediger alhie soll kain langes messer, püchsen oder wehr muetwillig im dorf noch zum wein tragen. wer des uberferth, ist von ieder waffen zu wandl 12 pfennig.

26. Si sagen auch zu recht daß iederman vor dem andern in seinem hauß bei tag und nacht solle rueh und fridt haben. alle gottslästerer, spiller und vollsaufer sollen iederzeit nach gebühr bestrafft auch die spill- plätz bei tag und nacht durch den dorfrichter und seine zuegeordnete beistänt abgestelt werden, dieweil daraus große übelthaten entstehn.

27. Auch soll in allen leitgebheusern guete manszucht gehalten und uber die gewöhnlich zeit der 10 uhr zu trinken keines wegs passirt werden. wellicher leitgeb darwider handlet, ist zu wandl umb 6 schilling pfennig.

28. Ob ainer den andern aus seinem hauß fordert, so ist der forderer dem richter zu wandl 6 schilling 2 pfennig.

29. Ob ainer dem andern unbillicher weiß auf des gottshaus gebiet, gassen und burgfridt mit braiter hant an die wang schlueg oder raufte in bei dem har oder bart, es sei man oder weib, gesessen oder ungesessen, so ist er der herrschaft von iedem finger zu wandl ainen gulden.

30. Wellicher mit kandl krüegen ampern stain oder anderm gezeug wirft, der ist von iedem wurf zu wandl 72 pfennig und allen schaden so daraus entsteht zu büeßen.

31. Ob ainer ainem der herrschaft underthanen mit gewafneter hant in sein hauß lauft, ist sollicher der herrschaft zu wandl 5 pfund pfennig und dem richter 72 pfennig.

32. Ob ainer den andern schießt, schlägt oder sticht, der ist der herrschaft auch wandl schuldig 5 pfund pfennig und was für schaden darauß entstehn zu büeßen schuldig.

33. So zwo nachbäurin oder andre inläntische weibspersohnen mit einander kriegten und sich gottslästerlicher verbothner und unschambarer wort brauchten, darumb soll si der richter mit dem pockstain neben ainem phunt wachs zur st. Veits-kirchen straffen.

34. Wer ainen wundet, es sei mit was waffen es wölle, der ist von iedwederer fließenden wunden hinter dem preis umb 72 pfennig, ist es aber ain schauwunden under den augen oder am leib vor dem preis, ist er der herrschaft zu wandl 5 pfund pfennig und schuldig mit dem beschädigten neben bezallung des arztlohns sich nach erkantnus des richters und seiner geschwornen beiständ zu vergleichen.

35. Alle waffen mit welichen schaden beschicht seint dem ambtman, hofmaister zu Closterneuburg verfallen.

[35a.] Es soll kainer dem anderen losen an seinem hauß oder fenster bei tag noch bei nacht. wer daran begriffen wirdt, der ist zu wandl umb 6 schilling 2 pfennig, und der lusner soll geantwordt werden als ain verräther. wurd es der wirth oder sein gesint wahr und schluegen den lusner mit prügeln oder stecken (außgenommen des todts) , darumben seint si nichts schuldig oder pflichtig, und sollen in antworten zu gerichts handen.

36. Kain nachbar soll ainer nachbäurin ohn vorwissen und willen ihres mans mehr nit borgen als ain halb pfunt pfening. borgt er ir mehr, so ist des weibes man dem borger nichts darumb schuldig.

37. Es soll niemants schädliche leut in das aigen bringen, auch kain fremden weder zu diensten nach als zinßman ohn vorwissen des dorfrichters und seiner zuegeordneten geschwornen aufnemen; und sollen dergleichen zureisende persohnen ohne furbringung ihrer geburtsbrief und kuntschaften under disem burgfridt kaineswegs gelitten werden.

38. Wellicher ohne vorwissen des dorfrichters dergleichen persohnen aufnäme, ist so oft ers widerferth zu wandl umb 72 pfennig.

39. Ain nachbar solle dem andern seine verthingte dienstbothen nit haimblich aus seinem brodt abreden. wer solliches widerferth und darumb beklagt wirdt ist der herrschaft zu wandl 6 schilling 2 pfennig, item dem richter 12 pfennig und den dienstbothen wiederumb in sein brodt zu antworten.

Die ander sprach.

40. Es sagt ain ehrsambe gmain auch bei ihrem ait daß niemant in dieser dorfschaft solle wein ausschenken, er hab dann aignen rucken und mitleiden bei der gemain.

[40a.] Von Martini bis Georgi haben die nachbarn ihr bauguet auszuleitgeben, alsdan hats die herrschaft ohne widerredt, es sei dann daß die gemain solliches in bstant näme; doch sollen si vorderist der herrschaft wein auf das schenkhauß zu kaufen schuldig sein.

41. So lang zwen halb dreiling bauweine in diesem dorf auf dem ganter ligen sollen kaine frembde weine hinein kauft werden, auf daß kain nachbar mit seinem bauguet schaden leidt. wer das widerferth, ist der herrschaft halben und der nachbarschaft auch den halben wein verfallen.

[41 a.] Wellicher wein oder pier hinein kauft, den nit verruefen ließ und haimblich ausschenken thet, so der offenbar und uberzeugt, so ist er von iedem emer der herrschaft 72 pfennig und in die gmainladt auch sovill zu wandl schuldig.

42. All feuerstett sollen monatlich oder so oft es die notturft erfordert durch 4 verständige benachbarte besicht werden; und da aine schädtlich befunden, daraus feuersnoth entstehn möcht, solle die von dem inhaber inner 8 tagen genuegsam gesäubert werden. da es nit beschäch und in die beschauer bei dem richter darumb beklagten, so sollen der richter und seine geschworne beistänt solliche schädliche feuerstatt alsbald einreissen lassen, und der schädlich man ist dem richter zu wandl 6 schilling pfennig.

[42a.] Bei wellichem nachbarn aine feuersnoth entstünt, alsbald das uber dem dach ausbrünt so ist er der herrschaft zu wandl 1 pfund pfennig es soll auch derselbe nit davon laufen sondern schreien und umb hülf ruefen; dan soll ain ieder zuelaufen und retten helfen aufs best er mag. und wen er umb hülf anrueft und der nit retten wurt, der ist zu wandl umb 72 pfennig.

43. Wer zank bei dem feuer anhebt und alt feintschaft rechen wolt, der soll darumb am leib und guet bestrafft werden als ob ers selbst anzündt hat, dann ain ieder dabei freiung haben soll. und wer bei dem feuer stillt, der soll darumb ohn alle gnade bestrafft werden.

44. Ain fürsetzlicher brenner, so der auf wahrer that erwischt oder uberzeuget werden kan, ist des todts schuldig und das guet der herrschaft verfallen.

45. Mehr vermag der hieige burgfridt das iederman zur ährnt- und lesenzeit nit eher als bei dem tag, da ain man den andern kennen kan, ausfahren und gehen soll und zu abends auch zu rechter zeit nach dem haltereintrieb haimbfahren und gehen.

[45. a] Auch ist dises dorfs alt herkomen daß kainer sein getraid soll zusamben tragen ehe ain man den andern woll erkennen kan.

46. Wer seinen nachbarn das guet von dem acker oder weingarten ¡c entträgt, der ist zu bestraffen als ain dieb.

47. Ehe dan der zehent ordenlich ausgesteckt wirdt, hat kain nachbar in das volle velt zu fahren. der darwider thet, ist zu wandl umb ain doppelten zehent und dem richter umb 72 pfennig.

48. Kain gast oder frembder wann schon der zehent fürgesteckt soll ohne wissen und willen des richters in das volle velt fahren. wer darwider thet, ist dem richter zu wandl 72 pfennig.

49. Wer den zehent von traid oder maisch entführt, der ist als ain dieb zu bestraffen.

[49. a] Vor dem schnidt und lesen soll der richter die ganz gmain vordern lassen und sich mit derselben bereden wie hoch der lohn gerichtet, damit also guete ordnung erhalten werden möge.

50. Kain lediger oder inwohner so in disem dorf das jahr hindurch sein brodt gewinnt, soll zu ährntzeit nit in andere orte ziehen sein gewerb zu suechen sondern bei der nachbarschaft umb den beschlossnen lohn sein arbait thun. wer darwider handlet, soll vom dorf ganz abgeschafft werden auch dem richter zu wandl 72 pfennig schuldig sein.

51. Ain iedweder nachbar soll mit [seinen] arbaitern gehen die alten wege. wer ime zu fromen und seinen nächsten zu schaden neue weg und steg macht, der ist zu wandl umb 12 pfennig und den schaden so daraus entstehet zu büessen.

52. Die gassen und strassen sollen iederzeit sauber gehalten werden. welcher mist aschen tot vieh oder andere unsaubere dinge darvon krankhait entstehen kan auf die gassen schütt oder dem nachbarn für sein thür oder brunnen tregt, der ist zu wandl umb 72 pfennig. insonderhait sollen der richter und seine beistänt gut obacht auf der gmain saubern trinkbrunn haben und denselben im jahr 3 mall säubern und alle notwendigkeiten ver- bessern lassen. auch sollen alle nothwendige farthweg so weit sich der burgfridt erstreckt durch der gmain robath zu rechter zeit ausbessert werden.

53. Es soll auch ain ieder seinen nachbarn zu dorf und velt jährlich zu rechter zeit, nemblich 8 tag vor Georgi oder 8 tag darnach, also treulich und ungefährlich ausfriden daß nit geklagt werde. welcher das nit thet, der ist zu wandl umb 72 pfennig und soll darzue abtragen und widerkeren allen schaden so daraus gehet. wolt aber ainer seinen nachbarn darumb noch nit ausfriden, so soll und mag solches der dorfrichter auf des unwilligen kosten thun, und soll auch von iedem arbaiter zu wandl stehen umb 12 pfennig und von ainem iedweden creuz auch 12 pfennig.

[53.a] Es soll auch kainer seinen nachbarn den fridt abbrechen noch hacken. wer das thuet und ob er ainen grünen dorn, felber oder andern paumb abhackt, ist er zu wandl umb 72 pfennig und soll auch abtragen und büessen den schaden der dardurch geschieht.

54. Kainer soll zu schaden und nachthail seines nechsten neue graben machen und weder zu dorf noch velt wilde wasserflüß hinführen. wer das widerferth, ist wandels pflichtig 6 schilling 2 pfennig und den schaden so daraus gehet schuldig zu büessen.

55. Ain iedwederer nachbar soll jährlich zu gebührender zeit und wann durch den richter ankündung beschicht, vor seinen äkern, wisen und weingärten die gräben und wasserkessel vleißig raumben lassen. wer das nicht thet und seinen nachbarn darwider schaden beschehe, soll er den büssen und ist zu wandl umb 72 pfennig.

56. Es soll auch kainer dem andern ackern uber seine markstain, lebern oder schlagstöck, es sei zu dorf weingarten oder wisen und acker. wer daran begriffen wird und den schaden auf des klagenden begehren inner 3 tagen nicht wider güeten und wenden will, der ist zu wandl 6 schilling 2 pfennig und alle schaden nach erkantnus des richter und seiner geschwornen beisitzer zu büessen schuldig.

57. Wann ain nachbar oder gast seinen gebührunden grunt nit het, es sei in behausten oder urbargruntstücken, der soll sich bei dem dorfrichter und seinen geschwornen anmelden und mit seinen nachbarn aine ordenliche ausmarkung begehren, die ime billich verstattet, darauf dem beklagten ain tag benent werden soll. kombt er, wohl und guet; wo nit, soll die markung dennoch beschehen.

58. Wann nun der gegenthail ainen widerspruch thun und des richters und seiner beiständ erkantnus und markung vernichten wolt, soll dieß ungültig sein und bei der ausmarkung verbleiben. doch soll in dergleichen fällen weder freunt- noch feintschaft angesehen, sondern was vor gott und der obrigkeit zu verantworten gehandlet werden.

59. Es soll auch kainer neue march machen noch für sich selbst die grünt weder mit marchstain stecken lebern noch schlächten ohne wissen und willen des dorfrichters und seiner beisitzer thailen. wer darwider thet, so sollen dieselben stain und thailung nit craft haben, auch zu wandl sein umb 6 schilling 2 pfennig.

60. Was aber der richter und seine zugeordnete thailen, außzaigen und stainen, das soll ganz craft haben. und man ist inen nach iedem marchstain zu geben pflichtig 12 pfennig. und wer der löfter oder creuz ains oder mehr auszeucht, abhackt oder umbwirft, der ist nach iedem zu wandl umb 72 pfennig.

61. Wer aber ainen marchstain auszeucht und begriffen wirdt, der ist zu wandl umb 5 pfund pfennig; hat er es aber an dem gut nit, so soll man in an die stat da der marchstain gestanden ist mit dem haupt bis gegen der gürtel herauf aingraben und stehen lassen so lang bis er sich selber ledigt.

62. Es soll kainer dem andern sein weinstöck entziehen noch laiten durch den rain. wer daran begriffen wurdet, der ist nach iedem stock zu wandl 24 pfennig.

63. Bei disem dorf sollen allzeit zwen wolerfahrne weingartsleut und nachbarn zu pergleuten und ubergehern gestellt werden. und wo si ainen oder den andern weinzierl in seiner arbait unehrbar und prängerisch befinden wurden, sollen si ime ain creuz aufstecken und solle der weinzierl so die arbait unehrbar verbracht von iedem creuz gemelten pergleuten 12 pfennig und dem richter auch zu straff und wandl 12 pfennig schuldig sein.

Die dritt sprach.

64. In der dritten sprach wirdt erstlich sonderlich gebothen daß ain ieder gesessner und lediger von man- und weibspersohnen so under disem purgfridt sein aufenthalt hat den dorfrichter und seine geschwornen ehrbarlich halten und wider ihren glimpf und ehr (außer erheblichen ursachen) nit reden und thun soll. wer darwider handlete, der ist der herrschaft Closterneuburg zu wandl 10 pfund pfennig, dann auch dem richter und seinen geschwornen beistänten iren gelimpfen mit gebühr wider zu geben.

65. Die hieige gemain soll jährlich zu st. Georgen tag wie es von alters herkommen ist ainen hüter in das velt anstellen, der im ganzen burgfridt aufsehung haben soll damit durch das viech, item das geflügl und die graserinen der nachbarschaft kain schaden beschehe und der gemain guet versichert bleibe.

66. Was für viech durch den hüter in den saaten weingarten wisen und garten gepfendt wirdt soll zu dem dorfrichter eingetrieben werden, und soll derjenige dem das viech zuständig solches, von dem richter von iedem stuck 8 pfennig und dem hüter 4 pfennig, auslösen und den schaden nach erkantnus büssen.

67. Auch soll jährlich alhie ain fleißiger viechhirth gegen gebührlichen lohn gestellt werden, so das groß und klein viech auf den gewöhnlichen viechtrieben waiden und versorgen soll. was durch ain solchen verwahrlost oder verlohren wird, soll mit seinem lohn gebüst werden.

68. Das groß viech soll die gmain von dem ersten austrieb nit länger als bis Georgi auf den wisen zu waiden und zu halten gestatten, damit inen das heufutter desto eher und besser einkommen mög. wurde darwider gehandlet, soll darumb gebührliche straff fürgenomen werden.

69. Nachdem das klaine viech, als gais schoff und schwein, den wisen, jungen felbern und paumben sehr schädlich, so soll dergleichen viech auf den wisen zu halten nit verstattet werden, sondern ieder gesessener soll sein viech ohne schaden seines nachbarn halten, auch das zu rechter weil und zeit für den hirthen treiben und widerumb einthun. wiederfuer dann schaden, soll der dem das viech gehörig büssen und ist iedesmal vom stuck dem richter 8 pfennig und dem velthüter 4 pfennig.

70. Item, soll auch kain gesessener durch sein dienstbothen weder bei tag noch nacht seine roß oder anders viech anungewöhnliche ort und zu schaden seines nechsten nachbarn in gras oder waid stellen. wer darwider thuet, ist nach erkantnus wandels pflichtig und den schaden zu büessen.

71. Es soll auch in dises burgfridts viechtrieb weder schäffereien noch anders frembds viech außer der herrschaft kaineswegs zu waiden verstattet sondern durch den velthüter gepfendet und dem dorfrichter umb sein wandl, von iedem stuck 12 pfennig und büßung des schaden, zugetrieben werden.

72. Hiebei ist auch zu vermerken daß sich aller dieser obgeschribnen recht, gerechtigkaiten und freihaiten auch die ganze gemain und dorfmenig des dorfes zu Klein-Engerstorff mit zugebung und vergünstigung der herrschaft Hagenbrun füglichen wol gebrauchen künen. nit von nöthen aldort ain panthädung zu halten, sondern zu erspahrung des unkosten sollen alle angesessenen nachbarn daselbst, so oft ain panthädung zu Hagenbrun gehalten wirdt werden, auf ankündigung und verruefung gehorsamblich dorthin erscheinen und alsdann mit den nachbarn zu Hagenbrunn wegen der unkosten ain gemaines mitleiden haben.

73. Inhalt und vermüg hernachgeschribnen briefs hat sich die gemain zu Hagenbrun ainer waid und viechtrieb rechtlichen zu gebrauchen.

(Es folgt der Wortlaut eines von Abt Johann zu Heiligenkreuz 1532 Jan. 27 ausgestellten Transsumtes über eine Urkunde des Hans von Dachsenbeck [Deschenbeckh] ddo. 1467 Oct. 3, Wien, wodurch dieser der Gemeinde Hagenbrunn seine Weide und Viehtrift daselbst, wovon man ihm und seinen Erben jährlich am St. Georgstage vor Sonnenuntergang 1 pfund 14 pfennig dient, übergibt.)

74. Item, ist der gemain daselbst auch von der herrschaft Hagenbrun gegen jährlichen 4 schilling 7 pfennig zins an st. Georgen tag ain viechtrift und waid under der Gerresdorffer gemainhölzel vergünstigt worden.

75. Fridt und gemärch des dorfs Hagenbrunn: hebt sich erstlich under des dorfs an, und gehet an Geresdorffer waid und gemain hölzel, von dannen gehets abwärts am Stamerstorffer holz und acker, hernach bis an die Gärttelleutten und Falckhenberg, alsdan an der Klein-Engerstorffer gemainholz und waid; von dannen gehets an die Veiglberghöll der Flandorffer und der herrschaft Bisenberg gebiet, alsdan an Khönigsbrunner leuten und Haidtacker, entgegen herrn Wolffen Steger gemainwisen und Dietrichstorffervelt.

76. Die dorfobrigkeit und alle gerecht- und freihaiten dises dorfs ist der zeit des gottshaus Closterneuburg unwidersprechlich angehörig. was sich nun zu velt, gassen und strassen, so weit sich des dorfs gebiet erstreckt, für schläg und raufhändl auch in ander weg für ungelegenhaiten begeben, das ist allain vor ainem brobst zu Closterneuburg oder dessen nachgesessnen geistlichen und weltlichen beambten abzuhandlen und abzustraffen.

77. Zehentbeschreibung. ( Wird hier nicht wieder abgedruckt.)   

78. Getraid- und weinzehent zu Klein- Engerstorff. (Desgleichen.)

79. Das gemärk des dorfs Klein-Engerstorff hebt sich von ersten an im dorf, und gehet abwerts zu st. Veits kirchen, von dannen gegen dem weingebirg im Packhen genant bis an Enzerstorffer freihaiten der Garttleutten, von dannen bis wider an die Molder runsen Pisenberger gebiet, alsdan gehets verrer bis an den steinbruch, von dannen wider zum rothen creuz (alda. die malefizpersohnen mit 18 kr. für den fürfang und den 6 schilling 2 pfennig dem gerichtsdiener des lantgerichts Pisenberg müssen überantwortt werden), hernach wider auf die laken bis an Gönsterveldt an des capitl [von] Wien wisen, von dannen aufwerts bis auf Stettner, von dannen auf Fländerdorffer gebiet, alsdan gehets an das gemärch des weingartgebirg am Veiglberg Pisenberger gebiet, und entlichen wider zu st. Veits kirchen und erste gemärch.

80. ( Viehtriften,) 81. (Holz,) 82. (Steinbruch der Gemeinde Klein-Engersdorf). 83. Die gemein zu Klein-Engerstorff sagen und gedenken nit anderst, wan bei inen oder in ihrem burgfridt ain malefizpersohn einkombt, das si dieselbe nach dem driten tag dem lantgericht Pisenberg hei dem rothen creuz zu uberantworten; und haben allzeit desselben landgerichts pflegern wegen des fürfangs 72 pfennig und dem gerichtsdiener 6 schilling 2 pfennig geben müssen.

84. Item, wan [in] unser oder in ander herrschaften underthanen heuser und hausgemärch ain malefitzpersohn eingebracht und gefangen wirdt, so ist derselben herrschaft richter schuldig selbige persohn mit allem guet was er bei sich hat der herrschaft Hagenbrun dorfrichter daselbst vor desjenigen haus dachtropfen in eisen und pant zu uberantworten; und was dergleichen malefitz- und gefangne persohn in essen, trinken und andern für uncosten aufgellet, das stehet die gemain zugleich aus.
Herkunft / Fundort
Hagenbrunn | BH: Korneuburg | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1629 - 1632
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 350-360, Nr. 56 (Edition).

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