Hadersdorf am Kamp, Rechte des Marktes (1615)

Hierin seint vermörkt die recht und gerechtigkaiten auch gezüerk und purgfridt des kaiserlichen markts Häderstorf so in der röm. kais. maj. unsers allergnedigisten herrn vizdombambt alß camerguet gehörig, wie die von alter sind herkomen und noch biß dato ruebig observiert werden.

Erstlich hebt sich der burkfridt und freihait des markts Häderstorf an bei einem marchstain so stehet an dem egg und man nent die alt Pruggstat, da weilent ehe gesössen ist Hainrich der Schmidt, welchs hauß ietzt hat Albrecht Kranabiter; von demselben gemeltem marchstain an über den eussern Campp neben dem halterhauß füer so gen Diendorff gehörig, also forth an biß auf den weeg und strassen wie man gen Krembß raiset, in welcher strassen etlich marchstain nach einander auf der linken hant ligen, und noch forth an in der lanstrassen füer das kreuz hinauß da die von Häderstorff und die herrschaft Goblspurgkh die huetreiß gögen einander aufstöcken, denselbigen steig durch das weingebürg nach aus biß auf das velt auf ainen wegg, dem weeg nach uber das velt biß auf den Rueßgrabn, dem Rueßgraben ein wenig nach ab biß auf den Hochrain so zwischen der weingärten ligt, dem Hochrain nach ab über die gärten und ägger biß auf den grossen Campp, dem grossen Campp nach auf biß auf die Lorentzerin, über die ägger biß auf den Mühlcampp, über den Mühlcamp auf ainen marchstain so in dem garten ligt der gen Camern in hoff gehorig, von demselbigen marchstain forth an auf das stainen creüz wie man geen Straß geet, von dem creüz dem weeg nach ab biß mitten in die Tschienz, in der Tschienz nach ab biß wider in dem Müllkamp, in dem Müllkamp nach ab biß mitten in den flueder so gehörig ist zu der mühl zu Dhiendorf, welche mühl mit aller jurißdiction gen Häderstorff gehörig ist, da stehet ein marchstain an dem unterm egg bei dem mühlhauß, von demselbigen marchstain hinter des müllner stadl füer biß auf den erstgenanten marchstain; da endet sich die kaiserliche freihait, gezüerk und gerechtigkait des markts Häderstorff.

Item hat der markt zu Häderstorf sein wesent uralt gerechtigkait das niemant hat darein zu greifen dann ein richter zu Häderstorf. was aber malefitz und den todt berüert und in dem kaiserlichen purgfridt zu Häderstor einkompt, ist man die selben personen nach Wienn für das huebhauß zu antworten pflichtig.

Gleichßfahlß so ist von alters her die gerechtigkait das die gemain zu Häderstorf auß dem rath zween in die wahl nimbt und alsdann die ordentlichen stimen durch rath und gemain beschehen. und welcher unter den zwaien die maisten stimen hat, das derselb solle, doch in allweeg auf ir gnaden herrn vitzdombs ratification, zu einem richter confiermiert. und bestätt werden.

In simili hat die gemain dise freihait das si järlich auß dem rath zu der gewöndlichen zeit zween nimbt, alßdann der richter mit seinen eltisten widerumb zween oder sovil man bedarf zu erfüllung der rathssession auß der gemain hinein nemben und der ait von ihnen aufgenomben wierdt.

Verners so hat der markt die gerechtigkait das alle jar drei paanthädting gehalten werden, das erst den erchtag nach unser frauen liechtmessen, das ander den erchtag nach sanct Georgen tag, das drit und lözt den erchtag noch unser frauen schiedung. zu disen paanthädingen soll ein ieder richter zu Häderstorf drei tag zuvor der ganzen burgerschaft ansagen lassen; und wer darzue nicht kombt, der ist dem richter zu wandl verfallen 32 pfenning.

Mehr so hat der markt alle pfinztag einen offentlichen und gewöhnlichen wochenmarkt.

Ebnermassen hat der markt von alters her die gerechtigkait das er an sanct Pauli bekerungstag ain offenen jarmarkt helt, vierzöhen tag zuvor und vierzöhen tag hernach die freiung. und wer etwas darinen verwarcht, der ist schuldig zu wandl 32 gulden oder ein hant.

Sowohl hat der markt kirchweich vierzöhen tag nach ostern.

Gleichergestalt hat der markt ainen kirchtag am tag Petri und Pauli, vierzöhen tag zuvor und vierzöhen tag darnach freiung. und wer etwas darinen verwürcht, der ist schuldig zu wandl 32 gulden oder die rechte faust.

Item, wer ichtes, eß sei was es wöll, auf gemelten wochen- und jarmarkt zu verkaufen herein füert und bringt, der ist darvon den zoll schuldig.

Item, eß soll auch kain richter in aines burgers hauß mit gewalt ausser ehehafter noth greifen, er soll zuvor den wierth desselben hauß zu rödt sözen. will er füer den verpröcher guet sein und aufm morgen stöllen, soll der richter daran ein genüegen haben; wo aber nit, so mag der richter nach denselbigen greifen.

Ein ieder burger zu Häderstorff hat nit ferrer zu bieten alß seine tachtropfen fallen.

Item, es mögen zween in ainem hauß nit burgerrecht haben, eß seie dan vatter und sohn. wer aber das einer oder mehr erwüscht wurden das si mit einander wuerden hantieren, so hat der richter und die burger dasselbig guet zu des markts notturften zu nemben macht.

Eß soll auch niemant macht zu hanthieren oder freihait haben dann er sei burger und mit aignem rugken alhie heußlich geseßen.

Item, ob einer oder mehr außwendige den burgern in dem purgfridt nachgieng mit vorhaben dieselbigen zu schedigen, der und ietwöder ist verfallen 32 gulden, die 15 gulden dem herrn vitzdomb, die 10 gemainem markt und die 5 gulden dem richter, sowoll ihre waffen so bei ihnen gefunden werden.

Wo ein burger einen diep in seinem hauß erwischt, mag er denselben zu gericht bringen, das soll er thuen. schlecht er in aber zu todt, so ist der burger döstwögen nichts phlichtig.

Item, wo man ainen begreift der im purgfridt, eß sei auf was weeg und orth es woll, schaden thuet, kan ein burger denselben zu gericht bringen, das soll er thuen. wo aber nit, so soll ihm der richter glauben was ihm döstwögen der burger sagt.

Wo ainer überfahren wirdt der verstollens guet einnimbt und verhölt, der ist dem gericht straffmessig.

Item, wann ein burger dem andern sein dienstpotten vor dem jar auß dem dienst rödt oder dingt, der ist dem richter zu wandl 6 schilling 2 pfennig verfallen. wer aber das ein knecht oder diern nicht bleiben wolt, so ist er nichts schuldig.

Item, so ainer oder mehr einem burger vor seinem hauß losen thuet was man darinen rödt oder thuet dasselb zu hören, der ist zu wandl herrn vitzdomb 15 gulden, gemainem markt 10 gulden und dem richter 5 gulden. wirdet aber ainer auß demselbigen hauß geschettigt, so ist man ihm döstwögen nichts pflichtig.

So ein feuer bei ainem burger außkombt, darvor gott lang sei, so soll der dabei es außkombt schreien, eß brint', so lang biß er die leüt erweckt. der es allso thuet, der ist gefreiet mit leib und guet auf acht tag. thet er es aber nit, so hat das gericht macht nach ihm zu greifen, und nichts desto weniger so weit sich sein guet erströckt den jenigen so schaden beschieht zu ergetzen schuldig.

Item, ob ainer dem andern in ein burgershauß fräfentlich nachlief, der ist dem herrn vitzdomb 2 gulden 4 schilling und 2 gulden 4 schilling dem richter verfallen.

Item, schlecht ainer den andern mit der faust, der ist zu wandel ein gulden, die verfallung wie obgemelt.

Wer einen schlecht mit flacher hant, gleichermassen zu wandl 5 pfunt pfenning.

Item, felt einer dem andern ins haar und raufent an einander, die sein zu wandl von iedem finger ein pfunt pfening verfallen.

Also wie oblaut von punct zu punct und von worth zu worth wirdt dises paanpüechels abschrift rechtes original bei des kaiserlichen markts Häderstorff canzlei nit allain befunden sondern selbigem wie von alters her noch iezt unzt dato in allem nachgelebt. urkunt dessen mein Vallentin Bockhreissn der zeit geschworn marktschreiber daselbß hantschrift und gewöhnlich pödtschaft hierunter gestelt. marktcanzlei Häderstorf am Campp den 24. martii anno 1615.   

Valentin Pockhreyß
qui supra m. p.

(Dessen aufgedrücktes Siegel.)             

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichische Nationalbibliothek | InvNr.: Cod. 15.049 (Suppl. 2157c) |
Herkunft / Fundort
Hadersdorf am Kamp | BH: Krems | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1615 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 683-686, Nr. 102 (Edition).

Kategorien: Rechtsquellen | Taiding - Markt | Taiding - Herrschaft

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