Gottsdorf und Metzling, Rechte des Klosters Seisenstein (1641)

Daß seint der herrn deß abbtß und convents zu Seysenstain und deß aigen zu Gottßdorf und Metzlitz gemainiglich armer und reicher rëcht, die wür holden zu Gottßdorf alle panthäding ruegen und offnen sollen mit ainem lëser oder vorsprecher bei unserm starken ait.

1. Von erst offnen und ruegen wür das unser herr der abbt zu Seisenstain hat hie zu Gottsdorf und Mëtzlitz ein freies aigen, und was wür von dem gedachten gottßhauß Seisenstain zu lehen haben, das das unser freies purkrecht ist zu verkaufen und zu versetzen.

2. Wür offnen mehr das wür von alter hero die rechten haben das wür einen ambtman allbëeg haben sollen, der solle zu Gottßdorf sitzen, den soll unser gnediger herr der abbt zu Seisenstain in beisein unserer fürnehmen und sëtzen. derselbe ambtman soll alle sachen nach bësserung unserm genedigen herrn handlen und richten, doch dreierlai sachen außgenohmen: mannschlag notturft und diebhait.

3. Wür offnen mehr: ob unß ain ambtman nit gefiehl der unß zu schwër wolt sein, so bringen wür es all an unserm herrn dem abbte, das er unß ain sëtze mit unserm rath der ime und unß füeglich und wolgefalle.

4. Wür offen und ruegen mehr das wür jährlichen in unserm freien aigen zu Gottßdorf panthäding haben, das erste zu der liechtmessen, das andere zu st. Geörgen tag, das tritte zu st. Marthini tag.

5. Eß soll auch ain ambtmann nit sitzen, wann ain panthäding ist, unerfragt die herrschaft ob ein herr selber sitzen wolte oder nit.

6. So ruegen wür mehr daß unser ambtmann vor iedem panthäding vierzehen tag ruefen lassen soll. wer dan nit kombt der gesessen ist, der ist 72 pfennig zu wandl.

7. Auch offen wür mehr: wer ain lehen, ain halblehen oder ain viertllehen oder was ain mann von unserm herrn dem abbte zu lehen hat, daß ist alles unser genanter herrschaft unzt mitten in die Thanau.

8. So dient ainer von ainem lehen an st. Gillgen tag unserr herrschaft gehn Seisenstein ain halb pfunt pfenning, und den montag nach st. Mërthens tag siben metzen habern und zwai herbsthüener und ain faschinghënn.

9. Mehr so dienen unsers gnedigen herrn abbte zu Seisenstein leüte nehmblichen zu Gottßdorf und Metzlitz dem ambtman zu Gottßdorf 13 schnitter und 13 hüener, die dient die Mëtzlinger, und von 13 lehen 13 metzen korn. darumben soll er den armen leüten bei tag und nacht berait sein auf sein aigen gelt.

10. Wer der ist der ain lehen hat von unsers herrn genaden, der dient 3 hüener und soll führen 3 fueter holz dem purkgrafen gehn Persenpoig in das hauß. darumben und umb solchen dienst den wür dienen auf das hauß soll man unß ain prennholz und hauenholz lassen als vil wür bedürftig sein ohn alle irrung.

11. Welcher aber zimmerholz nehmen will, der gibt dem forster 3 pfenning und nimbt sein notturft zu dem zimmer ohne alle schäden.

12. So sein wür keines wandls verfallen umb den vorgenanten dienst den man auf das hauß Persenpoig dienen thuet. ob wür den zu geben versambten und zu geben verzugen, so soll der pfleger zu unserm ambtman schicken mit seinem gewalt, derselb ambtman zu Gottßdorf soll unß dan pfënden nicht theüerer wan ainer verfelt ohn alles wändl.

13. So seint das auch von alter unser recht: ob ein mann kauft, er sei arm oder reich, der abfert dem ist es zwai thail, und der auffert das drit theil alß vil er dient, zu anlait und ablait.

14. Wer hingibt oder verkauft und welcher versambt zu rechter zeit anlait und ablait zu geben, der ist 72 pfening zu wandl.

15. So ruegen wür mehr: ob ein mann sein hab umbsonst gëb, davon gibt er kein anlait noch ablait.

16. Auch welcher auß seinem guet etwas verkauft, eß sei acker oder garten oder ander, welcherlai daß wër, wan derselb aines verwandlt wierdt, eß wer von kaufs wegen oder mit dem todt, daß sol er selbs nit leihen. was er aber auß seinem guet verkaufen thuet, das soll unser herrschaft zu Seisenstain leihen oder sein ambtman der dessen alles gruntherr ist, und ohn sein willen und wissen nit geschëchen.

17. Auch verpeüt die herrschaft zu Seisenstain das fürbaser auß seinen lehen oder hofstëtten grünt heüsern oder welcherlai daß wër nichts verkauft soll werden weder clain noch groß bei dem faahl deß fravelwandls und deß kaufs abgang, das der nichts sei und keinen fürgang haben solle.

18. Auch melden die haußgenossen das sie die rechten haben von alter daß ein iedlicher mag ain waitzilln haben, daran sich oder seine nachbarn uber die Thana führen wan ine das nott ist, aber keinen frëmbten nit, die sollen gehen an unsers herrn urfar und daselbs uberfahren.

19. Mehr so offen die haußgenossen und die umbsassen das niemant in unserm aigen zu schaffen hat dan umb dreierlai sach, daß ist umb dieb umb notturft und umb todtschlëg. wer daß uberfuhr, daß soll unß unser herrschaft außrichten ân allen unsern schaden.

20. Ob ain dieb erzogen wierdt in unserm aigen, das der gemeldet und eröffnet wierdt und das der lantrichter nach ime sëndt, so soll ine der ambtman selber fahen und soll ime seiner haab 72 pfennig binden in den gëhrn und damit dem lantrichter uberantworten, die andere haab ist unsers herrn zu Seisenstain.

21. Ob ain durchstreichenter mann den man begreift in dem aigen oder auf unsern gründen umb diebstahl, den soll der ambtman gfänklich innenhaben unzt an den dritten tag und soll dem purkgrafen entbieten daß er ine fëxne. kombt er und fexent ine, gibt der purkgraff oder der lantrichter dem ambtmann 72 pfennig für sein mühe. kombt er aber nicht, so fürth man den dieb gehn Rechberg zu der gatterseülen und rueft dem lantrichter dreimahl. kombt [er]dann nicht so bindt man den dieb mit ainem ruegoder strohhalm zu der seülen, und was daß aigen fürbaaß angieng von des diebs wegen, das soll dan der purkgraf oder lantrichter außrichten und widerkëren.

22. Eß soll auch ain ambtman solch händl und waß den doth anbetrifft von sein selbs wëgen außrichten oder fürbringen in das lantgricht unerfragt unser herrschaft zu Seisenstein.

23. So seint das unsers genedigen herrn faäl: mësserzucken schwertzugken ohne schaden 12 pfennig zu wandl, mit schaden aber 5 pfunt pfening;

24. ain stainwurf ohne schaden 72 pfennig, mit schaden 5 pfunt pfening;

25. ain raufen schantschlag iegliches 5 pfunt pfening;

26. ain mësserwurf und ain hackenwurf idlichs zu wandl 5 pfunt pfening.

27. Ob unser ainer clagt einem andern herrn uber unser ainen, und ob er deß uberwisen wierdt und mag sich des nit rëdlich außreden, der ist unserm genedigen herrn zu Seisenstain zu wandl 5 pfunt pfening.

28. Ob ein ehefrau solches uberwisen wuerde, die wer zu wandl 72 pfennig.

29. Ob ain unzucht geschäch auf unserm aigen, es wer bei tag oder nacht, wer daß säch und verschwichs und er deß bewart wurt, der ist der herrschaft Seisenstain zu wandl 72 pfening.

30. So haben wür auch das recht: wo ain kauf gestift und ordentlich von unsern leüten gemächt wierdet, und wer sein abstehet und nicht ihr baider willen ist, der ist der herrschaft verfallen 6 schilling 2 pfennig und ainem seinen schaden abzulegen und den haußgenossen ainen emer weinß.

31. Welcherlai wandl und wo die gefallent auf der strassen oder in den höfen, wo das ist in unsers gnedigen herrn von Seisenstain gebiet, die seint all seiner gnaden.

32. Wan ain prunst außkäme, das gott nit engebe, oder ain gwalt dem closter Seisenstain unser herrschaft geschäch von frembter herrschaft wëgen, welcher der umbsassen nit zuhant köme und rëtteten wan man die grossen zwo klocken mit einander leütt in dem closter, die sein das groß wandl verfallen und für untreü geachtet.

33. Allen unlauterichen und unerbaren weibern auch këtzern unglaubigen und gottßlëstern ist verpotten das aigen von der herrschaft Seisenstain. welcher sich darüber nicht daraus ziechen wolte, die soll man mit gwalt schämblich hindan treiben; und die solch aufhielten, sollen gestrafft werden.

34. Welche die wëren die freie weiber oder andere schëdliche leüt in iren heüsern behielten, die seint zu wandl 72 pfennig.

35. Auch haben wür das recht auf unserm aigen das iedem mann verpotten ist uberlange mösser und uberlange schwërt und uberlange spieß und ander verpotne wöhr zu tragen. wer sie darüber trëgt, nimbt man ime eß so hat man es recht.

36. Eß soll auch keiner innleüt in sein hauß aufnehmen noch halten ohne wissens und zuegebens der herrschaft oder des ambtmans zu Gottßdorff.

37. Eß ist auch zu merken das alle holden die deß gottßhauß Seisenstein und des pfarrers sint, im auflaufen sollen vëstiglich bei einander bestehen. wo nit, sollen sie gestrafft werden an leib und an guet von unserer herrschaft Seisenstain. wer sich dessen darüber trösten wolt und schant richtet, den sollen die andern underbössern mit trucknen schlëgen alß oft unzt das er davon lasst; darumben seint sie der herrschaft nichts verfallen, dan der unzogen solle darumb gebessert werden.

38. Eß peüt auch unser herrschaft dem ambtman und dem geding zu Gottsdorf das sie armen und reichen, frembten und kunden bei iren starken aiden und gottes hulden erthailen und lassen widerfahren das recht und lassen daß nicht durch gaab noch durch kuntschaft noch durch freüntschaft noch durch allfanz noch durch feintschaft willen. ob sie das ubergiengen, so will sie straffen unser herrschaft zu Seisenstein an leib und an guet.

39. Auch peüt unser herr ernstlich das alle clagen die geschechen in unserm pantäding, eß sei von unsern leüten oder von andern herrn leüt wëgen, gewëndet werden mit dem rechten in dreien vierzechen tagen und keiner lenger umbtriben werde mit mancherlai thäding und verziechnus, sondern ain rechttag solle ime außgeschaiden werden und man ferer wohl dinget.

40. Welcher under unß fürbaser pätt oder anmuetet an unsern gnedigen herrn das er seiner pantäting zu Gottßdorf oder anderer seiner rechten abließ, der ist 72 pfennig seiner gnaden zu wandl.

41. Auch verpeüt unser gnediger herr das spillen auf seinen grünten bei dem fahl 5 pfunt pfening.

42. Auch mehr verpeüt unser gnediger herr allen die an dem geding sitzen zunëgst dem richter oder ambtman, das der kainer zum lësten von dem thäding soll aufstehen unzt daß der richter oder ambtman aufstehet. wer das uberfuhr, der ist 12 pfennig zu wandl.

43. Auch verpeüt unser gnediger herr gar ernstlich das man die stuck der rechten und seiner pot als die verschriben seint in ietlichem pantäding fürlegen sollen mit ainem lëser, oder ob man das nit haben mëcht mit ainem vorsprëcher. thët man das nicht, so sprach unser herrschaft der gmain zue umb den fräfl.

44. Eß soll auch ain iedweder richter oder ambtmann zu Gottstorf das buech innenhaben da die rechten und gepoth unsers gnedigen herrn zu Seisenstain all geschriben stehent, die auch all pandäting soll haissen lësen, das die mit dem vorsprecher mit willen nit werden abgelassen oder von vergessen wegen.

45. Auch so verpeüt unser gnediger herr der abbt zu Seisenstain ernstlich das an einem ieglichen tag und ehehaften thäding so gehalten werden bei dem richter oder ambtman zu Gottßdorf, kein unzucht desselbigen tags weder vor dem thäding oder hinach in demselben hauß nit getriben werde weder mit krieg noch mit ubelhandlung noch mit auflaufen noch in keinerlai weiß. wer das pot ubergieng, der soll also gebessert werden alß ob er das begangen hette in unsers genedigen herrn gegenwürdigkeit under seinen augen, dem ist er auch seiner gnaden verfallen 5 pfunt pfënning.

46. Auch so peüt unser gnediger herr zu Seisenstain seinem ambtman zu Gottßdorf von deß pfarrer holden wëgen: wen sich dieselben vergessen mit scheltworten, mit krieg oder in aufleüfen oder waß sie thëten wider iren herrn den pfarrer, darumb so soll er sie fahen, in den stock lëgen oder in die güllnitz und die auß der gfängnus nicht lassen ohn unsers gnedigen herrn willen; und waß sie haben zu besserung geben, das ist des pfarrers.

47. Eß peüt auch unser gnediger herr zu Saisenstain und der pfarrer zu Gottsdorf allen iren holden alles daß zu halten was in unserm rechtbuech gebotten und geschriben stehet, daß kein holt der herrschaft Seisenstain zuegehörig und des pfarrer zu Gottßdorf nichts verkaufen soll, weder hoff noch hofstëtt wißmadt oder purkrecht, unangefailt am ersten die herrschaft. wer das pot ubergieng, der ist seiner herrschaft dasselbig verkaufte guet verfallen und deß soll sich auch die herrschaft underziechen.

48. Eß peüt auch unser gnediger herr zu Seisenstein und der pfarrer zu Gottßdorf allen iren underthanen und holden daß sie ire heüser peülich halten und mit gueten feüerstetten versehen und verwart sein, damit kein gefëhrligkeit des feüers erstehen möge.

49. Es soll auch ain richter oder ambtman zu Gottstorff alle pantäding ir etliche darzue verortnen das sie nach dem pantäting allenthalben in die heüser gehen und die feüerstet und rauchfäng beschauen. welche unfleissig befunden werden, die sollen gestrafft und gewandlt werden.
Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Haus-, Hof- und Staatsarchiv; Cod. suppl. 352 | Seiten: 5a-21a |
Herkunft / Fundort
Gottsdorf | BH: Melk | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1641 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 742-748, Nr. 110 (Edition).

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