Gösing am Wagram, Rechte des Stiftes Göttweig (1583)

Pantheuting uber Gösing, gehalten den 2. aprilis anno etc. [15]82

Hiehernach sein verschriben die recht der herrschaft unser frauen gotßhaus zu Göttweig, die ir holden haben im ambt Gösing.

Von erst melten wier ain panthädting, welches alle jahr acht tag vor oder nach sant Colmans tag gehalten werden soll, und das nachtheuting am vierzehenden tag durch ainen richter daselbst gehalten werden; doch sol albeg ain herr vom Göttweig, seiner genaden hofmaister oder anwalt darbei sein. auch alles so ain hofmaister oder anwalt unsers genedigen herrn vom Göttweig in dem pantheuting verzeren, sollen die nachberschaft was in das ambt gehört unter einander anschlachen und bezallen.

Aber melden wir in dem pantheuting: alles so wir sagen oder reden, das sprechen wier bei treuen und bei dem aide den wir dem gotßhaus Göttweig geschworen haben.

Mer so melden wir die march so zu dem aigen Gösing zuegehörig, als weit si mit stain und rain viechwait und wiltpan geet, als unsers genedigen herrn march und grunte geent, wie hernach volgt: erstlich hebt es sich an bei dem tiebstain, von dem tiebstain auf Gamus, von der Gamus auf das loch der Dornweg, von dem Dornweg auf des Gnierssn weingarten, von des Gnüerssn weingarten in das gemerk, von dem gmerk mittn in dem weg des Khirchtalls, von dem mittnweg des Khirchtalls durchaus auf das Marttall, von dem Marttal ab und aus biß auf des Keuetzen weg, durch des Kheuetzn aus biß auf den alten Plegkheten weg, von dem alten Pleckheten weg aus biß auf den rechten Pleckheten weg, vom rechten Pleckheten weg aus biß auf die hochstraß, nach der hochstraß herumb auf den Rabenstain, von dem Rabenstain auf den Aussern grunt, von dem Aussern grunt ab auf die Podenleutten, von der Pottenleutten ab biß in des Eysenhuets weingarten, ain raisspieß lang von des Eysnhuets weingarten ab in die Staingrueb, von der Staingrueb ab biß auf den Briefweg mitten in dem Sanndt, vom Briefweg in das Pruntall, vom Pruntall auf des Tenngkhen grunt, auf dem Hochen rain umbher, dem Hochen rain nach auf biß auf den tiebstain, da geet es ab.

In disem march hat niemants ân unsern genedigen herrn vom Göttweig zu handlen und wandlen oder seiner genaden anwälde; dann alle obrigkeit und herrligkait gehören allein dem vom Göttweig unserm genedigen herrn zue, außgeschlossen das malevitz.

Mer sprechen wir das kain landrichter in unserm aigen Gösing nit einzugreifen, zu schaffen noch zu handlen soll haben. will aber der lantrichter ain trunk zu Gösing, so soll er den ain fueß im stegraif und den andern fueß auf der erden haben und ain seitl weinß außtrinken; will aber lantrichter mer trinken, so soll es mit willen des richters und der nachberschaft daselbs beschechen. wo aber der lantrichter ainicherlai poch und hochmuet in dem aigen treiben wollt, wo in dann die nachberschaft auß dem aigen schliegen, sein si niemants nicht darumb schuldig zu thuen.

Aber sprechen wir: alles das so sich in disem aigen begeb, allein das mallavitz, sol darin außgetragen werden.

Mer sprechen wir: wo ain dieb oder ain landßrauber in das aigen gejagt wurde, so sol dasselb guet was gemelter dieb mit ime bringt unserm genedigen herrn vom Göttweig verfallen sein, und wie er mit guertl umbfangen ist also sol er dem lantrichter am drittn tag erbieten, am driten tag vor. und ob das wer das der richter sich des schedlichen man nicht underwinten wollt, so soll man dem richter ruefen drei schrai; will er in nicht nemen, so sol die gemain den schedlichen man anpinden zu dem tiepstain oder thorseuln mit rughalm, und furbas sol sein die gemain unentgolten sein.

Item, wir melten auch: ob zwen feint an einander weren und ob ainer baß gefreunt wer dan der ander, und het der ander sein freunt uber felt, wolt derselbig sein freunt herladen auf ainem gesessen, so wer er von iedem verfallen 2 und 6 ß pfennig in das aigen und 2 und 6 ß pfennig aus dem aigen.

Si melten auch: ob ainem ain dieb kem in seinen hof oder haus und rueft seinem nachbern das si ime zu hilf komen, so wer er des wandls pflichtig auf sein widerredt.

und ob das wer das der man und der dieb an einander schluegen, das er den dieb uberkem und schlueg in zu todt, so sol er in nemen bei den henden oder bei dem har und sol in ziehen aus dem hauß auf die gassen und sol ainen pfening auf in legen, so hat er in gepüesst gegen der welt und dem gericht.

Item, si melten auch: ob ein zutzldieb kem in sein haus und stull im was under 12 pfennig wert wer, es wer fraw oder mann, und wiert er begriffen, so sol man in durchschlagen und sol in lassen laufen, er ist niemants pflichtig weder dem richter noch niemants, nem halt sein guet hinwider.

Item, si melden auch: ob ain prunst außkem, kem dan ainer dem andern nicht zu hilf, ob er des verleg, so wer er des wandl verfallen von ainem ieden hindersessen 12 pfennig. und dieweil zwen an einander feint weren, so solt iederman fridlich sein; wolt aber ainer den andern angreifen, so wer er leib und guet verfallen. und ob das wer das zwen an einander rauften, so weren si von iedem vinger ain pfunt pfening verfallen. ob er in dan schlecht mit flacher hant an das wang, so ist er von ainem ieden vinger 1 tal. pfennig verfallen;

schlecht er in mit der faust, so ist er umb 1 tal. pfennig.

Item, si melten auch: wer der wer der da zucket ain schwert oder ain messer, so ist er umb 12 pfennig; schlecht er mit schaid mit al, so ist er umb 72 pfennig.

Item, von ainem hagkenwurf 5 tal. pfennig.

Item, von aim stainwurf 1 tal. pfennig.

Item, ob zwen an einander feint weren und jagt ainer den andern in sein haus und wolt nach im, wolt in schlachen ân des richters wissen, so wer er verfallen leib und guet. und ob ime derselbig sein feint zu todt hiet geschlagen, so soll er in nicht heraus nemen ân des richters willen.

Item, wer dem richter nit gehorsamb ist, als oft ist er umb 12 pfennig.

Item, mer ist ain ieder der ainem ain fliessende wunden haut per 2 und 6 ß pfennig, und von ainer ieden painschredigen wunden 1 tal. pfennig, als oft ain wunden als oft das wandl.

Item, wer der ist der mit ainem armbrost außkem auf seinen nachbern, der ist umb 2 und 6 ß pfennig.

Item, wer der ist der mit ainem spieß außkem auf seinen nachbern mit gefer, der ist umb 2 und 6 ß pfennig.

Item, wan ainer ain hagken zu dem leutgeben tregt, und wen er ain pfening wert wein trinkt so soll er die hagken dem wiert geben; thuet er es nicht, so ist er umb 12 pfennig.

Item, wer der wer der da ainen aus seinem haus vordert, so ist er umb 2 und 6 ß pfennig als oft er das thuet.

Item, wer der wer der ainen grasigen rain ainer gwantn lang ausert, der ist umb 2 und 6 ß pfennig.

Item, der ain marchstain außwierft zwischen zwaier agker, der ist umb 5 tal. pfennig.

5 Item, ob ainer ainen marchstain setzt ôn seins gegentail willen, der ist umb 5 tal. pfennig.

Item, wer unflat auf die straß wierft, es sei aschen oder todte huener oder ander böß, der ist umb 12 pfennig.

Item, der da grueb macht, das die leut schaden nemen, unzt an den dritten tag, so ist er umb 12 pfennig. wan er die lenger ließ steen unz an den dritten tag und ob iemants derselben grueb schaden nemb, so muesst er ims piessen.

Item, ob das wer das ainer verklagt oder versagt wiert in das gericht gen Weickherstorf und der richter hersendet und wollt denselben aufheben ân zeredtsetzen seins richters, und wan man den selben ankem, so soll man si ausschlachen und weren, und niemants darumb pflichtig ze sein.

Item, wer der wer der ainem seinen inhof nicht ausfridt der ist umb 72 pfennig, item den stolhof nuer 12 pfennig, als oft er zu clag kumbt.

Item, wer ain schwert zugkt in dem haus, der ist umb 72 pfennig.

Item, wann ainer ain runsen macht auf der strassen der wasser wil ausschöpfen auß seinem haus, und ließ ers lenger steen den[an den]drittn tag, so wer er umb 12 pfennig als oft er versagt wierte.

Item, wer der wer der ainem sein viech einthet, und wolt ainer sein viech mit gwalt nemen hinwider, der hat gefrävelt und ist umb 6 schilling pfennig.

Item, so ainer clagt umb grunt und poten in dem burkfridt oder umb geltschult, der sol das thuen vor dem richter von Gösing. und so des recht spruch gedingt wurde, das sol gedingt werden in Göttweiger hof zu Stain.

Item, all punct und fäll gehörent zu meinem genedigen herrn vom Göttweig. und al wändl hinder 2 und 6 ß pfennig haben der richter und die geschwornen zu richten. und all punct und fäll auch wandl steen auf genadt.

Item, wir haben auch die gerechtigkeit zu verpieten das lesen unzt als lang das das gemain lesen ist. und alle dieweil ain weingarten im perg zu lesen, ist das afterlesen verpoten; wer begriffen wurde, ist umb wandl 72 pfennig. stegken ziehen und laub straufen ist verpotten und alle dieweil drei weingarten zu lesen sein.

Item, so sein die hueter pflüchtig zu hueten. es sein auch die hueter pflichtig die weg zu machen.

Item, es sol auch niemants dem andern sein stegken aus seim weingarten tragen. wer das thet, der wer von iedem stegken umb 12 pfennig; bricht er in aber entzwai, so ist er umb 24 pfennig.

Item, es sol auch niemant in dem weingarten halten weder kue noch ander viech. wer das thet, der ist umb das wandl von iedem haubt umb 12 pfennig.

Item, es sein auch all unrecht weg verpotten. wer darauf begriffen wiert, ain geender umb 12 pfennig, von ainem wagen 72 pfennig.

Item, wer ain ungehorsamber nachber wer in ainem gemainen nutz mit den nachbern, dem sol man vor und hinden ain stegken für die thier schlagen und ist im verpotten waid und wasser. zeucht er aber den stegken aus, so hat er verfallen von ainem ieden hausgenossen umb sechs schilling zwen pfening.

Item, ob ain gelter klaget auf ainen umb geltschult und wolt auf phant zaigen, das hat er nit gewalt, sonder der richter und die geschwornen haben anzuzaigen.

Item, wier melten auch: was kauf geschechen, umb we das sei, wer des kaufs abstuent ân des andern willen, der wer zu wandln umb 6 schilling 2 pfennig.

Item, wir melten auch das wir alle maß weins und traits im Kambarn hof nemen sollen, alß dann von alter herkomen ist, und die obgenant maß zu dem dorf bei dem richter zu Gösing suechen und nemen und uber nacht nit behalten, auch nicht unrechte maß geben. wer das überfuer, dem soll man die maß nemen und wer umb das frävelwandl; und alß oft er die maß nit haimbtrueg ist er zu wandln umb 12 pfennig.

Item, wir melten auch: wer fruchtpar oder nutze paumb abschlueg oder außreitet, der ist zu wandln umb 5 tal. pfennig.

Item, wer sich erb underwindet ân des richters willen, der ist zu wandln umb 72 pfennig; oder in das erb geet, alß oft 72 pfennig.

Item, wir melten auch das grasen zu verbieten zu sant Jörgen tag in den weingarten. wer darinen begriffen wurde, der ist zu wandln umb 12 pfennig.

Item, wir melten auch das besonder zu halten, wenn das verpoten ist, als oft der begriffen wurde von iedlichen haubt zu wandln 12 pfennig.

Es soll auch der richter sambt den geschwornen alle jar die feurstet beschauen, dieselben welche böß sein in vierzehen tagen guet zu machen bei dem grossen wandl schaffen, und nach den vierzehen tagen den raukfank widerumb beschauen, und ist er nit gebössert, so sol er die feurstat oder rauchfank niderschlagen und das wandl von im nemben.

Zu vermerken: als weit meines genedigen herrn vom Göttweig march wie vorgemelt geen, als weit ist aller wiltpan und reißgejaider unsers genedigen herrn vom Göttweig dem löblichen stift unser lieben frawen gotßhauß Göttweig zuegehörig.
Standort
Göttweig | BH: Krems | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Göttweiger Stiftsarchiv | InvNr.: Papierhs. 1582; Sign. H. XI. 13 | Seiten: 1a-8b |
Herkunft / Fundort
Gösing am Wagram | BH: Tulln | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
exaktes Datum: 2. April 1582 | Entstehung: 1582 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 659-663, Nr. 99 (Edition).

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