Gars am Kamp, Marktbuch (vor 1430)

Das marktbuech, abgeschrieben anno [15]49isten.

Hie sein vermerkt die recht des markts zu Garß, die unser vorfordern und wir bei dennen herrnen von Meissau unzt heer gehabt haben und von alter herkommen sein. auch ist dasselbig gericht hierinn vermerkt und benant mit marchen wie verr und weit das zu richten hat.

Von erst ist benent das zu Garß ein fürstlich gericht ist, als das vor langer zeit und von alther heerkommen ist. daselb sol sein stock und galgen und uber das bluet ze richten in aller der maß und gerechtigkeit so si zu Krembs, Egennburg oder in andern unsers genedigen fürsten stötten haben zu Össterreich.

Darnach ist benennt wo sich die gemerk anheben des gerichts. erstlich zu Ran bei dem paumb, dem weeg nach auf Schönberger wart, der wart nach ab in Stifner fuert mitten in dem Kamp, nach ab unzt in den Vrbing, dem Vrbing nach auß unzt an Schiltinger hütten, von der hütten unzt in die Frän, der Frän nach ab unzt in Genßgraben, wider in die Frän, der Fränn nach ab mitten in den Kampp, dem Khampp nach ab unzt mitten in die Täffen, mitten in der Täfen nach auß unzt das stainen prückel zu Molt, von dem stainen prückel nach auß Molter reitsteig unzt an die lantstraß auf den Mänhartsperg, der lantstraß nach umbher unzt an die drei marchstain, daselbst zaigen die drei marchstain auß die drei gericht, der erst das gericht ze Garß der ander das gericht zu Egenburg der dritt das gericht zu Hornn, der dreier stain nach umbher der straß unzt gehen Harmanstorf, mitten durch den thurn, von Harmanstorf nach umbher gehen Puckhenndorff, durch das dorf von Puckhendorff dem weeg nach unzt hinwider gehen Ran an den paumb.

Es sol in dem markt sein ain marktrichter der da gesessen ist, mit willen und vorwissen des raths und der gmain ze Garß.

Derselbig richter soll von erst den burgern und der gmain außzaigen sein knecht. er sol haben ein nachrichter.

Es sol auch ein ieder richter alle jar järlich besitzen drei pantäding in dem markt ze Garß, das erst zu s. Georgen tag, das ander zu weinachten, hernach wider Georgii. aber zu s. Georgen tag soll man besonder das gericht umbgreifen und benennen meniclich mit aller gerechtigkeit und innhaltung des markts buech.

Es sol in dem markt ze Garß sein ein ganzer geschworner rath, vier des canzler und acht des herzogen, die habent die burger ze setzen gewalt darein und darauß.

Es soll auch die gmain vier unter ihnen haben, die da haissen vierer, zusambt dem rath an der gmain statt.

Der markt ze Garß hat ain gewohnlichen wochenmarkttag allweeg am montag, darauf ieder mann mit seiner wahr gefahren, reiten oder gehen mag, allen seinen frommen daselbst damit schaffen als markts recht ist.

Es soll der nachrichter an demselbigen tag des morgens frue ain püschl aufstecken. darbei soll man verstehen daß niemand frembder für sol kaufen unzt das man gehen hof, die burger die gesessenen gekaufen. das soll wehren unzt man auf dem perg gesingt, so soll er das püschl fuder thuen.

Es hat auch der markt gerechtigkait das ieder mann mag fleisch und brott und all anderlei wahr, nichts außgenommen, dahin bringen und da verkaufen am pfinztag in der wochen als am rechten markttag.

Der markt hatt ain järlichen jarmarkt allweeg an s. Bartlmees tag mit aller der ehren und rechten als ander jarmärkt in dem lant zu Össterreich und nach innhaltung unsers bestättbriefs den wir haben von unserm gnedigen fürsten herzog Albrechten.

Zum hohen mittichen in den pfingstfeiertagen ist allweeg ain gewohnlicher kirchtag und zu solchem kirchtag 14 tag vor und 14 tag hinnach mit freiung, wie dann zu Egenburg oder in andern küniclichen stetten und märkten im lant zu Össterreich ist ain gewöhnlicher jarmarkt mit aller der freiheit.

Wer unter marktzeiten zuckt dieweil die krämb stehen, ist zu wandel 5 lib. pfening oder ain hant dem gericht.

Wer in der wochen dahin fert mit getraid oder anderlei wahr, geit zu zol 1 pfennig. und wer dahin geit das ain kauf ist, geit zu zol ain pfening. wer da kauft schwein, saw oder ander viech, geit von iedem haubt zu zol ain pfening, von ainer gaiß ain helbling, von ainer seiten fleisch 1 helbling.

Wann ain gast daselbst von ainem burger kauft wein oder getraid oder anderlei wahr das ain kauf ist, geit zu zol pfennig, und alßbald sich der kauf vergehet so soll er den zol an demselben tag außrichten. es soll aber dieselbig wahr in einem sack oder pulgen sein.

Wer in mueltern fail hat und an den markt getragen mag, welherlei das ist, geit an dem wochenmarkttag ain helbling und an dem pfinztag ain helbling zu zoll.

Wer da kauft oder verkauft getraid, er sei gesessen oder ain gast, der sol den metzen nemben bei dem richter. und wann er hinter zehen metzen messt geit zu zol helbling, messt er aber zehen metzen oder ain muth geit zu zoll ain pfening.

Wer den metzen uber nacht verhalt, ist alle nacht zu wandel 72 pfennig.

Man soll alle metzen als weit das gericht zu richten hat auß allen dörfern im jar ainist oder zwier abfächten nach dem marktstain zu Garß. das soll man in dem pantaiding beruefen, damitt man die metzen auß den dörfern dahin bring.

Wer die metzen nach dem beruefen nit bringt, ist zu wandl dem gericht.

Wer habern oder ander getraid fürkauft und den wider verfüettert, der soll daran nit mehr gewinnen dann was er uber 10 pfennig kauft daran soll er nur 1 pfennig gewinnen oder er ist ze wandl 72 pfennig.

Es sollen all rechtlich frid, steig und weeg zu s. Georgen tag gefridt sein oder er soll zu wandl 72 pfennig.

Es mag ain gast den andern zu recht da wol verbieten.

Ob ain gast da mit recht ze schaffen hat, dem sol man warthen unzt das die sun undergehet.

Ob ain gast ainem gesessnen da mit recht zuespricht und behabt der gast, so ist der gesessene zu wandel 12 pfennig, aber der gast 72 pfennig.

Wer mit frävel und in feintschaft in das gericht reitt, fert oder gehet und wer mit ihm darbei ist, ist iedlicher zu wandel 5 lib. pfening und alle wöhr die er bei ihm hat. ist er aber ain edlmann, ist zu wandel 32 lib. pfening, roß und harnisch und alle wöhr die si bei ihnen haben. stiessen si aber ain thür, fensterprett und brächen ein hauß auf, seint zu wandel verfallen leib und güeter.

Man mag kainen hofmann da nit verbieten, deßgleichen den pfaffen.

Was sach sich da zu Garß handlet, die mügen sich mit recht wol enden und vergehen.

Es sol kain Garser Hornner Egenburger und markt Pöllinger ainer den andern nit verbieten ohn ze red setzen. und ob er dem richter klaget und ihm nit genueg thätt, so sol darüber kainer verbieten dann den rechten selbstgescholn.

Item, wer zuckt in dem markt oder weinheüsern, ist zu wandel 72 pfennig.

Es sol kainer dem andern in feintschaft in sein hauß oder unter sein dachtropfen nachlaufen oder er ist zu wandel 6 schilling 2 pfennig, wen ieder mann soll in seinem hauß frei mit gemach sein.

Ob sich zwen oder drei in dem markt oder in den weinheüsern mit einander zerrütten und ainer dem andern verbottene wort zuesetzet, darbei ain geschworner oder zwen auß dem rath sprächen si sollen ihrer schonen und davon lassen, thätten si das nit, so sein si zu beeder seiten das wandel. si mügen ihn ihr ieklicher auß dem rath wol ain frid bieten unzt an den richter. der fried hat auch craft und macht unzt an den dritten tag, oder er ist zu wandel 32 tal. pfennig.

Item, es soll kainer der gemain ain rathman ubel handlen umb unverschulte sach oder er ist zu wandel 5 lib. pfennig oder ain hant, das stehet bei den burgern.

Ob ainer des raths ainem gemainem mann ubel handlet, darumb hat ihn ain richter ze bessern nach der burger rath.

Item, es sol kain nachber dem andern sein dienstvolk auß dem dienst taidigen, es woll dann nit bleiben.

Es solle kain gesessener kain ungenämb ding auf die gassen giessen noch schütten oder er ist zu wandel 12 pfennig, darauf ain nachrichter warten soll.

Item, ob ain dienstvolk seinem herrn oder frauen was stull oder entfüeret und begrieff ihn sein herr oder ander sein dienstvolk in seinem hauß, so soll er ihm dasselbig wider nemben und ihn laufen lassen und ist auch dem richter nichts schuldig.

Item, ob ain geschworner oder gemainer burger des nachts haimbgieng von dem wein oder von wannen er gieng, begegnet ihm ain ander oder mehr und gieng derselb den wenten oder dem schatten nach, spräch der burger zu ihm 'wer gehet da?' oder 'wer bist dus?' und meldet sich nit, mocht ihn der burger gefahen, so soll er ihn dem gericht antworten für ainen schedlichen mann; möcht er ihn aber nit fahen und schlueg ihn der burger zu todt, er wär dem gericht nichts pflichtig.

Wer des nachts losen an die fenster gieng oder an ein thür und stäch der wierth herauß und stäch ihn halt zu todt, ist dem gericht nichts pflichtig.

Die fleischhacker sollen schlahen an alter gewohnlicher statt. schlueg er aber alßwo, das soll er thuen mit des richter willen oder er ist zu wandel ain halbe prust.

Es sollen auch allweeg zwen fleischhacker mit einander fleischhacken und nit drei.

Er soll auch haben allweeg vor ihm ain pfemberth fleisch geschrottens, damit ain armer mann oder fraw gekaufen mag.

Es sollen auch zwen beschauer fromer man das fleisch beschauen, die darüber gesetzt sein.

Die böcken sollen allweeg brodt unter den penken haben oder si sein zu wandel 6 schilling 2 pfennig.

Si sollen allweeg helbertsemel pachen wann si den waiz hinder 60 pfennig mügen kaufen. und wann si den markt ohn brott stehen lassen und in welhes gewalt man dann mell begrieff, der1 ist zu wandel verfallen 72 pfennig.

Und als oft ihr ainer der böcken ausfört, so soll er inhaimb lassen für 60 pfennig brott.

Iedem böcken sein frei 6 sau die lest schüt, dabei sol er ain hüeter haben oder er ist zu wandel dem gericht.

Item, wer den halter schlecht unverschulter sach bei dem viech, der ist zu wandel 6 schilling 2 pfennig.

Man soll im jar ainist oder zwier all feuerstett beschauen, darüber soll man setzen bschauer, und die unrechten feuerstett in 14 tagen wenden oder niderbrechen, und sein zu wandel 72 pfennig.

Es soll kein mittelpöck nit pfemberth auf den markt fürpachen, und soll auch in der wochen an kainem andern tag brodt auf dem markt fail haben den am montag und am pfinztag in der wochen.

Item, ob ain burger ain zu todt schlueg, da gott vor sei, und hett derselb wissentlich im burkfried lediges und unverkomertes guet 32 lib. pfennig wert, sol ihn der richter darumb nit fahen. wirt er aber beschrieren, so mueß er den rechten genug thuen.

Es sol ieder mann der in das pantäding gehört darbei sein, oder er ist zu wandel 72 pfennig.

Es sol auch kain gemainer mann ohn urlaub nit außgehen unzt die dritt sprach sich vergehet. aber der rath solle sitzen unzt sich das täding vergehet.

Item, es soll ein ieder leütgeb rechte maß geben mit der achtrin auß dem hauß.

Wer nit heüßlich bei uns in dem markt sitzt, der soll nit mit uns handlen, er hab dann burgerrecht, oder er ist verfallen der wahr.

Item, alß oft man ainem oder mehreren die schranen besetzt, so ist man schuldig davon ze geben 72 pfennig. ist er aber ain gesessener, so ist er nur 12 pfennig schuldig.

Item, alles das was sich da verhandlt oder verwandlt, das von artickel zu artickel hierinnen benennt oder nit benennt begrieffen oder nit begrieffen, wie dann dasselb an ihm ist oder auf ihm hatt, so soll derselbig püesst und gestrafft werden durch richter, rath und die vierer an statt der gmain, wie dann zu Egenburg oder in andern küniclichen stetten und märkten im lant zu Össterreich ist und wie das vor langer zeit und von alter heerkommen ist.

Vidimirt und colationirt, von wort zu wort dem wahrem original gleichlautund befunden durch Johannem Eckher burger und geschwornen marktschreiber zu Garß den 6. augusti anno etc. sechzehenhundert und dreu. in urkund mein gewöhnlich pettschaft und aigen hand unterschrift hiefür gestellt.

(Aufgedrücktes Siegel.)

Johannes Eckher
geschworner marktschreiber zu Garsch m. p.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Finanz- und Hofkammerarchiv, Niederösterreichische Herrschaftsakten; Fasc. Panthaidingen und Ruegbüchel (Nr. 17.753); Nr. 31 |
Herkunft / Fundort
Gars am Kamp | BH: Horn | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1410 - 1430
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 752-758, Nr. 112/I (Edition).

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