Gaiselberg, Gerechtigkeit (1.Hälfte des 16. Jhs.)

Hie ist vermerkt alle gerechtigkait die wier hie zu Gaislberg haben und wer des gewaltigen ist und herr, das ist der genedig und wolgeborn herr herr Hannß Lamberger zu Niderspeugen etc.

Am ersten: das ist ain freis aigen mit stök und mit galgen zu feld und zu dorf, und das niemand ander darzu ze sprechen hat.

Wier sollen haben alle jar drei panthaidung, darbei sollen sein verlechnes und unverlechnes, aines zu sant Geörgen tag, aines zu sant Michael tag und ains zu den weinachten, und nach iedem panthaidung über vierzehen tag ain nachthaidung. und sollen die panthaidung berufft werden vierzehen tag vor und acht vor. und wer do berufft wierdt und nicht darzue geth oder der nicht darbei bleibt, der ist wandl pflichtig 70 pfennig. auch soll das panthaidung des nachts und des morgens gerufft werden.

Unser genädiger herr herr Hanß Lamberger und sein gewaltiger richter, als ver ier gemerk geend und sind geraint und gestaint, hat ze schaffen und zu thun ôn alle irrung.

Des dorfs gerechtigkait.

Wier haben zu fächten den metzen welchen die herschaft oder die gemain hat alhie zu Gaislberg.

Item, der ain marchstain außgrebt auf ainem gemerk, wan der überfahren wierdt, der ist dës verfallen das man in bei dem haubt soll hin in setzen in die grueb und verstossen.

Item, ob das wär das ain dieb wierd her gejagt und der nachkäm dem er das guet gestollen hiet, und brächt den zu gefänknus und überwindet den, so soll man im das guet widerfahren lassen das er im gestollen hat, doch soll ers von dem richter lösen umb 1 pfunt pfennig. und was des dieb ist, das ist der herschaft verfallen.

Item, ob ain dieb käm in aines frumen mans hauß und ställ im, was das war, und wierdt der wiert das innen ehe das er das aus seiner inaw brächt, so mag er sich des ône des richters urlaub woll unterwinden und ist darumb nichts pflichtig. ob aber der wiert icht darzue thätt und den dieb in seiner inau zu todt schlueg, so soll er ine legen drei tritt für den tachtropfen und soll sein nächsten nachbaurn darzue bitten und zu wissen thuen und soll drei pfening auf in legen, so hat er in gebüesst gegen dem gericht. ob aber der dieb käm aus der inaw mit der dieberei die er gestollen hat, so soll er sich dës nit unterwinden; wer aber solches thutt, der ist dem herrn verfallen 32 pfunt pfennig.

Item, ob das wär das ainer stuent an ainem venster und lüßnät, wurd der wiert des innen, so soll der wiert herauß ruffen dreimall. und ob er nicht wolt wegkgehen und wolt sich nicht melden, sticht der wiert heraus und tödt den, so soll er ain pfening nemen und soll den auf ine legen und soll das dem richter zu wissen thuen und soll den aus dem dachdropfen ziechen, so ist er dem richter noch der herschaft noch seinen befreundten gar nichts verfallen.

Item, ob das wär das ain dieb ainem entlief dem er gestollen hat und kumbt nach und bringt den zu fenknus, wo das wär in dem lant, so soll die ganz gemain auf sein dem zu helfen, und soll iederman auf sein aigen guet zeren inzt er den dieb bringt wo er hin gehört. und ob das wär das ainer nicht auf wolt sein mit den andern von neid wegen oder von übermuet wegen, der ist in allen den punden do der dieb in ist.

Item, alle weg sollen sein beruebt. und ob ainer in den weg stöllet, der ist umb ain fräffl; und ob dan andere von seintwegen schaden nämen, den soll er verbüessen.

Item, rinnende wasser die soll man rinnen lassen und soll das kainer auf den andern nicht laiten. wer aber das thuet, der ist umb ain fravel zu büessen.

Item, drei prün die auf der gassen stent die soll iederman zu seinem thail helfen was die notturft darzue ist; und wer das nicht thuet, der soll die schäden abtragen ob icht schaden dardurch geschehen.

Item, wer ungewonlich weg oder steig durch die veld treibt, der ist wandlpflichtig ain gehunder 12 pfennig und ain farunder 72 pfennig.

Item, ain nachbaur soll den andern ausfriden in dem hof als ein mitter man geraichen mag, und in dem stolhof als ainem man unter die iechsen geth. wer das nit thuet, als oft er uber 14 tag beklagt wirdt so ist er dem richter 12 pfennig schuldig. und ob ainem nachbarn uber den frid ain viech zu schaden gieng und derselbig nachbauer das viech schlueg das es krumb wierdt oder gar zu todt schlueg, so soll ers legen auf den fridt, und darumb ist er niemanden nichts pflichtig weder wandl noch zallung.

Item, wer in dem obern perg umb weingarten kriegen will, der soll das rechtlich thuen und soll ain pfunt pfening auf den rain niderlegen; das soll der richter aufheben und soll darumb recht widergehen lassen.

Item, alle keüf sollen für sich gehen, es sei dan mit ier baider will, so mag der kauf wol ab sein. will aber ain thail den kauf behalten und der ander nicht, so soll der richter dem nemen 1 tal. pfennig und der kauf soll für sich gehen.

Item, ob ain leütgeb ainem jargedingten knecht mehr borget wann er mit gürtl umbfangen ist und der knecht ainem aus dem dienst gieng, so soll im der leütgeb ainen andern knecht an die statt stëllen. thuet ers aber nicht, so soll er im seinen schaden abtragen nach rath gueter leüt.

Item, ob ain frau unwissentlich scheret ain schoff, so sol si nemen [die] woll und soll si pinten dem schoff an den drüßl und soll mit dem schoff gehen in das hauß des es ist. thuet si das nicht und behalt die woll, so ist [si] für ein diebin ze haißen.

Item, gest die weingarten hie haben und die wollen verkaufen, die sollen die drei 14 tag hie ausfailen. kauft man in die nit ab, so mogen si die verkaufen wem und si wellen ôn ierrung.

Item, wer ain unrainigkeit auf die gassen geusst, der ist verfallen 12 pfennig dem richter als oft das geschicht, es thues frau oder man.

Item, wer guet nicht aufnimbt von herrn oder ambtmans handen in 14 tagen, als oft es geschicht ist er umb 12 pfennig verfallen.

Item, wer erb nicht aufnimbt in jarsfrist ône notturft, so ist es dem herrn verfallen.

Item, ans welchem hauß ein feuer über das dach außkumbt, der wiert ist der herschaft verfallen ain pfunt pfening.

Item, ob im aigen ain aigens feuer außkäm, so soll iederman helfen rëtten. ob ainer feindschaft hiet der do hulf zu retten und besorget sich, der ist sicher leibs und gutts. ob in aber etwar angriff so er hülf retten, der ist verfallen leib und gutt. auch wer nit käm zu retten das feuer, ist verfallen leibs und guets.

Item, wer ainem ain aiden wegfüert und bringt die nit herwider, der ist 12 pfennig.

Item, wer ain steken aus dem weingarten tregt, der ist umb 12 pfennig als oft er das thuet. so aber das war das ain bauer zu ainem wagen oder zu ainem pflueg notturftig wär, der soll den nemen und verwandlt nichts.

Item, wer am sambstag nach mittag arbeit in den weingarten, der ist verfallen dem gottshauß ain pfund wachs.

Item, ob ainer auf dem aigen verbotten wurd und über das verbott fräfflich fuder fert, der ist verfallen zween und 6 schilling.

Item, ob ainer erschlagen wurd hie und kam in eins fromen manß hauß und in derselbig davon hulf ehe das er wierdt peschriern, so ist er nichts drumb pflichtig. kumbt aber das gericht und will den fachen, so soll der wiert thür und thor aufthuen; wer aber das derselbig nicht thätt, so steth er in den punten do der manschlachter innen ist.

Item, wär das die freind ehe kamen wan die feind und porgent den auß umb 32 pfunt pfening, so mag in ain richter wol außgeben. kamen aber die veind ee wan die freünt und verborgeten den zu eisenpanden, so solln si dem richter das recht vergwissen für 32 pfunt pfening, so soll sein der richter hüeten unzt an den dritten tag. ob aber sich das recht verlengert, so sollen seine feind selber hüeten unzt dem rechten ain genüegen geschicht.

Item, ob ainer hie wurd erschlagen und der schuldinger davon käm und die freund mit in nicht wollen lassen abkumen, so mag ain richter verkaufen sein guet und dem herrn sein wandl darvon nemen, und soll sich das ander hinfüeren wo er hin will.

Item, ob ainer hie wurd erschlagen und der schuldinger davon käm, so soll man ainer frauen ieren pflueg nicht zerrütten, ier pethgwant ier mell ieren lässigen wein und ier geschnitten fleisch nicht nemen.

Item, ob das wär das ainer ausfuer in das traitvelt und fasset ander trait auf den das sein und geschäch das ône gevär, so soll er im das haimbfüeren. thätt er aber daßelbig nicht und fürt das haim an seinen schober, so soll man denselbigen angreifen als ainen andern dieb.

Item, ob ainer ain vaß wein hingibt, so soll ers dem kaufman mit dem hindern poden antwurten do der voder gelegen ist. und ob ain schad beschäch an dem vaß wein, so ist sein der hingeber unentgolten.

Item, kainer soll wein herfüren dieweil drei vaß wein hie ligen.

Item, ob ainer über das wein herfüret, so ist er der gmain verfallen den wein oder die gmain mag in den boden außschlahen.

Item, ob ainer ein sun hiet, der mag seinen vattern nicht mehr verfechten den 72 pfennig dieweil er in seinem brot ist, und kum aber der sun mit dem vatter zu, pueß 22 pfennig.

Item, ob ein gelter herkäm und wär ainem hie schuldig und griff den gelter an und möcht den nicht behalten und ruefet die nachbarn an, und welcher im nicht helfen wolt, so ist er im das gelt pflichtig als der gelter.

Item, ob ain bauer ain sun hiet, der mag in ledigen umb 32 pfennig was er mit erbarn sachen verwürkt, es sei von leütgeben, von wem das sei; oder wer ainen mit spil mehr wolt angewinen dan 32 pfennig auf borg, dem ist der vatter nichts pflichtig und ist sein sun ledig.

Item, ob drei [vaß] wein hie wärn und denselbig nicht hingeben wolt, so mag iederman sein frumb betrachten.

Item, ob ainer käm zwischen die vier went, so soll iederman sein geldschuld aischen an in. wer das nicht thuet, der hat das verlohren, es war dan ain guetes wissen drumb.

Item, wer der gmain ainen vierer widertreibt, der ist fräfflich nach iedem man 2 und 6 ß pfennig.

Item, ob ainer in ein leüthauß käm und ungefuhr darin trib oder auf der gaßen und die zeit nit der gmain diener war, und ob in ain gesessner schlueg, der ist wandl davon pflichtig als von ainem andern gemain man.

Item, ob ain ungezogner in ein leütgebhauß käm und trib ainen wiert umb, und ob er dem wiert zu stark wär, so mag der wiert zu im nemen und anruffen ander frumb leüt, die sollen im darzue helfen. und ob si im das haubt stossen und das fürfiel das er blutrunstig wurd, so sind si gegen der herschaft noch gegen dem richter nichts pflichtig.

Item, ob ungelter in das dorf kumen und aischeten umb den umbgelt, so ist man nichts pflichtig. und ob das wär das si übl wolten und den ungelt mit gwalt haben, so soll man und frauen auf sein und sollen die aus dem dorf schlagen mit offnstäbn und mit kruken; und ob si gar hart schluegen, so sind sie niemand nichts darum pflichtig.

Item, ob ainer fluch in aines frumen man hauß das nicht wol gespert wär, hat freiung darin, und wär das halt nur das ain faden drumb gieng, der hat frid. und ob das wär das ainer ain hauß aufbräch, der thatt ain großen gwalt und soll darumb in unsers herrn genaden besserung stenn.

Item, ob das wär das ingriff geschäch mit acker gehen, mit aigen friden, mit welcherlai das sei, der soll im an den dritten tag wider arbeiten als vill. thuet er das dan nicht, so ist er das wandl pflichtig 12 pfennig. und ob er des nicht thätt, das er schaden nemb, der muesst in den abtragen und büessen.

Item, iederman soll den pach raumen oben im dorf oder niden im dorf oder wo es not ist vor seinem hauß oder vor seinem aker. der ist wandl pflichtig 12 pfennig ob er sein nicht thätt.

Item, ob ainer veindschaft hiet und brächt leüt her in das dorf und wolt gwalt treiben, der ist fravel schuldig nach iedem haußgenossen umb 2 und 6 schilling pfening.

Item, ob ainer zwischen seinen nachbarn ain marchstain außackert oder sein knecht und das geschäch ôn gevar, so soll er den stain allein nit setzen, er soll sein nachbarn darzue nemen den dan die sach antrifft. will er aber darzue nicht gehen, so soll er ain andern nachbarn darzue bitten und das mit wissen thuen, so ist er niemand nichts schuldig. setzt er aber den stain allein, so ist er darumb pflichtig ain fräffel.

Item, ob ainer ain aker beraitet zu der satt, so soll kainer darauf faren. oder wer das ainem thätt, darauf fuer, so soll er ain rad auf dem rän lassen gen und die roß zu seinem aker. ob er das nicht thuet, der ist darumb wandl schuldig 12 pfennig.

Item, wer mist hingibt den gesten ôn willen der nachbaurn, der ist schuldig wandl ainen fräffel.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Österreichisches Staatsarchiv | InvNr.: Finanz- und Hofkammerarchiv, Fasc. 'Panthaidingen und Ruegbüchel'. Nr. 17.753 |
Herkunft / Fundort
Gaiselberg | BH: Gänserndorf | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1500 - 1525
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S.112-117, Nr. 14 (Edition).

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