Eitenthal, Rechte des Stiftes Klosterneuburg und der Leute im Amt und Dorf (1512)

Pantaiding und gerechtigkait des aigens.

Hernach sein geschriben und werden vermelt die recht so unser genëdige herrschaft die erwirdigen in got herrn N. ain brobst und das wirdig gotzhaus zu Closterneunburg und die leüt des ambts und dorfs zu Eütntall haben.

Anfeanclich ist unser recht das sein gnad durch derselben gesetztn ambtman mit den nachpaurn daselbs zu Eütntall im jar drew pantaiding, des nagsten mittichn nach unser lieben frawen tag der liechtmess, sand Geörgen tag und nach sand Colmans tag oder ob sich der tag ainer verzug auf welhen tag sein gnaden oder derselbn verordnten anwälden gefellig sein wil, halten lassen, darein auch geen und kömen süllen des gotzhauss holdn zu Weiterndorf, zu Talhaim und Velbern. und ieds taiding steet nu an ainer klag stat. wer dann zu klagen hat, dem sol der ambtman alweg des mitichn über vierzehen tag darnach der andern zwair klag statthun und den leuten das recht nit verziehen.

Wann unser geneadiger herr selbs, ain hofmaister oder ander seiner gnaden anwëld von des pantaidings oder ganzen aigens notturft wegen gen Eütntall kömen, sol si der ambtman gwirten mit essn und trinken, auch die ros mit fůter, hei und strei versehen, von der nütz wegen die er innimbt von der Praittn, dem perkrecht und dem hofpaumgartn. ob ir über sechs wärn, sol die gmain dem ambtman in derselben übermass der zerung zu hilf kömen. wann aber sein gnad von zwair nachpaurn wegn die kriegig und stössig gegen einander we?rn darkomen, sollen die selben zwen die ganze zerung seinn gnaden oder derselbn anwäld allain bezallen.

Unser dorffrid und march hebt sich an da die Swartzach in die Weiden rint, nach derselben hinauf pis in den Wolfstal pis zu dem marchstain, nach dem marchstain auf den hof, von dan in die Pernleitten den marchstainen nach, von dan hinüber in Marentzer perg, auch den marchstainen nach auf den rigl hinab hinz an den Gaisperg, von dan auf die wüer am Klingperg, nach den weingärten herab hinz an den Etschpach, vom Etschpach herüber auf den anger hat der herr von Lewbn ain örtl, von demselben örtl über die Weiten auf den Holzgraben, von dan dem Paungartholtz im graben nach auf den rigl, von dem rigl ab und ab unzt wider an die Weiten, in der Weiten herauf pis wider in die Swartzach. in disen dorffrid hat sonst niemand umb kainerlai handlung zu greifen, sonder was darinn geschicht 9 hat unser genëdige herrschaft von Klosterneünburg all straff fäll wëndl und verhandlung, doch auf gnad, zu puessen, davon dem ambtman nicht mer den zwelf phening zuegehörn, ausgenomen die drei hëndl, das ist dieberei morderei und nottnunft, mit den gehandelt werden sol wie hernach folgt.

So melden wir das wir ain freis aigen und mitsambt den holden in unser pantaiding her gehörend kain erbvogt haben nur unser genëdige herschaft zu Closterneünburg oder wem uns sein gnad mit guetem willen bevilht, dem wir nichts zu geben oder zu thun schuldig sein dan was wir aus freiem guetem willen gern thun wellen.

Auch so hat mein herr brobst, wan ain nachpaur der auf der behausten güter ainem sitzt die da zu sand Geörgen tag dienent stirbt, ze tödlät ain halb phunt phening auf gnad; und wan auch derselben güeter aius verkauft wirt, so ist es zu anlait meinem herrn sechzig phening und ze ablait ain halbs phunt phenning auf gnad.

Auch so hat mein herr der brobst das recht das er all fäll und wändl hat selber ze nemen auf gnad, und darin hat ain ambtman nicht mer ze nemen dan zwelf phening.

Auch so hat mein herr der brobst das recht das all seine leut in dem ambt zu Eütntal die da mit recht angeclagt werdent wol fur sein gnad gedingen mugen.

Auch hat mein herr der brobst das recht das all sein holdn die da auf seinen güetern in dem ambt zu Eütntall von jugent auferzogen werdent, ob die von helliger sach wegen in inzicht kämen, das si kain landrichter darumb in seinem landtaiding ân ze red setzn seins ambtmans nicht klagen noch anfallen sol. wurd aber ir ainer an warer that begriffen, so sol in der landrichter dannoch nicht selber darumb anfallen, aber der ambtman soll im den antwurten auf das 1narch bei der padstuben nur mit der handhaft, als er mit gurtl umbfangen ist; aber ander sein wolgewunnens guet sol man tailn in drei tail, den ain tail seinem weib und seinen kindern, und die zwai tail sind meinem herrn dem brobst verfallen ôn alle gnad. käm aber ain streihunder mensch gen Eütntall der da nicht recht varund wär, so sol in der landrichter daselbs nicht anfallen. frümbt er in aber zu fahen, so sol in der ambtman halten unzen an den dritten tag. und in der zeit so sol es der ambtman dem landrichter aber kund thun. und an dem dritten tag sol er im in antwurten auf das vorgemelt marich und sol dem landrichter drei mall ruefen wie er haisset mit cristenlichem taufnam, kum herr landrichter' zu dem ersten mall, zu dem andern mall, zu dem dritten mall, und vessen den menschen. kumbt dan der landrichter und will den menschen vessen, so sol er im in antwurten auch nur mit dem verstollen guet, aber ander sein guet ist meinem herrn dem brobst verfallen ân alle gnad. käm aber der landrichter nicht, so sol der ambtman denselben gefangen menschen mit ainem ruchhalbm oder mit ainem zwiernsfaden zuepinden. will dan derselb mensch lang da sten, das mag er woll gethun. wär aber das derselbig mensch hin käm, des ist der ambtman und die gmain unentgolten; und das den sein smëch und sein scham raw und wolt sich rechen, was er dan meinem herrn dem brobst oder seinem ambtman oder seinen leutn darumb schädn zuezug, die sol dan der landrichter meinem herrn dem brobst und seinem ambtman und seinen leutn gänzlich abtragen und widerkern.

Auch hat mein herr der brobst das recht: ob ain landrichter hinz seiner holdn ainem von inzicht oder ander sachen wegen icht ze sprechen oder ze klagen hiet, so sol er in seinem landtäding darumb nicht anclagen sonder er setz dan seinen ambtman vierzehen tag vor des ee darumb ze red.

Auch hat mein herr der brobst das recht das ain landrichter sein landtading ze Eütntall haben sol hinfor vor dem dorf ân aller seiner leüt und holdn hilf und furdrung.

Auch so sol mon die hie beschriben artigkl besonderlich melden und der wändl darauf fragen und auch dan schreiben.

Wan ain ambtman die nachtpawrn anrueft wan im der von etwe not geschiecht, und wer im darinn nicht gehorsam wär der ist zu wandl.

Wer des ambtmans frid wan er den peut widerspricht, der ist darumb zu wandl zwenundsibenzik phenning.

Wer die vierer widertreibt, der ist darumb zu wandl zwenundsibenzik phening.

Wer sein dienst zu rechten dienstägen nicht gibt, der ist zu wandl zwenundsibenzig phenning.

Wer da wartunder erib will sein, der soll seine recht inner jarsfrist volkünden und auch suechen oder zu wandl 72 dn.

Wer umb erber sachen in ains haus gejagt wurd, hilft im der wird oder etwer ander daraus, der ist niemand darumb phlichtig. kumbt aber ain ubeltäter ainem aus seinem haus ân sein wissen, der ist auch niemand darumb phlichtig.

Ob ainer dem andern lost an seinem haus oder an seinen venstern, des er uberwärt wurt, der ist darumb zu wandl zwenundsibenzig phenning.

Wer schëmwunten slecht, der ist darumb zu wandl 72 dn.

Wer frembden leiten waffen leicht die er nicht erkennt, der ist darumb zu wandl 72 dn.

Ob ainer waffen zugkt, der ist zu wandl 72 dn.

Wër auf meines herrn grünten armbst, hagken oder ander wer frävenlich tregt, der ist darumb zu wandl 72 dn.

Ob ain fewr auskäm und ob ainer von neides wegen darzue nicht laufen noch retten helfen wolt, der ist darumb zu wandl funf phunt phenning.

Mer ruegen si zu recht das in mein herr der brobst ain ambtman setzn sol der da zu Eütntall heuslich bei in sitz und nicht anderswo, und der auch meinem herrn und in fuegsam darzue sei, damit mein herr und die seinen trewlich werden ausgerichtet.

Auch ob mon sölich grünt verkaufet die da burkrecht dienent in das ambt zu Eütntall, dasselbig burkrecht gibt mon halbs auf und halbs ab, und dieselbig anlait und ablait sol gefallen ainem ambtmann.

Auch habent die nachtpaurn das recht: ob mon [von] grünten in ire haimwesen burkrecht dient, und wan mon die verkaufen will, so sol mon si dem mon das burkrecht dient von erst vor meniclich anfailen. hiet er sein aber nicht ze kaufen, so mag es jener geben wem er will, aber der ambtmon sol es dannoch nicht verrer leihen nur es sei der auch gegenwürtig dem mon das burkrecht dient, also das ieder behausung an iren rechten icht entzogen wert.

Auch habent die nachtpawrn zu Eütntal das recht das si vier under in erwellen und darzue setzen sullen das si fewrstet, steg und weg, zein und marich und ander notturft des dorfs beschauen und ausrichten sollen, also das die gmain trewlich pewart und ausgerichtet werd. und ob ainer dem andern in den ietz bemelten stugken ze kurz und nicht geleich thun wolt, und wo es dan [den] viern ze swär ist, da sol in der ambtman mitsambt der gmain innen helfen, also das iedem mann geleich geschech.

Auch so habent die nachtpaurn zu Eütntall von genaden meins herren mer recht: ob geschëch das ainer den andern ze tod slueg, so sol in der ambtman darumb nicht anfallen, hüet sich nur vor seinen veinten. aber der ambtman sol zuegen und sol oberhalb desselbigen nachtpaurn zwen nemen und niderhalb im zwen, und dieselben vier sullen hinein gen in sein haus und sollen sein hab beschauen und schätzen, und der ambtman sol dieweil hinaussen beleiben, und die vier sollen der frawen und iren kinden herfurgeben das si haben zu essen auf vierzehen tag, und das ander sein guet sullen si versperren. gibt sich dan derselbig in der zeit [in] meins herren des brobst huld, so ist sein hab ledig die mon im verspert hat. thuet er aber des nicht, so sol mon dieselb sein hab gleich tailen und auf drei haufen legen, die zwai tail der frawen und iren kinden und den dritten tail meinem herren dem brobst auf gnad.

Auch habent si mer rechts: ob sich ain fewr datz ainem erhueb, alspald es dan derselbig ersiecht datz dem es sich erhebt hat, der sol aus seinem haus laufen und auch ruefen als laut er mag also das mon ze rettung kom; und wan er das also gethan hat, so mag er wider in sein haus laufen und helfen ze retten und sein guet ausbringen so er pest mag. und hat auch vor meniclich freiung unz an den dritten tag, und wer im darüber in den dreien tagen icht tät, der ist darumb meinem herrn verfallen leibs und guets ôn alle gnad. wär auch das sich ain fewr datz ainem erhueb und des nicht beschrein noch öffen wolt, oder das ainem wurden prent angehangen und dasselbig auch nicht an den ambtman noch an die nachtpaurn pringen wolt, der ist auch meinem herrn darumb verfallen leibs und guets ân alle gnad.

Auch habent si das recht das ir mas zu wein und getraid sein sol geleich als zu Weitten im markt ân allen abgang ongevär.

Auch habent si das recht das die obern zwen müllner ir viech sullen treiben fur den halter gen Eütntall. wellent si aber besonder halten, demnach sollen si von iedem rind oder viech dem halter geben halben lon.

Auch wëlher ôn ürlaub oder ander wissentlich eehaft nöt nicht pei iedem taiding ist, als öft ist er meinem herrn zu wandl sechzig phening auf gnad und dem ambtman zwelf phenning.

Auch ob meins herrn oder ander leut, wer die wërn, auf meins herren grünten frävenlich giengen und das mit wartn oder mit werchen erzaigten, als oft und si das thund als oft so ist ir ietlicher zu wandl verfallen auf den grunt zwen und sechs schilling und darab zwen und sechs schilling.

Auch hat der ambtman ze clagwandl oder wan er 1 ainem phant antwurt nicht mer ze wandl ze nemen den zwelf phening.

Auch ob datz ainem nachtpaurn wandl verwarcht wurden und wolt er die mit willen versweigen und nicht an den ambtmon bringen, so ist er aller der peen und auch wändl schuldig gleich als der der si verwaricht hat.

Auch die nachtpaurn zu Eütntall habent das recht das si ir wein nicht ferrer antwurten sullen dan unz in die ander laiter.
Standort
Klosterneuburg | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Stiftsarchiv Klosterneuburg | InvNr.: aus dem "Andern mittern Urbar" (1512) | Seiten: 20a-24b |
Herkunft / Fundort
Eitenthal | BH: Melk | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1512 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 1020-1025, Nr. 149 (Edition).

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