Drosendorf, Ordnung der Altstadt (1579)

  Ordnung.

Erstlich: wan man ainen richter erwelt, soll ain ganze gemain und nachperschaft bei ainander sein. und man soll alweg zwen auß dem rath oder deß alten richter geschworne neben dem alten richter in die wahl nemben. wellicher die maiste stim hatt soll richter sein. daß soll beschehen acht tag vor oder nach dem neuen jar. und der alt richter soll van seinem gerichtambt ordenliche raitung thuen vor ainer ganzen gemain. alßdan soll man mit dem neuen richter zu der obrigkait ins schloß Drosendorff gehen, damit er van der obrigkait bestätt wiert. und der alt richter soll alleß was im seinem gerichtambt fuer außstant bei der obrigkait oder sunsten, richtig machen und soll der new richter nichts darmit zu thuen haben.

Ittem, man mag auch ain richter im jar absetzen so er der gemain nicht tauglich und der obrigkait nicht gefelig, und kainen richter uber zwai jar nicht dringen.

Item, wenn der new richter die gemain zum ersten zusamb fordert, wellicher ahm lengsten außbleibt oder gar nicht kumbt ahn erlaubnuß deß richterß, derselb soll den stock van dem alten richter dem neuen richter ahn entgelt der andern nachpern in daß hauß antworten und bringen.

Item, wen ain richter ainer gemain ahnsagen lest daß ain ganze gemain bei ainander sein soll, und dem deß richters bott ahnhaimbs begreift, oder aber ainer uber felt auß wer und widerumb denselben abent zu hauß kämb daß im es sein haußvolk anzaigte, er sich zum richter nicht stellet, der ist dem richter und der gemain verfallen 12 pfennig so oft er daß thuet und darzue in dem stock, nicht herrauß gelassen biß er die verdiente straff erlegt.

Ittem, wen die gemain zusam kumbt oder sunsten vor gericht erfordert wurt oder kämb, wellicher tschëgän, häckl oder sunsten andere weren in deß richterß stuben tragt, lest eß nit ausser der stuben, den soll der richter die selb wehr nemben darmit er hinein geht und in darumben bessern.

Ittem, wen die gemain bei ainander ist und ir zwen unainig wurden, sich mit frefflichen worden die nicht leidlich sein vergriffen, der richter ain mall oder zwier fridt budt, si sich nicht daran keren wolten, solt man si in stock legen und nicht herauß lassen biß si sich mit ainander vergleichen, und solten beede wandlpflichtig sein. da si solliches nicht thuen wolten und umb daß gericht nichts geben, soll man es der obrigkait anzaigen, die wiert darinen wissen zu handlen.

Ittem, wellichem nachpern in der gemain vam richter und seinen geschwornen ain ambt aufgeben oder bevolhen wierdt, es sei waß es fuer ambt welle, der es nicht treulich außricht, darinen saumbig ist, der ist in deß richterß und der geschworne straff darnach er es verschuldt.

Ittem, man soll kain hauß verkaufen noch kaufen ahn vorwissen deß richters oder seine geschworne, sundern der kauf soll in deß richters hauß beschehen. hernach wen der kauf ubergeht soll manß der obrigkait anzaigen. auch der verkaufer und kaufer soll ain iedweder zu gedechtnuß niderlegen umb zwo achtring wein.

Es sollen alle werung wie si im kauf vermelt jarlich auf gemelten tag vor gericht erlegt werden, damit die ordenlich in die spanzedln oder rabusch eingeschriben oder geschnidten werden wie van alter herkomen. welicher aber daß nicht thätt und auf gemelten tag nicht erlegte, der ist in der straff.

Wellicher aber ahn vorwissen deß richter oder geschworne verkauft hauß acker wismatt oder krautgarten, es sei waß es welle, daß man der gemain in der Altenstatt ahnfailen soll, und soliche keif in winkeln und ahn vorwissen deß richters beschehen, sollen si darumb mit dem stock gestrafft werden und darzue wandlpflichtig.

Ittem, wen ain kauf wegen aines hauß bei gericht ubergehet und beschiecht, welicher thail den kauf nicht halten wolte, allain es weren augenscheinliche ursachen verhanden, der gemain oder der obrigkait nicht leidlich, der ist [der] obrigkait den verpeenten peenfall verfallen und der gemain ain emer wein. auch ain ieder der ain hauß kauft in der Altenstatt Drosendorff, soll es mit aignen ruck besitzen oder der kauf soll nichts gelten.

Eß soll auch kain nachper noch nachperin kainen andern nachpern kain dienstbotten auß dem weg reden, allain der dienstbott welle auß ursachen nicht beleiben oder man welle in nicht lenger haben. wellicher darüber begriffen wiert, soll in deß richterß und geschworne straff sein.

Ittem, es soll auch kain nachper oder nachperin van kainen dienstbotten oder kindern ichteß nemben oder abreden daß der dienstbott seinem herrn oder frauen abtrieg, wie dan solliches beschehen mechte. man soll es seinem nachbern, herrn oder frauen, anzaigen, damit nicht verderben und unainigkait darauß erwaxen mechte. wellicher darüber begriffen wiert, soll nach ungenaden gestrafft werden.

Ittem, man soll mist, unlust oder ander unziffer nicht fuer die ungewendlichen orter oder heiser werfen noch schitten. wellicher daruber begriffen wierdt oder man es van ainem innen wurt, durch wem es beschäch, der ist in der gemain straff verfallen ain schilling pfening so oft er daß thuet, und mueß es nichts destweniger wecktragen und raumen.

Ittem, man soll auch ordenliche feurstettbeschauer ordnen, die sollen im jar ettlich mall die feursteth und rauchfänk besichtigen. wellichem si abgesagt zu bessern und es nicht thuen, sollen si zum andern den richter und seine geschworne mitnemen; und zum dritten nicht gemacht wurden, solle man die feurstett einwerfen und rauchfank niderschlagen.

Man soll auch sicher gelait haben ob ain feur in seinem hauß aufgieng ahn gefähr, daß man sicht daß es deß haußwierts oder seines gesint unschult ist, derselb soll oder sein gesint daß feur auf der gassen außschreien und die glock so ers beraichen kan ahnschlagen.

Es sollen sich die nachpern wegen deß fridenß der heiser, gärten oder waß es fridt daß werre in der nachperschaft trewlichen verfriden. da eß aber fuer gericht käm, der richter sambt seinen beistänten denselben besichtiget, wellichem der auferlegt wiert zu machen wie van alter herrkömen, der es nicht thuet den soll der richter darumben pëssern.

Es sollen auch alle fridt zu rechter weil und zeit gemacht werden, damit seinen nachpern dardurch nit schadt widerfar, vor sant Georgen tag oder nach Michaelli.

Ittem, eß soll ain richter zu dem kirchtag sant Ulrichs tag etlich tag darvor sambt seinen geschwornen und der gemain nachbern erwellen und die verordnen zu tanzblatz, kögl- und wierflstatt wie van alter herkomen. die sollen darinen vleisig sein, damit nit krieg und unainigkait darauß erwaxen. der richter sambt seinen geschwornen sollen auch achtung haben denselben tag. dergleichen auf der schießstatt.

Ittem, eß soll auch kainer der nit mit aignen ruck in der Altenstatt Drosendorff heislich sitzt weder schenken noch kochen ahm kirchtag oder sunsten, allain die in der Altenstatt Drosendorff heislichen sitzen.

Es soll auch kainer der in der Altenstatt wein oder pier leiggebt am kirchtagabent, den tag oder nachkirchtag vor oder im hauß tanzplatz, kögl- und wierflstatt nicht halten, allain ahn den gewendlichen orten, wölliches der ganzen gemain antrifft, darzue man nachpern verordnet, wie vor vermelt, die teiklich sein. wellicher dessen nicht massen wolt und darwider handlet, derselb soll daß jenig so die verzeren die darzue verordnet sein, auch alleß so auf den kirchtag gehet in essen und trinken, alleß bezallen, und nichts destoweniger soll er in des richterß und der gemain straff sein.

Ittem, wenn ain gast in ain wiertshauß kumbt, eß sei am kirchtag oder sunsten, und der wiert die wehr van im begert, weil er doch uber nacht alda beleiben will, und im es der gast nicht geben will, soll es der wiert dem gericht anzaigen und daß gericht soll den gast darumben pessern.

Ittem, man soll auch recht metzen, gewicht und maß haben wie in der statt zu Drosendorff oder in der fiertlstatt Egenburg.

Ittem, wellichen man auß der lad leicht eß sei gemain- oder waisengelt, der soll es im jar widerumb erstatten oder erlegen, damit man ainem andern nachpern auch helfen kann; man sehe dan daß so grosse notturften verhanden oder durch wasser oder feur schaden nembe, mag manß ime noch ain jar umb die geburliche verzinsung leichen.

Es solen sich auch die nachpern daß holztragen sich massen, damit kainer zu schaden kumen mechte. kumbt aber ainer dardurch zu schaden, wellens richter und geschworne auch andere nachpern unentgolten sein.

Wellichem daß holztragen abgesagt wiert, der da gar kain aufhören nicht haben will, zuvorauß grien holz, und man eß erfuer daß er holz verkaufte, solte man daßselb gelt daß er auß dem verkauften holz gelöst in die gemain ladt nemen und in darzue straffen.

Ittem, welliches nachpern dienstbott oder si selbst ain nachperin ainem mit grasen oder sunsten anderm zu schaden gieng und es denselben volk untersagt wuert und weiter daruber schaden thetten, fuer den richter kämb, so soll si der richter mit der fidl straffen, es sei fraw oder dienstpott, alß oft si es thuen.

Es soll auch kain nachper kainen inman oder involk ahn vorwissen deß richters nicht aufnemen, und ain involk soll auch ahn vorwissen aines richters nit in ain herwerg ziehen. welicher daß thuet ahn vorwissen deß richters, soll ain iedeß dem richter verfallen sein 12 pfennig der wiert und daß involk.

Ittem, ain iedweder der inleit hatt, dieselben weckziehen wellen, sollenß dem richter zuvor ahnzaigen wegen der leibstewr oder ander sachen. wellicher daß nicht thett, der soll die leibsteur ahn statt seines involks dem richter geben und richtig machen.

Ittem, wen ain involk geltschulden machte oder gestollen guet ins hauß brechte unbewüst aineß wiert volk, dasselb involk daruber haimblicher weiß weckzug, deß soll der wiert deß hauß unentgolten sein. da ims aber sein wiert darzu verholfen hett, soll er es auch sambt dem involk entgelten.

Es soll sich auch daß involk, es sei wer es welle, daß holztragen massen und sich ain iedeß involk wegen deß holz mit seim wiert sich vergleichen oder aber daß holz kaufen oder fueren lassen. welliches darüber begriffen wiert, den soll man nach ungenaden straffen alß oft er daß thuet.

Es soll auch kain involk oder desselben gesint auf dem wasser oder Tumbritz mit fischen sich nicht begreifen lassen.

Ittem, man soll auch alleß viech waß wasser und wait begehn mag fuer den halter treiben. wellicher es aber nicht vermaint fuer den halter zu treiben, soll es dahaimb in den stall behalten, allain es weren heirige kelber, die solle man demnoch zu halber schitt fuer den halter treiben und bringen.

Wegen deß klain viech der schwein, da man kainen gesessnen halter hatt. und mueß dem halter van hauß zu hauß zu essen geben, als vill haubt viech alß vill tag, wens ahn in kumbt, waß daß hauß vermag. wellcher aber kainß hette, soll demnoch dem halter daß essen geben als oft es ahn in kumbt, fuer ain haubt ain tag, und fuer ain haubt lonnen.

Beschlieslichen. in disen articln allen wie verlessen soll man jarlich. wen der richter van der obrigkait bestätt, die gemain bei ainander versamblet ist, verlesen lassen. wellicher daruber handlet, es sei richter oder geschworne, kainen außgeschlossen, oder welicher ainer uber den andern was verhielt, daß der gemain oder der obrigkait schaden brecht, man es innen wurde, sollen zugleich der es verprochen und der es schuldig gestrafft werden. es soll auch kaim nichts geschenkt werden, und ain ieder richter wen die zeit kumbt wie im anfank vermelt die straffen neben dem andern der gemain verraiten.

Angefangen am neuen jarstag anno etc. im 1579. jar, auch darin vollendt. in disem jar ist gewest Geörg Fraisl richter, Wolf Zaun Marx Polt Phillip Khreidlweiß und Benedict Schindler seine geschworne.

Standort
Drosendorf | BH: Horn | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Gemeindeamt Drosendorf | InvNr.: Gemeindebuch |
Herkunft / Fundort
Drosendorf | BH: Horn | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1579 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S.220-224 , Nr. 38 (Edition).

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