Bogenneusiedl, Rechte des Stiftes Klosterneuburg und der Unterthanen (Ende des 16. Jahrhunderts)

Panthäding auf des gottshaus Closterneuburg aigenthumbliche dorfschaft Pogen-Neusidl.

1. Hernach seint beschriben und werden vermeldt die recht, gerechtigkait und freihaiten der hocherwürdigen in gott geistlichen herrn N. probst und convent des würdigen gottshaus Closterneuburg und deren underthanen in der dorfschaft zu Pogen-Neusidl, wie die von alters hergebracht und auch noch iederzeit daselbst erhalten werden sollen.

Erst sprach.

2. Zum ersten meldet die erbar gemain, was sie sagen daß sie es bei irem ait thuen.

3. Zum andern, daß daselbst zu Pogenneusidl ein unzerthailte gemain sei die von ainem bis zum andern ort geraint sein soll, damit niemants vor dem andern vortl habe.

4. Zum dritten vermelden sie auch zu recht daß pan und alles gericht daselbst, ausgenommen dreierlei ursachen so den todt berüeren, nemblich diebstal todtschlag und nottzwang, so weit sich der dorffridt erstrecken thuet der ehrwürdigen und geistlichen herrn des probsts und capitels zu unser lieben frawen gottshaus zu Closterneuburg zugehörig sei und daß sie, deroselben anwalt, hofmaister oder wem sie das bevelchen sambt dem dorfrichter und den geschwornen daselbst alle fürfallende handlungen und sachen, wie die auch immer mögen und können genent werden, und sonst niemant zu richten, zu handlen und zu wandlen allen fueg und macht haben.

5. Mehr melden sie daß daselbst seint 12 ganze und 14 halbe und in allen 19 lehen hehauste güeter, von deren ieglichem sie besagtem gottshaus Closterneuburg jährlichen Georgi [pfeningdienst] und fürgeding 99 pfennig und Michaelis 75 pfennig, item zu ostern air 30 und 3 käß, zu pfingsten auch air und 3 käß und zu weihnächten 3 käß zu dienen schuldig.

6. Mehr melden sie daß auch vier behauste hofstätt daselbst sein. von der ersten sambt ainem gärtl, der hinten an der winterzeil, jährlich Georgi und Michaelis iedesmal 16 pfennig; von der andern auch an der winterzeil daselbst Georgi 1 schilling pfennig, käß 7 und air 30; deßgleichen von der dritten an der summerzeil zu ostern air 15, käß 2, pfingsten I5 air, käß 2 und dann Georgi und Michaelis iedesmal 15 pfennig; und dann von der vierten und letzten zu Georgi 35 pfennig besagtem gottshaus gedient wirdt.

7. Doch melden sie auch daß inen besagte dienstkäß zu zeiten des probsts Wolffgang und herrn Sebaldten Paiger damals kaiserlichen anwalds in dem 1545. jahr auf das gelt gelassen und für ieden 6 pfennig zu bezallen angeschlagen worden, doch auf wolgefallen aines iedwedern herrn probsten und capitels.

8. Auch meldet ain erbare gemain daß ein iedweder herr probst und capitl für sich selbst oder durch iren hoffmaister und sonst niemants jährlichen drei mal panthäding zu besitzen macht hat, darzue dann ain iedweder gesessener daselbst kommen und erscheinen und der herrschaft und des aigen gerechtigkeit anhören soll. welcher aber ohn ehehaft nott und willen des richters nit kombt, der ist zu wandl 12 pfennig. Welcher aber aus ehehafter not und mit willen des richter aus ist, der soll dennoch seinen scheinpoten sambt der gerechtigkait schiken; thuet ers nit, ist er zu wandl 72 pfennig. und solle vor haltung des panthäding allwegen drei tag vorher die erscheinung verrueft werden.

9. Mehr sagen sie zu recht daß besagtes gottshaus hat alles pergrecht in den weingärten und ägkern in den aussern und innern Greutten nach laut des alten urbar, item 14 joch uberlentäcker bei dem Wurmbstain gegen Heiligenperger weeg, von ietwedern man jährlichen 4 pfennig besagtem gottshaus dienstbarig ist.

10. Mehr gegen dem Aigner velt 13 joch äcker deren ietweder jährlichen mit 5 pfennig dienstbarig, und dann in Lüssen 2 joch äker anch mit jährlichen 5 pfennig dienstbarig.

11. Und wofern mehrer äcker oder weingarten dieser orten ausgereut und wider zu pau kommen möchten, soll der richter jährlichen einem rentschreiber an aitsstatt anzaigen, damit solche gruntstuck ordenlich ins gruntbuech einvorleibt und verdient werden mögen.

12. Daselbst hat auch das gottshaus ain hölzl genant das Hochhöltzl bei 4 joch, und ain hölzl genant das Haidthöltzl auf drei joch, das haben sie bisher auf gnadt der herrschaft ohn allen zinß zu gebrauchen gehabt.

13. Item, daselbst in Schlatt an besagte hölzl gegen Greitzenstätten auf 24 joch wait; sonsten behelfen sie sich der wait auf Sträfing.

14. Ihr erste viechtrieb fecht sich mitten im dorf an und gehet hinaus unz in den Schlatt, von dannen an grunt unzt [an] die hölzl.

Ihr andere viechtrieb hebt sich underm dorf an und gehet unzt in das velt und in die Lüß, von dannen in die Hofstätt.

15. Mehr melden sie zu recht, wann ain nachbar oder nachbarin daselbst stirht, daß das beste stuck viech so in der verlassenschaft befunden wirdt ainem ietwedern herrn oberkellner auf gnadt verfallen. der richter solle darob halten daß es in keine vergessenheit gestelt wert.

16. Alle geschäft so auf diesem aigen beschehen sollen inner jahrsfrist bewisen werden. und wer der geschafften gruntstuck geniessen will, soll auch inner jahr und tag bei dem gruntbuch an nutz und gwöhr kumben; wer das nit thät, ist von iedem gruntstuck das jahr zu wandl 72 pfennig.

17. Wer kauft oder verkauft, die sollen derselben grünt ab- und aufziehen inner 6 wochen als von alter herkommen ist.

Item, was für kauf umb behauste gütter gemacht werden, die sollen iederzeit mit vorwissen des richters beschehen, der es volgunts der herrschaft nach Closterneuburg zu deren bestättigung fürzubringen.

18. Richter und seine geschwornen sollen jährlichen der herrschaft alle waisengelder und legata verraiten und gute acht haben damit nichts vergeben werde.

Die ander sprach.

19. Mehr sagen sie zu recht: ob ain dieb in dem dorf oder in ihrem dorffridt gefangen wurt, so soll man dem lantgericht Greitzenstain solches alsbalt entbieten, daß es sich desselben täters underwint. ob das nun nit kämb, so soll man den täter nit lenger behalten als bis an den dritten tag, darnach allein wie er mit gürtl umbfangen antworten für das dorf zu irem gewöhnlichen gemerk. da nun das gericht noch nit verhanden, soll man demselben dreimall ruefen. kumbt es uber die drei ruef noch nit, soll der richter aldort neben dem gemerk ainen stecken in die ert schlagen lassen und den täter mit aim zwirnsfaden daran binden und wider davon gehen; reißt sich derselbe ab und lauft darvon, so ist der richter und die gemain weder dem gericht noch iemants andern darumb antwort zu geben schuldig. da aber das gericht bei rechter weil und zeit verhanden, so soll der täter gegen erlegung 72 pfennig fürfang durch den richter nach altem gebrauch dem landgericht uberantwortt und das gestollen so bei dem täter befunden wirdt volgunts irer herrschaft ins gottshaus zuegestelt werden.

20. Mehr melden sie: ob man ainen todten leichnamb im dorf oder auf dem velt funt, soll man solches alsbalt auch dem lantgericht anzaigen. und da solches das gericht nit glauben wolt, so soll es kommen inner drei tagen den leichnamb zu beschauen; thet es das nicht, so soll man den todten cörper begraben und ist richter und gemain darumb verrer dem lantgericht ainiche antwort zu geben nit schuldig.

21. Sie sagen auch zu recht daß kainer kainen frumben man bei dem lantgericht hinterrucks verklagen soll, es sei dann der beclagte gegenwuertig; und der dieß thet, ist in der herrschaft straff auf gnadt.

22. Sie melden auch zu recht: ob der lantrichter in diesem ihrem dorffridt ainen oder den andern, es sei umb welch verbrechen es wöll, mit gwalt aufheben wolt, das sollen si ime nit zuelassen noch gestatten sonder denselben verbrecher bis auf ihrer herrschaft vorwissen und guethaissen in verhaftung behalten.

23. Wann ainer ainen dieb oder andere malefizische persohnen bei dem hieigen gericht will in verhaftung nemben lassen, so soll der richter den klager neben dem beclagten so lang in verhaftung behalten bis er vergwist ist daß die anclag mit fueg und wahrheit beschehen.

24. Kain wirth soll kainer flüchtigen persohn aushelfen. hulf er im darvon, so ist er zu wandl 6 schilling pfennig und soll ausstehen die zuesprüch so man zu dem flüchtigen hat.

25. Mehr melden si: so der lantrichter oder sein uberreuter dahin kommen und sich aldort wider gebühr, des dorfs freiheiten und gerechtigkeiten halten wurten, so sollen die nachbarn jungs und altes zuelaufen und denselben aus dem dorf jagen.

26. Die ledigen knecht alhie sollen keine langen messer, pixen oder wehr im dorf noch zum wein tragen (außer wann sie uber felt gehen) wer das uberfehrt, ist von ieder waffen zu wandl 12 pfennig.

27. Sie sagen auch zu recht daß iederman vor dem andern in seinem haus bei tag und nacht soll fridt haben. alle gotteslästerer, spiller und vollsaufer sollen iederzeit nach verdienen gestrafft, auch alle haimbliche spillplatz bei tag und nacht sollen abgestelt werden, dieweil daraus grosse ubltatten entstehen.

28. Ob ainer den andern aus seinem haus fordert, so ist der forderer dem richter zu wandl 6 schilling 2 pfennig.

29. Ob ainer den andern unbillicher weis an das wang schlueg oder raufte ihn bei dem haar oder bart, es sei man oder weib, der ist der herrschaft von iedem finger zu wandl 1 pfund pfennig.

30. Der mit kandl krügen ampern oder stain wirft, der ist von iedem wurf zu wandl 72 pfennig und allen schaden so daraus entstehet zu büssen.

31. Ob ainer ainem in sein haus mit gewaffneter hant lauft, der ist der herrschaft zu wandl 5 pfund pfennig und dem richter 72 pfennig.

32. Ob ainer schießt, schlecht oder sticht, der ist auch der herrschaft 5 pfund pfennig zu wandl und was für schaden daraus entstanden nach verdienen schuldig zu büssen.

33. So zwo nachbarin oder andere inländische weibspersohnen mit einander kriegten und sich gottslästerlicher verbottner unschambarer wort gebraucheten, darumb soll sie der richter mit der fidl oder pockstain neben ainem pfunt wax zu ihrer kirchen straffen.

34. Kain nachbar soll ainer oder mehr nachbarin ohn vorwissen und willn ires mans mehr porgen als ain halb pfunt pfening. so er ir mehr porgt, so ist man dem porger nichts mehr darumben schuldig zu bezallen.

35. Wer ainen wundet, es sei mit was waffen es welle, der ist von ietweder fliessenden wunden hinder dem preiß um 72 pfennig, ist es aber ain schauwunden under den augen oder lembwunden vor dem preiß, ist er der herrschaft zu wandl 5 pfund pfennig, und ist schuldig mit dem geschädigten neben bezahlung des arztlohnes sich nach erkantnus des richters und seiner geschwornen beistänt zu vergleichen.

36. Es soll niemant schadliche leut in diß aigen bringen noch in diensten aufhalten. wer solches uberfehrt, ist dem richter nach ieder persohn zu wandl umb 72 pfennig; und ob durch was waffen es well schaden beschäch, so ist selbige waffen dem richter verfallen, und was für schaden daraus entstehet, den soll der püssen der diejhenigen persohnen hineingebracht und wider die ordnung aufgehalten.

37. Es soll kainer dem andern haimblich seine verdingte dienstpotten aus seinem brodt nit abreden. wer solches widerfehrt und darumb beklagt wirdt, ist zu wandl der herrschaft 6 schilling 2 pfennig und demjenigen sein dienstpotten widerumb in dienst einzustellen und dem richter zu wandl 12 pfennig.

38. Es soll niemant alhie wein oder anders getränk ausschenken, er hab dann aignen rucken und mitleiden bei der gemain.

39. Die hieig gemain hat nach irem gefallen und ôn meniclichs ire und hinternuß das ganz jahr hindurch auf ihrem gemainschenkhaus allerlai getränk gegen bezallung tatz und umgelt auszuschenken fueg und macht.

40. So lang pauwein in disem dorf seint sollen kaine frembte wein hinein kauft werden, damit kain gesessener mit seinem pauguet schaden leiden mög.

41. Welcher haimblich wein oder pier hinein kauft, den ausschenkt und nit verruefen ließ, wurt der offenbar und uberzeugt, so ist er von iedem emer der herrschaft zu wandl 72 pfennig und der nachbarschaft in die gemain ladt auch sovill.

42. Alle feuerstätt sollen monatlich oder so oft es von nötten durch zwen benachbarte besicht werden; und da aine schädtliche gefunden wurde daraus feuersnoth entstehen möchte, soll die inner vierzehen tagen von dem inhaber genuegsamb versichert werden; und da es nit beschäch und die beschawer darumben bei dem gericht klagten, so solle dieselbe eingerissen werden und der schädtliche man ist dem richter zu wandl schuldig 6 schilling pfennig.

43. Bei welchem ein feuer auskumbt, alsbalt das uber das dach print so ist er zu wandl 1 pfund 12 pfennig. es soll auch derselb nit darvon laufen sondern schreien und umb hülf ruefen. dann soll ein ieder zuelaufen und retten helfen als best er mag; und wen er umb hülf anrief der nicht retten helfen wolt, der ist zu wandl umb 72 pfennig. wer zank bei dem feuer anhebt, der alte feintschaft rechen wolt, der soll darumb an leib und guet gestrafft werden als ob ers selbst angezint hett, dann dabei ein ieder freiung haben soll. und wer bei dem feuer stilt, der soll darumb gestrafft werden ohn alle gnadt.

44. Ein iedweder von der gemain bestelter fleischhacker so in disem aigen sitzen und fleisch fail haben will, der soll alzeit mit guetem fleisch versehen sein das rain ist, und die gemain niemals mangl leiden lassen. da es aber beschäch daß er darüber beklagt wurt, so ist er für iede clag dem richter zu wandl schuldig 32 pfennig.

45. Er soll auch den unflath der von dem viech felt nit lassen schütten noch giessen der gemain zu schaden. ebenmäßig sollen auch alle andere die in dem aigen wohnen, es sei lediger oder gesessner, kain mist aschen todts viech noch ander unsauber ding schütten noch werfen zu den prünnen, ainem andern für sein thür, zu weeg noch ander ende, daß es zu krankheit oder schaden kommen mag. wer das uberfehrt, der ist als oft zu wandl umb 72 pfennig.

46. Welcher fleischhacker pfinnigs fleisch verkauft, deme soll man zu straff und ainem zaichen ainen streben kranz auf sein haubt setzen. wolt er sich dessen waigern, so ist er zu wandl 72 pfennig.

47. Richter und seine geschwornen sollen auch durchaus nit zuelassen daß unflättige stinkende fueschper laugen aschen und anderer unflat, daraus grosse krankheiten entstehen, auf die strassen und vor die heuser geschütt wert. wer dawider thuet, ist zu wandl umb 24 pfennig.

48. Mehr vermag der hieig burgfridt daß iederman in ährnt- und lesenszeit nit eher als bei dem tag, daß ein man den andern woll erkennen kan, ausfahren und gehen soll, und zu abends auch zu rechter zeit wann der halter eintreibt wider haimbfahren und gehen. wurt ainer uber gewöhnliche zeit im velt oder zu weingarten erwischt und kunte deßwegen zeugen führen, soll man den seiner herrschaft ansagen, die in für ainen schedtlichen man einziehen und nach ungnadt bestraffen mag.

49. Mehr ist dieses dorfs altes herkommen daß kainer in ein volles velt zu ährnzeit ohn wissen und willn des dorfrichters und der geschwornen fahren soll ehe dann die ganze gemain darein fehrt und ihr getrait einführt. wer disen frevel begeht, ist der gemain zu wandl schuldig 6 schilling 2 pfennig.

50. Auch soll kain gast oder frembder in das volle velt fahren, es sei offen oder nit, ohn wort und wissen des dorfrichters und der geschwornen. so ainer diß uberfehrt und das ime zuvor verbotten worden, ist er zu der gemain wandl von iedem wagen 6 schilling 2 pfennig.

51. Si melden auch zu recht daß niemant zusam soll tragen morgens und zur nacht ehe dann ain man den andern woll erkennen mag. wer darwieder thut, nach dem soll man greifen und ihn einziehen und für ain schedtlichen man halten, den die herrschaft nach ungnadt zu straffen hat.

[51a.] Wer seinem nachbarn sein guet von dem acker oder weingarten enttregt und kan bezeugt werden, der ist als ain dieb zu bestraffen.

52. Ain ietweder zehentner soll seines zehents warten und zu gehüerender zeit ausstecken, den im der pawr (wann er anderst nit beschwert) auch ligen lassen soll. läst er den aber nit ligen und führt den von dem acker, so er des uberwisen wurt so ist er der herrschaft zu wandl 5 pfund pfennig.

53. Dises dorfs alts herkommen ist daß der dorfrichter die zwen gemain metzen nach der landts- und Mistlbacher maß solle fächten lassen. und solle ainen ietweden nachbarn auf begehren darleihen, aber doch nicht uber nacht in seinem haus behalten lassen; wer das uberferth, ist dem richter zu wandl 12 pfennig.

Die dritt sprach.

54. In der dritten sprach vermeldet die erbar gemain daß ain ieder mit seinen arbaitern soll gehen die rechten weg und steig wie von alters herkommen ist. es soll auch kainer ungewöhnliche weg und steig machen im zu frumben und andern zu schaden. wer das uberfehrt, der ist zu wandl nach iedem arbaiter umb 4 pfennig und nach im selbst um 12 pfennig, und was schadens daraus gehet soll er darzue püssen.

55. Es soll ein ieder seinem nachbarn ausfridten zu rechter weil und zeit, nemblichen acht tag vor st. Georgen tag oder acht tag hernach, treulich und ungevährlich. wer das nicht thuet, der ist zu wandl um 72 pfennig und soll darzue abtragen und wiederkeren allen schaden der daraus gehet. wolt aber ainer seinem nachbarn darumb nit einfriden, so soll und mag das der richter thuen und von iedem arbaiter nemben 12 pfennig und nach iedem creuz auch 12 pfennig.

56. Es soll kainer seinem nachbarn seinen fridt abbrechen noch hacken. wor das thuet, als oft er ainen grüenen dorn abhackt ist [er] zu wandl um 12 pfennig, und soll abtragen und püessen den schaden der dardurch beschiecht.

57. Wer viech hat, der soll das haben ôn der gemain schaden; soll auch das zu rechter zeit einthuen und für den hütter treihen. welches viech aber zu schaden gehet, daran soll sich niemant rechen sonder dasselb viech zu dem richter bringen und den schaden durch den richter und seine geschwornen beschauen lassen, und wie der schadt gefunden würdt, soll er deß das viech ist dem andern abtragen und widerlegen und darzue zu wandl geben nach iedem stuk 4 pfennig.

58. Der hieig dorfrichter sambt seinen geschwornen sollen jährlichen neben allen benachbarten anrainern den ganzen burgfridt und gemerk dieses dorfs angehörung fleißig abgehen, die verwüsten marchstain zuraumben und die ausgeworfenen lobern alle erfrischen, und also unter inen selbst guete ordnung erhalten und pflegen.

59. Es soll kainer neue gräben machen davon der gemain und andern schaden beschehen mag. wer das thuet, ist zu wandl umb 6 schilling 3 pfennig und soll püessen den schaden der daraus gehet.

60. Es soll auch kainer dem andern nemben uber seinen rain, es sei in äckern weingarten oder wisen. wer daran begriffen wirdet, der ist als oft zu wandl umb 12 pfennig und soll abtragen den schaden der daraus gehet.

61. Wann ein nachbar seinen gebürenden grunt nit hat (es sei in äckern weingarten wisen oder anderwerts, außer was eingefridt und gezeunt ist), der soll sich bei dem dorfrichter und seinen geschwornen anmelden und beschweren. und da er mit seinem negsten nachbarn ein ordenlich ausmarkung begehrte, soll im die billich zuegelassen werden und man dem gegenthail auf ain bestimbten tag zu diser verkünten. kumbt er, woll und guet; wo nit, soll die marchung ain weeg als den andern beschehen. wann nun der gegenthail ain widerspruech thuen wolt, soll der ungültig sein und soll bei der ausmarchung verbleiben. doch sollen bemelte ambtleut in dergleichen fällen handlen bei hocher straff und ungnadt der dorfobrigkait was recht ist.

62. Ain ieder nachbar solle jährlich zu gebüerender zeit und wann man darzue ankünden wirdet, vor seinem acker [und] wisen die gräben fleißig raumben lassen. wer das nit thet und darüber seinem nachbarn schaden beschäch, soll er den nach erkantnus ausstehen und püessen.

63. Es soll auch kainer auf seinen nachbarn wasser laiten, es sei im velt oder zu dorf, auch kain fachgrueb noch ander grueb machen davon seinem nachbarn schaden beschiecht.

64. Es soll auch kainer neue stain noch march machen, auch die grünt für sich selbst weder mit marchstain stecken lebern noch schlachten ohn willen und wissen des richters nnd zwaier seiner geschwornen nach barn thailen. wer das thuet, so haben dieselben stain und thailung nicht craft und ist ain solcher darzue zu wandl umb 6 schilling 2 pfennig.

65. Was aber der richter und seine zuegeordnete thailen, auszaigen und stainen, das soll ganze craft haben. und man ist inen nach iedem marchstain zu geben phlichtig 12 pfennig. und wer der lofter oder creuz ains oder mehrers auszeucht, abhackt oder umbwirft, der ist nach iedem zu wandl umb 72 pfennig.

66. Wer aber ainen marchstain ausgräbt und begriffen wirdet, der ist zu wandl umb 5 pfund pfennig. hat ers aber an dem guet nicht, so soll man in an die statt da der marchstain gestanden ist mit dem haubt bis gegen der gürtl herauf eingraben und stehen lassen so lang daß er sich selber ledigt.

67. Es soll kainer dem andern sein weinstock entziehen noch laiten durch den rain. wer daran begriffen wirdet, der ist nach iedem stuck zu wandl 24 pfennig.

68. Bei disem dorf sollen allzeit zwen wolerfahrne weingartsleut und nachbarn zu pergleuten und ubergehern bestelt werden. und wo sie ain oder andern weinzierl in seiner arbait unerbar und prangerisch befinden wurten, sollen sie ihm ain creuz aufstecken, und solle der weinzierl so die arbeit unerbar verbracht von iedem creuz gemelten pergleuten 12 pfennig und dem richter auch zu straff und wandl 12 pfennig schuldig sein.

69. So ist sonderlich geboten daß ain ieder den richter und seine geschwornen erbarlich halten und wider iren glimpfen und ehr nicht reden soll. wer darwider thät, der ist der herrschaft zu wandl 10 pfund pfennig und dem richter und seinen geschwornen iren glimpfen wider zu geben.

70. Der dorfrichter und seine geschwornen sollen kaine schweifende frembde persohnen, man oder weib, ohn fürlegung ihrer ehelichen geburts-, heiraths- und kuntschaftbrief und so der catholischen religion nit zugethan in diß dorf nemben, sondern sollen solche inner drei tagen aus dem dorf schaffen. wuerden sie es nit thuen, seint sie der herrschaft iedes mal zu wandl 72 pfennig schuldig.

71. Ain ietweder gesessener wie auch lediger so under disem burgfridt gruntstuck zu geniessen, soll jährlichen zu rechter weil und zeit dem richter sein bestimbten dienst raichen. der es muetwillig uberfehrt, ist zu wandl doppelten dienst zu geben.

72. Doßgleichen soll auch ain ietweder gesessener jährlichen zu rechter weil und zeit nach der herrschaft bevelch sein steuer, hausgulden und ander herrngült dem richter und seinen geschworenen unwaigerlich bezallen. wer das nit thet, der ist von iedem bestimbten termin zu wandl 72 pfennig.

73. Ebenmäßig soll auch ain ieder gesessener auf des richters begehren, es sei zu was zeit es woll, seine bestimbten kucheldienst in das gottshaus uberschicken. wer sich dessen waigern und in demselben ungehorsamben wolt, der ist zu wandl 72 pfennig.

74. Welche auf- und abfahren, geben dem richter zu abfahrt und anlait ieder 12 pfennig.

75. Auch ist ein ietweder verpflichter underthan alda neben raichung der herrngült, haus- und burgrechtdienst seiner herrschaft jährlichen zu robathen schuldig zwölf tagwerch.

76. Erstlichen hebt sich des gerichts und aigens Pogenneusidl gemerk an ob des dorfs mit drei marchstain nach einander, welche der Neusidler, St.räffinger und Pelndorffer gebieth auszaigen; von dannen an seint wider zween stain, ainer auf und der ander underm Manpichel; dise weisen verer auf vier stain nach einander an Pelndorffer weeg, die auch der Neusidler und Pelndorffer gemerk auszaigen; von dannen verer auf die fünf stain an den Tegläckhern und die aw; widerumb daselbst in der aw und alten Pürglacker nach einander fünf stain; mehr in den Hofstetten in dem kleinen velt neben der straß an Pelndorffer weeg wider vier marchstain, welche biß zu ain waßrain gegen Alten Gaunerstorff, allda ain marchstain solle gesetzt werden, zaigen; von diesem waßrain stehen wider aufwerts gegen den Creutzackhern und im Creutzveldt drei stain zerichts nach einander; item im Neufeldt hinter dem aigen zwen stain, so der Neusidler und Aigner gebiet ausweisen; mehr ain stain daselbst zerichts hinumb der Kohlnbrunner und Neusidler gebiet ausweisent; und dann wider ain stain so auch der Kohlnbrunner, Neusidler und Wolffpassinger gebiet ausweiset; mehr drei stain der Wolffpassinger und Neusidler gemerk ausweisent; und dann ain stain in Lüsslfeldt daselbst herein gegen Neusidl; mehr zu den Pergäckhern gegen Hautzendorf drei stain; mehr in Kreutten, so wider der Wolfpassinger und Neusidler gemerk auszaigent, vierzehen stain nach einander deßgleichen der Hautzendorffer, Wolffpassinger und Neusidler gemerk auszaigent; wider zwen stain, dise stain zaigen bis ins Schlatt auf ain lebern, alda ain stain solle gesetzt werden; item daselbst neun lebern nach einander, welche sich wider auf Greitzenstetter weeg und gemerk lenden, und alda wider drei lebern und zehen marchstain sein; mehr ain stain ob's dorf bei der wisen, welcher auch der Straifinger und Neusidler gebiet auszaigt; item ain stain bei der Straifinger Pergackher daselbst; und dann der letzte stain auch auf der Straifinger perg daselbst, welcher sich sambt drei aufgeworfenen lebern wider zu den allerersten drei stainen lenden thuet.

Herkunft / Fundort
Bogenneusiedl | BH: Mistelbach | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1590 - 1600
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S.24-33, Nr. 5 (Edition).

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