Bisamberg, Bergtaiding und Rechte (des Wiener Domcapitels), (1450)

Hie sind vermerkt die perktaiding und recht so wir haben an dem Püsenperg.

Item, man sol alle jar haben drew perkchtaiding am Püsenperg:

item, daz erst perkchtaiding des nagsten eritags nach sand Jörgen tag;

item, daz ander perkchtaiding des nagsten eritags nach unser frawn tag als si geporn ist;

item, daz dritt perkchtaiding des nagsten eritags nach unser frawn tag zu der liechtmess.

Item, die perkchgenossen sullen haben ainen vorsprechen und derselb sol haben ainn stewrër aus den perggnossen mit ïr aller willen.

Item, si süllen in iedem perkchtaiding drei sprach haben.

Item, welher perggnoß nicht kümbt zu der dritten sprach, der ist wandels verfalln zwelif Wienner phening.

Item, es sol ain pergmaister gesessen sein auf dem aigen, und sol auch kainer ân sein hand stiften noch störn.

Item, wer die leut mit weerhafter hant aus dem perg oder darin jagt, der ist des wandls verfalln sechs schilling zwen phening.

Item, es sol ein pergmaister oder ein zehentner zu rechter zeit daz perkchrecht oder den zehent nemen. tun?t si des nicht, so sol man in den most in ain rains assëch giessen und sol dabei ainen erbern perkgnossen haben. wïrt der most enwicht, des sol der unentgolten sein der in hat ingegossen.

Item, wur?d ainem sein assëch do der zehent oder daz perkchrecht inne stünd verlorn oder zeprochen, so sol ims der zehentner oder der pergmaister gelten, welhes schuld es dann ist.

Item, wer den zehent in dem lesen nicht richtet, der sol in an sant Mertten tag aus dem vass richten ân widerred.

Item, es sol iderman auf seinem rain aus und in geen und in dem lesen den wein darauf austragen. wer des nicht tut?, der ist des wandls verfalln zwelif phening.

Item, es sol ein pergmaister oder ein zehentnër ainen rechten gehämbten emmer und ain vïrtail haben, und der pergemmer sol umb ein stauf grösser sein.

Item, wer ainn marichstain ausgrüb, der ist des wandels verfalln 6 schilling 2 pfennig als oft daz geschiecht.

Item, wer ainen rain abhawt im ze frumm, der ist des wandls verfalln 72 pfennig als oft daz geschiecht.

Item, welicher stain aus seinem weingarten grüb und würf die in ains andern weingarten ain mul?ter, als oft er daz tut? so ist er verfalln 12 pfennig ze wandl.

Item, man sol ainen nuczen hütter zu rechter zeit seczen mit des pergmaister willen.

Item, wer in ainn weingarten geet oder reitt und pricht mer weinper ab denn ains zu seiner notdurft, den sol man haben für ainn schedlichen man; und kümbt der hütter oder der recht herr des der weingarten ist an in, wïrt er erslagen der die weinper hat abgebrochen, so sol man in legen auf die stigl darüber er in den weingarten ist gestigen, und sol man im ainn pfening auf die wunten legen, und sol der der es getan hat vor allem gericht frei und ledig sein, wann der perg ist frei von alter her.

Item, wer stekchen oder überstikch austregt, der ist ze wandl 12 pfennig verfalln.

Item, wer ze vil stekchen oder überstikch austrüg oder mit willen stekchen zeprech, den sol man haben für ainn schedlichen man. wer des wider wër und wolt sich nicht lassen vahen noch phenten, der ist ze wandl verfalln sechs schilling zwen pfening.

Item, von lohen ze stossen, daz ist also: wann man ainen weingarten tailet und den tail aus mit stain oder mit stekchen zaiget, wer denn dem andern ains auszeucht oder niderwïrft, als oft zwelif phening ze wandl.

Item, es sol iederman auf sand Jörgen tag sein stigl vermachen.

Item, wer nicht stigl und frid in den nagsten virzehen tagen nach sand Jörgen tag macht und bewart, der ist wandels verfalln 12 pfennig.

Item, es sol niemand grasen nach sand Jörgen tag in kainem weingarten. begriff man daruber iemant, der ist verfalln ze wandl 12 pfennig.

Item, wer nicht kümpt zu der andern taiding, der ist ze wandl verfallen vïrundzwainzig phening.

Item, wer nicht rechten zehent geit und wïrt des überfarn, der sol den ubrigen zehent aus dem vass lassen snell.

Item, es sol ein zehentner umb den zehent verrer nötten kainen man oder frawn wenn auf seinn aid und trew.

Item, ob daz wër daz ain pergmaister ain pot tët oder leget auf weingerten, ekcher oder wein des pergs, und wer daz prëch oder überfür ân seinen willen, der ist des wandls verfallen 6 schilling 2 pfennig auf gnad nach iedem mann.

Item, umb sand Bertlmes tag oder sand Gilgn tag nach gelegenhait der zeit süllen die vier geschworn und vier perkgnossen mitsambt den pergmaistern besehen di weingartn. ob ainer oder mer erfunden wurden die untreulich oder schädlich gearbait und gepaut hietn, sol derselbn ieder der herrschaft 72 pfennig und iedem pergmaister und geschworen 12 pfennig zu peen verfallen sein.

Item, di pergmaister und vierer sein schuldig ainstn im jar di wasserleuf und weg zu beschauen. wer alsdann nach irer erchanntnüss dieselben nicht macht und pessert, ist zu wandl der herrschaft verfallen 72 pfennig und dem pergmaister und geschworen iedem 12 pfennig.

Standort
Wien | BH: Wien | Bundesland: Wien | Eigentümer: Familienarchiv Wilczek | InvNr.: Sign. 6541. P. 2 | Seiten: 11a-14a |
Herkunft / Fundort
Bisamberg | BH: Korneuburg | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1450 |
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S. 342-345, Nr. 55/I (Edition).

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