Baumgarten an der March, Gerechtigkeit und Banntaiding des Stiftes Heiligenkreuz (16. Jahrhundert)

Vermerkt die recht, gerechtigkait und panntaiding der loblichen stift zue dem Heilligen creytz, so si haben auf allen ieren guetern auf dem Marchfelt und besunder zu Paungarten bei Marchfelt, da si haben stogk und galgen und allen pan von ainem valtor zu dem andern, von ainem marchstain und gemerk zu dem andern, das niemant alda zue gebieten oder zue schaffen hat dan die herrn von dem Heyligen creitz oder iere anwalt die si darzue setzen oder schaffen, alles nach laut und vermig ierer privilegia und freihaitn so si haben von dem romischen kaisern, kunign und besunder von den hochgebornen und hochlöblichen fürsten und herzogen von Osterreich, so des loblichen gotshaus zum Heyligen creytz recht stifter und des marks Paungarten auch ander ierer gueter erbvogt sein, das von anfang und alter herr also gehalten und gebraucht wie hernach volgt.

Am ersten soll der anwalt den richter fragen ob das panndaiding, wie im bevolchen, verkindt und nach altem gebrauch drei tag zuvor nach ainander verrueft worden sei etc.?

Darnach soll der richter an aim orth wie der underthon haist anfachen, den nennen, und nachvolgent wie die heuser nach ainander ligen ieder sein nachpaurn riefen. und wer den ruef ân eehaft ursach versaumbt und ôn erlaubnus des richters auspleibt, ist zu wandl 72 pfennig. hiet aber ainer krankhait oder andere eehafte gescheft, so sol er sich des durch den richter, seinen nachpern oder ainem erbarn man entschuldigen lassen. thuet ers aber aus ungehorsam, frävel oder verachtung, so ist er in der herrn schwere straff.

Die panndaiding werden gerechnet fur ain pekanntnus bei dem pann und ait die pegriffen recht und hernach gelesnen articl war zu sein und denen gehorsamblich zu gelewen.

Der richter soll verpieten das in der ruegung der rechten meiner herrn vom Heyling creytz und der ganzen gmain niemant wert geiert noch gehindert mit kainerlai sach. wer dawider deth, der ist in der herrn straff.

Sie ruegen auch zu recht: wer der wer der ain panndaidung offentlich widerdrib oder widerspricht, der het gefravelt und wer zu wandl von ieder person umb 6 schilling 2 pfennig und in der herschaft straf.

Welcher verpotne weer zum pandaiding dregt, ist zu wandl 72 pfennig. thuet ers in fravel so ist er in der herschaft straff, ausgenumen unser herschaft, iere diener und wer in darzue gefelt.

Darnach ruegt man zu recht das unser genediger herr der abbt oder sein anwalt des gwalt und recht hab im jar zwaimal, wie und wann es inen gelegen, pandaiding zu halten und die gerechtigkait ditz markts zu ruegen, ainen richer zu entsetzen oder zue setzen. und derselb richter soll haben zu im sex burger, die alle sollen der herschaft geschworn und durch den heren abbt oder seinen anwalt und der ganzen gmain erwelt sein. die sollen richten umb alle notturft zue velt und zu dorf, dem armen als dem reichen, ain rechte treuliche und gottliche erkanntnus thuen umb das in furkumbt, darzue si berieft und gebraucht werden, darin zu handln was recht ist, zue stain zu rain zue beschauen dreulich und ungeverlich als verr ir gemerkt und der herschaft gebiet gent. und was si ruegen, das ruegen si bei ierem ait. und wer dieselben richter und geschworen ân recht widertreibt und welt umb den richter oder umb seinen angesetzten richter nit geben, der wer ferfallen umb das gross wandl 32 tal. pfennig als oft er das thuet. und wer die geschworn burger widertrib was si sprechen zu recht, der wer umb ain gemains wandl von iedem burger umb 6 schilling 2 pfennig und von der gemain von ir iedem umb 72 pfennig. man soll auch nicht iere march die si machen oder stessen auswerfen; wer das uberfarn wirt, ist in der herschaft straff. wer sich aber ierer handlung beschwärt deicht sein, dem stet die herschaft bevor.

Si ruegent auch zue recht: ob iemant in ir herschaft in fravel und ubermuet durch anstiftung anderer oder fur sich selbs ridt oder gieng, oder der sein freunt oder gesellen was ubls mit ierer hilf anzufachen alher brächt oder lied, der wer der herschaft sambt seinen mithelfern verfallen leib und guet. wer ainen richter so er den oder diselben zue gericht wolt bringen auf sein anruefen nit hilft, auch wer solich leut im aigen west und dem richter nit anzaigt, sein auch verfallen leib und guet.

Si ruegen auch zu recht: ob ain diep oder ubelthatter heerkäm und wurt hie begriffen und von ainem anklagt, so soll der richter zu dem frumen sprechen "beleib mir hie unzt. das du mir das recht vergwist", so ist der richter und die geschwornen dem clager nicht anderst pflichtig wan das si das recht besitzen. der clager soll dem diep oder ubelthatter mit der hantschaft uberwinden und soll dem richter sein furfank geben, das ist 72 pfennig. und was der diep hat, das ist ganz der herschaft verfallen nach innhaltung ierer brief.

Si ruegen auch mer zu recht: ob ain diep kam in ain haus und bringt etwas in sein hent, wirt es der wirt innen und jagt [ims] in seiner hausung ab, so mag er es widerumb aufheben ân urlob; und mag er in darzue begreifen, so soll er in in das gericht bringen mit der handschaft. kumbt er aber aus der behausung und jagt ins ab, so mag er es aufgeheben und brings an das gericht. käm aber der diep in ain ander gericht und wurt darinnen begriffen und gefangen und der frumb rieft die gmain an, so soll ime die gmain aines rechten helfen. ob er des nicht thuet, so richt er es selb aus. also ist es von alter heerkomen.

Es ist auch des marks gerechtigkait das der richter kainen angesessen holden der im aigen mit leib und guet sitzt, umb kain geltschult noch ander erbar händl auf kaines andern begern, er sei frembt oder angesessen, nicht annemen noch fenklich setzen soll, allain er wer im und den burgern auf furforderung ainer klag ungehorsam. wurt aber die gerechtigkait auf [ainen] angesessnen genomen und er darauf gesetzt, so ist der richter und wer solichs mit im handlt in der herschaft straf. was aber schulden beriert, soll der richter nach des clagers erlegten gerechtigkait in vierzechen dagen bezallung schaffen; zalt er in bestimbter zeit nit, so soll der richter umb dise schult pfant nemen, es sei ligunt oder varuntzs guet; darzue hat er vierzechen dag das ers lesen mag; est ers aber in vierzechen tagen nit, soll es der richter schetzen lassen und den glaubiger vergniegen; sein es aber essente pfenwart, soll es in dreien tagen beschechen. wer [sich] aber schulden halben clagen lest, der ist zu wandl als oft das beschicht zwellif pfenning.

Wan ainer auf ains andern herrn grunt verpotten wurt, so mag er den zue sich verpieten ôn des richters willen.

Item, ob sich begeb das ain nachper von seinen gescheften, es wer uber felt oder sunst, nachtlicher zeit wider haim zu haus käm und funt ainen frembden in seinem haus und fraget wer [er] wär und wolt sich nit melden, so mag er in anfallen fur ainen schadlichen man. ob er sich aber zue wör stellet und der nachper schrier umb [hilf,] schlagen die ungemelt person zu doth, so sein si der herschaft noch niemant nicht pflichtig, doch sollen si das dem richter anzaigen, der soll in den tottn urlauben. alsdan soll der wirt den nemen bei den fuessen und ziechen auf die negst wagenlaist die vor seinem haus get; es fressen in die hunt oder schwein, darumb ist er niemant nicht pflichtig. wer auf solich aines nachparn anruefen nicht zu hilf käm, ist in der herschaft straff.

Wer ainem angesessen man bei dag oder bei nacht seine tor, thur oder fenster fräflich aufbricht oder aufstost, der hat verwandlt 5 tal. pfennig und denselben schaden zu bezallen schuldig.

Wan die nachparn sessen bei ainander in ainem haus, es wer zum wein oder anderstwo, bei ainem gueten nachparn, und hielt sich ainer ungebirlich oder rumorisch der die andern nicht bei fridt noch bei gemach lassen wolt, so soll in nemen der wirt und die andern nachpern und sollen in hinaus stossen fur die thuer. ob si mit im an der uberthur anruerten das er pluetruns wurt, so sint die nachpaurn niemant nicht darumb pflichtig noch schuldig.

Man ruegt auch zu recht das ain ieder in seinem haus soll fridber sein. und ob ain lusner käm an sein haus und wolt in vermanen, gegen wem das wer, und wurts der wirt innen und sprach dreimall nach ainander "wer stet da?" und der lusner sprach nichts, so soll er im urlaub geben. und so er in erkent soll ers dem richter zu wissen thuen, der soll in annemen fur ainen schedlichen man; so ers aber dem richter nit anzaiget und verschweigen wolt, so ist er der herschaft zu wandl 60 und 5 tal. pfennig. so er aber nach dem urlab geben wider zue lusnen hinzue gieng und pracht der wirt dem lusner vom leben zum todt, mit wö das wer, so ist er niemant nicht pflichtig; aber der wirt soll fur den dachtropfen nicht kumen. mag er das erweisen das er ain ungemelter man ist, so soll im die ganz gmain helfen darnach ain schedlich man gehert; und mag er aber das [anders] nicht beweisen, so weis ers mit seinem ait.

Wann sich zwen, drei oder mer mit ainander auf der gassen zerritten oder unains wurden, und das sich der ain thail bedächt und wolt seins guets hieten und wich in sein oder ains andern nachparn haus, und käm in ainer des widerthails nach, der het schwerlich gehandlt und gefrafelt. und wes er darumb pflichtig wär? so spricht man das zu recht: wann nur ain zwiernsfaden wer umbzogen umb sein purkfridt oder seines nachpern hauses guet, da [soll der] selb frid und freiung haben; und wer dasselbig bräch, der wär umb 32 tal. pfennig als ob er gefuerste freiung het zerbrochen. wer hinein wirft scheust nachsticht oder nachschlecht, ist umb ain halben thodtschlag 16 tal. pfennig der herschaft verfallen als oft das geschicht.

Ain ieder hausgenos hat in seinem haus gefurste freiung sambt allen den so hei im sein oder wonen oder hinein fliechen, bei der straf wie obstet. wer ain aus seinem haus fordert, sei mans- oder weibsperson, ist in der herschaft straf.

Wer verpottne wer tregt von püchsen oder armbrust in gevar, so ers in frevel und ôn eehaftiger ding not spant, schies oder schies nit, ist in der herschaft straf 15 tal. pfennig, das ist ain halber thodtschlag.

Wer mit ainem thierspies schlecht, hat verwandlt 5 tal. pfennig. der mit ainer hagken oder andern waffen schlecht, wirft oder sticht, hat verwandlt 5 tal. pfennig, von ainem dremel oder stegken 5 tal. pfennig.

Wer haimlich ain sundl wider ain andern den damit zu stechen auszeucht, verwandlt 5 tal. pfennig.

Ain lambwunden ist zu wandl 5 tal. pfennig, ain schambwunden 3 tal. pfennig, ain fliessende wunden 2 tal. pfennig, der ain pluetruns macht 72 pfennig.

Wan ainer den andern mit der hant schlecht oder rauft, so ist er von iedem finger ain tal. pfennig. schlecht er aber in und hat kain daum in der hant, so ist er ferfallen zu wandl 10 tal. pfennig.

So aber ainer ainen stain aufzugket und wurft nit und legt in hinwider an die stat da er in genumen hat, so hat er verwandlt nit mer dan 82 pfennig, wirft er aber so hat er verwandlt 16 tal. pfennig.

Si ruegen auch zu recht: wer ainen zu tot schlueg, der ist ferfallen der herschaft leib und guet, den soll der richter fachen. und wen der richter anrueft, der sol im beistant thuen; und wer sich des widersetzen wolt, der ist in gleicher der herschaft straf, und der richter soll das andern zum beispil der obrigkait anzaigen; wo er das nit thät, so ist er auch wandlfellig.

Si ruegen auch zu recht das alle spill bei tag oder bei nacht sein verpotten bei dem wandl: sovil si all gelt auf dem platz haben, das mag der richter zu sich nemen. und so ain hausgesessner in sein haus spillen last, zu wandl ain pfunt pfenning, und der spiller als oft er die wuerfel wurft umb 12 pfennig.

Es soll auch ain ieder im aigen wann er schenken will ainen zaiger henken von wegen der ungelter; welcher aber das nit thät und haimlich schenket und wirt des uberweist, der ist zu wandl verfallen 5 tal. pfennig der herschaft und sol sich mit den ungeltern vertragen wie er stat findet nach erkanntnus des richters und der geschwornen burger ungeverlich. auch hat di herschaft macht den panwein von sant ...

Si ruegen auch das, das die leutgeben sollen rechte mass geben; ob si des nit tätten, so sint sie wandlpflichtig 6 schilling 2 pfennig und dem richter und burgern ain viertl wein als oft man in angeust. und sollen die burger mit sambt dem richter oder wem ers emphilicht angiessen dem reichen als dem armen.

Man riegt auch recht das kain leutgeb noch ander niemant nicht auf kirchengerait, pluetigs pfant, ungewundens trait, rabs garn noch verschnitten tuech nicht porgen noch leichen soll; wan wer das thät wer nit frumb und in der herrn straf.

Si ruegen auch das kain leutgeb ainem dienenden knecht in seinem haus nicht mer verthuen lassen soll dan was er ober der guertl hat, das seint gugl heubl und huetl. wer dawider thät, der war umb 82 pfennig.

Welcher ainem wirt oder ainem andern fromen man seine asach, gleser oder schliem fravelich zerwurf oder brach, der hat verwandlt 2 und 6 schilling pfennig und dem wirt seinen schaden zu bezallen schuldig.

Si meldn auch: dieweil ain kint in seines vatter und mueter prott ist, so mag er sein vatterlich erb weder ferfechten, verspillen noch verdrinken; und ob er facht, so wais sich der richter umb seines herrn wandl mit der gefanknus zue halten.

Si melden auch zu recht das kain gesessner man sein weib noch seinen künden iere hab weder ferfechten noch verdiepen mag. kumbt er darvon, so hat er dennocht zu schaffen genueg das er mit dem gericht und mit den freunden abkumbt. wiert er aber begriffen, so puess ers mit dem leib.

Si ruegen auch: ob ain frauenspilt wolt verdrinken regk mäntl schlair oder ander ding, so soll ir der leutgeb auf oder ôn pfant ôn irs man wissen und willen nicht mer porgen dan 12 pfennig. wer dawider thuet ist zue wandl 6 schilling 2 pfennig, und der man soll fur di pfant dem leidgeben geben 12 pfennig und die alle wider zu sich nemen, und der leutgeb soll das ubrig gelt als verlorn haben.

Man ruegt auch zue recht: wer ain frome frauen oder junkfrauen nötten wolt, der ist ferfallen den hals. und so si umb hilf rueft, und wer das hört und kaim ir nit zu hilf, der ist strafmässig an leib und guet mit sambt dem ursacher.

Si ruegen auch zu recht: ob sich die weiber mit ainander unzimlich hielten und unzucht triben mit worten und mit werken, so soll man inen den pogkstain anhangen denselben zu tragen von ainem valther zu dem andern, von ainem orth zue dem andern, so soll ir dingen der richter ainen pfeifer und ier mann ainen paugger. ob aber ainer wär der sein weib wolt dem gericht vorbehalten wan si erfordert wurt zue der peen, dem soll der richter das stabel schigken und er ist ferfallen der herschaft als ainer der sich hat underwunden des gerichts 32 tal.

Si ruegen auch zu recht: ob ain frauensbilt unzuchtig wer mit worten oder mit werken und wurt ierem man clagt, er wolt si auch nit davon ziechen und darumb straffen, die seint baide der herschaft wandl pflichtig darnach und die unzucht ist.

Wer ain frauen schlueg und clagt nit ieren man, schlecht er sei mit verzognen schwert, der ist ferfallen fravel 6 fl.; schlecht ers aber mit palg mit sambt, der ist umb 6 schilling pfennig; schlegt ers mit der faust oder hant, so ist er umb 5 tal. pfennig; doch alles noch gelegenhait der that.

Wer laug aschn mist tottenstro oder ander ungenam ding als dots viech huener hunt oder katzen etc. auf die gassen wirft, der ist von iedem zu wandl 72 pfennig als oft das beschiecht. der aber sunst enget die gassen, es wer mit gräben oder mit zein oder mit paumen, der wer umb 6 schilling 2 pfennig,. und wer derhalben nachtail nimbt, soll im sein schaden abtragen.

Si ruegen auch zu recht: wan der richter ansagt der ganzen gmain von wegen der weg, steg und prugk dieselben zu machen und zue pessern, damit niemant kain schaden widergee, das von iedlichem haus soll auf sein ain arbaiter daran ain richter und die burger ain benuegen haben. wer aber nit käm zu der arbait, der ist pflichtig des wandls ân alle gnadt dem richter 12 pfennig und der richter soll ain nutzen arbaiter aufnemen, den soll der ungehorsam belon, und zue merer straf der gemain ain fiertl wein. wirt er aber weiter daruber ungehorsam, so ist er in der herschaft straf.

Der richter und sein geschworn sollen zeitlich weg, steg und rain auszaigen. wer alsdan seinen nachpern vor sant Jorgen tag nit ausfridt zue felt oder mark, der ist von iedem grunt und ort zue wandl 72 pfennig und seinen nachpaurn den schaden so er derhalben empfangen abzutragen und zue bezallen schuldig und soll in nicht destminder inner 14 tagen verfriden. thuet er das nit, so ist er in der herschaft straf.

Item, das ain iede reihen zwischen zwaien nachpern sol haben dreier schuech weit. wo das nit ist, soll gewendt werden. wer sich des verwidert, ist zu wandl 2 und 6 ß pfennig und soll dennocht seim nachparn reichnrecht lassen.

Si melden auch: ob zwen stessig wurden von der agker wegen oder andrer grunt, das ainer weiter hiet dan der ander, mugen si sich selhs mit lieb mittlen und vergleichen, das ist woll und guet. wo nicht, so sollen si nit ubeln mit ainander sonder geen zu dem richter und an in begern das er aus den geschworen und aus den nachpaurn etlich, darnach die sach ist, darzue schaff auf die beschaw oder selbs mit in dahingee; und was also zu recht erkent, [das werd ôn] allen widerredt unzerprochenlich gehalten. wer di heschauleut widertrib war zu wandl von iedem 6 schilling 2 pfennig, und sol sich dennocht was im zuthailt oder gesprochen 6 [wirt] beniegen lassen.

Wen ainer den andern zu nachet agkert mäth gruebt schneidt oder in ander weg zu agker oder weingarten sein grunt mit fravel nimbt, es sei bei tag oder bei nacht, der ist pflichtig als oft ain furich als oft ain fravel. und wan ainer ainen weinstogk durch ain rain zeucht im zu frum und seinem nagsten zu schaden, der ist umb ain halben diepstal, von ieder schmach und von iedem haunschlag 72 pfennig.

Wann ain erb zu velt oder markt von ainander gethailt [wurt] und welcher seinen thail verkaufen wolt, soll ers zuvor seinen miterben anbieten. wellen si das nit kaufen, so mag ers verkaufen wem er will. thet er aber des nit und verkaufets ausser der freuntschaft wissen und willen, so ist der grunt der herschaft verfallen.

Ain ieder der ain guet bei disen mark aufnimbt oder kauft soll es mit der herschaft erlaubnus haben; und wer sich in jarfrist darumb nit einschreiben last, ist desselben guets der herschaft verfallen.

Wer seines kaufs hinder sich stet, ist der herschaft zu wandl 1 tal. pfennig und den burgern ain emer wein. wer aber ôn vorwissen des richter verkauft oder kauft, so hat der kauf kain kraft und ier ieder zu wandl 6 schilling 2 pfennig.

Wan ain gesessner ân willen und wissen der herschaft sich verrer anvogt oder ain andern herrn suecht und von der herschaft nit müssig ist, [der ist] strafmassig an leib und guet.

Item, als oft ainer gemant wirt zu pauen und eerb stiftlich zu halten und thuet das in jarfrist nit, so ist der grunt der herschaft verfallen, und als oft er zu pauen gemant wirt dem richter 12 pfennig. vermag ers aber nit, sol ers verkaufen und der herschaft zuestiften, damit der grunt nit in odn glegt und bei wurden bleib, was er daran abgesessen widerumb zu erstatten.

Si melden auch zu recht das man kain frid nit soll prechen, er sei grien oder thur. wer aber das uberfarn wurt das ainer seinem negsten ainem frid zuebrach in gevar demselben zue schaden, der hat von ainem thurren frid verworcht 72 pfennig und von ainem gruen 6 schilling 2 pfennig, von iedem zaunstegken 12 pfennig als vil ir sein; bricht ers [in]zwai, von iedem drumb 12 pfennig und von ieder burt 12 pfennig und soll dennocht dem nachpern sein schaden abtragen.

Und ob das wäre das ainer ainen graben hiet vor ainem seinen grunt, agker oder krautgarten, also [das] der rechtlich nit sein wär und nit darzue purt, der soll den zueziechen und ist verfallen 6 schilling 2 pfennig. wo das nit beschicht, soll wie vor mit der beschau vermelt gehandlt und gestrafft werden.

Wer ainen uberfang thuet und der gemain grunt sich understet oder ainem andern sein grunt ôn erlaubnus entzuch, der ist in der herrschaft schwern straf und soll den selben grunt widerumben abtretten und sich umb die empfangen nutzung vertragen und was er daran gebaut verlorn haben.

Si ruegen auch zu recht: wer neu steig macht durch das velt oder anderstwo da nit gegewen oder gewondlich steig seint, der ist verfallen von im selbs 72 pfennig und von iedem die mit im oder nach im gent 12 pfennig.

Si ruegen auch zu recht das alle misgrif die da ôn gefer sein geschechen [und] werden also gericht, di seint niemant pflichtig. aber in aller arbait wan [man] des innen wirt, so soll der im an den tritten tag hinwider arbaiten. thuet er des nit, so soll im der richter arwaiter darauf dingen und soll nach iedem arbaiter nemen zu wandl 12 pfennig.

Ob man graserin oder ander leut in aim schaden funt, pfendt der velthieter, soll ers pfant dem schadhaftn haimtragen, der schadhaft soll dem hueter 12 pfennig geben und das pfant behalten. ob aber das pfand umb den schaden nit gnueg ware und thuet den schaden dem richter clagen, so ist der den schaden thon hat zu wandl 72 pfennig und den schaden zu bezallen.

Die gens soll ain ieder sein nachparn halten ôn schaden. wurt ainer dariber begriffen, so soll si der schathaft oder der velthieter inthuen unz er seines schadens ergetzt ist und dem velthueter seine zwelf pfenning geben werden, und hat darzue verworicht von ieder gans zu wandl 12 pfennig; und [trifft] si der velthieter daruber mer am schaden, soll ers dem schathaften oder dem richter haimbtreiben, die sollen im sein gerechtigkait erlegen. und so man ainem seine gens zwir einthuet und will sich dariber vor schaden nit hieten, so mag der schadhaft oder velthieter zum drittenmallen die vachen und volgunt in ain zaun henken mit den kregen und ist nichts darumb ferfallen, aber des die gens sein der ist wandlmessig und wandl von ieder gans 12 pfennig zu bezallen dem richter schuldig.

Wer ain halter ân ursach vertrib, der ist schuldig das viech selbs zu halten unzt so lang er ainen andern halter daran die gmain ain gefallen hat stelt. thuet er das nit so ist er in der herschaft straf, und welchen nachpern an seinen viech schaden beschiecht den zu bezallen und abzutragen schuldig.

Item, wer sein viech fur den halter treibt und geet den leuten zu schaden, demselben schaden soll der halter den der schaden beschechen zallen und dennocht der herschaft zu wandl 72 pfennig.

Ob aber sach wär das ainer dem halter sein viech nit furtrib und gieng auch den leuten zu schaden, der soll in gleichem fal wie der halter wie vermelt gestrafft werden.

Ob ainer dem andern sein viech wurf oder verwundt ôn clag, der ist verfallen fravel 72 pfennig und im den schaden ab[zu]tragen schuldig.

Auch wan ainer ain viech behielt unz an den tritten tag und precht es nit an den richter, der ist verfallen fravel 6 schilling 2 pfennig.

Der richter und die geschwornen sollen durch das ganz jar alle monat oder aufs lengest all quotember die rauchfenk und feurstet wol besichtigen und die geferlichen gebieten zu wenden, damit der gmain, den nachpern oder im selbs kain schad erstee. wer solliches in vierzechen tagen nach der beschaw nicht wendet, der ist von ieder hertstat in mark 72 pfennig; wendt er es daruber noch nit in 14 tagen, dem sols nidergeschlagen und von der herschaft gestraft werden. kumbt aber dieweil ee und das beschiecht ain feur aus davon ander zue schaden kämen, den ist er schuldig abzutragen und in der herschaft schwern straf gefallen. vermag ers am guet nit, so soll er mit dem hals darumben genueg thuen.

Ob ain feur bei ainem auskombt, wirt es gedemft ee wan es uber das thach kompt, der ist wandl 60 und 5 tal. pfennig. kumbt es aber uber dach auß aigner verwarlosung, ist er wandls 10 tal. pfennig und pies sein schaden selbs. ob aber iemant weiter davon schaden neme, des soll er in bezallen mit dem guet, hat er des nit, mit seinem hals wie obgemelt.

Auch ob ain feur bei ainem erbern man oder wer des selben hauß wirt ist oder gwalt hat außkäm, der sol haben sein freiung unz an den tritten tag sicher dabei zu bleiben, wan niemants dem feur am pestn wais furzukumen wan der wurt selbst. wer aber fravenlich hant an in legt in sollicher freiung, der hat verwandlt 32 tal. pfennig.

Ob ain feur auskäm und stient ainer dabei und hilft nit retten, der wär verdächtlich, den soll man anfallen fur ain schedlichen man, zuefodrist ob er ain gesessner ist; und mag er sich nit gnuegsam entschuldigen, sol er wie ain sollicher nach gelegenhait seines thuens und nach erkanntnus der herschaft gestrafft werden.

Ob ainer rettung halben dem feur zuelief und hiet halt haubtveintschaft und prauchet die nit, der soll freiung haben zum feur und wider an sein gwer. wer im aber dawider tete, ist wandl 32 tal. pfennig.

Wer das geschrai ainer prunst hert, es sei zu velt oder mark, der soll zuelaufen retten bei vermeidung der straf leib und guets.

Was in solcher prunst auß den heusern geworfen und geflechnet wurt, wo hin das ist, wer darein grif oder davon was entrugket das nur dreier pfenning wert, der soll von dem richter angenumen und wie ain ander dieb gestrafft werden.

Wan aber ain feur bei ainem auskam ôn sein verwarlosung und ausser unbesichtigkait und mag des genuegsam beweisen und darbringen, der ist nichts verfallen, dan man soll sich beniegen lassen an seinem empfangen schaden.

Man ruegt auch zu recht: wer ainem richter oder seinem verwalter so er seinen potten schigkt nit gehorsam wär in allen redlichen und erbarn sachen und den verschmächet, der ist ferfallen als oft dem richter 12 pfennig, der herschaft 6 schilling 2 pfennig und darzue in ir besserung. wers aus fravel thuet, ist zu wandl 10 tal. pfennig. wer sich der herschaft oder ieres anwalts widersetzt, ist zu wandl 32 tal. pfennig.

Si riegen auch zu recht das niemant kainen fruchparn baumb, es sei in der aw oder anderstwo, abhagken oder außreiten soll. wer dasselbig thuet, der ist der herschaft verfallen 5 tal. pfennig und soll der herschaft oder demselben mann derselhigen lai ainem andern paum herwider ziechen unzt das er als groß wurt als der vorder gewesen ist, und was er des paumbs die zeit hat schaden genumen das soll er im jarlich abtragen.

Daher mugen allerlai fruchtpaum nach aines iedes orts art und gwegs benent werden.

Nota. wo die herschaft kain holz ziglt wan gwendlich felber, mag diser articl gestelt: Wer seinem nachparn ainen felber abhagkt in gefer under dem knie der ist zu wandl umb 72 pfennig, ob den knie umb 6 schilling 2 pfennig, hagkt er in gar ab so ist er umb 1 tal. pfennig.

Man ruegt auch zue recht: nachdem das gehilz alweg, wan und wie es unserm genedigen herrn gelegen, abzuegeben oder zue ferkaufen, von wegen seiner holden und der andern umbligunden terfern bevolchen würt, das niemants es sei zimerholz prennholts noch ainigerlai ander holz, klain oder groß, auf [des] gotshaus guetern und grunten ôn der herschaft oder ieres vorsters erlaubnus abhagken, wegkfueren noch tragen soll, wirt iemants daruber begriffen oder uberwisen, so ist er ross, oxn und wagen verfallen und in der herschaft straf auf gnadt.

Wem sein notturft zimerholz zue pawung seines haus erlaubt wurt und davon vill oder wenig uber velt oder sunst verkauft oder las erfauln, der ist zu wandl von iedem holz, klain oder gras, 1 tal. pfennig und den vorster 12 pfennig und in der herschaft straf.

Was aber fur holz ainem sonst von der herschaft verkauft und erlaubt wurt, der mag nach erlegtem kaufgelt und des vorsters gerechtigkait damit handlen seines gfallen wie in verlust.

Wer sein prennholz oder ander holz so im erlaubt und vergunt worden und er wegkzufueren recht hat, vor sant Jorgen tag nit wegkfurt, dasselbig holz alles ist der herschaft verfallen.

Der vorster soll uber 14 tag nach sant Georgen tag all ungewendlich holzweg zueschlagen und vermachen. wer dariber ergriffen wurt ôn erlaubnus, der soll gepfendt und der herschaft anzaigt werden.

Wer sich ains vorsters oder seines knechts widersetzt so er am schaden betretten und ergriffen, der ist der herschaft verfallen leib und guet.

Auf ieden jungen maiss soll man in dreien jarn nit treiben noch darauf halten. wer das uberfarn wirt, der ist von iedem haubt viechs als oft das beschiecht wandlfellig dem vorster 12 pfennig und in der herschaft straf; den sol der vorster anzaigen.

Wer ain rainstain auswirft, der ist von iedem burger oder fierer zu wandl 7 schilling 2 pfennig und den wider setzen zu lassen.

Man spricht auch zu recht: ob ainer auswurf ain markstain der auszaigt zwaierlai herrn gueter, den soll man nemen und soll den setzen in die grüft wie der marichstain gestanden ist mit dem haubt unz on die giertl, und soll ime die fues kern in die hoch, und soll in mit gueten dremeln zustossen und sol im legen den stain zwischen der pain, das man sech das es ain guet gemerk sei.

Als das auf disen grunden geschehen, soll darauf austragen werden. wer sich des verwidern und setzen thuet, der soll angenumen und behalten werden und ist wandlmessig nach seiner verprechung.

Dise articl gohörn einzustellen wo man nit lantgericht hat: Ob im pandaiding aines andern herrn undersess oder ain frembder beklagt wurt und der beclagt begerte sein bedacht, der soll im auf das nachtaiding oder sunst auf ain leidenliche zeit geben werden. verantwurdt er sich nit genuegsam der clag halben, ist er in die straff gefallen nach erkantnus.

Das niemant geschaft, jartag noch leibgeding auf den grunden thuen, machen noch furnemen soll ôn willen und wissen der herschaft. ob aber solchs geschech, das soll craftloß sein; und wer das uberfur, der wer umb sein gerechtigkait; und der solchs nit rueget und anprecht, der wer zum wandl 10 tal. pfennig.

Si ruegen auch zu recht das alle die so leibgeding oder bestand von dem herrn von dem Heyling creytz als grundhern haben und ân vorwissen der gruntobrigkait ainem andern die selben leibgeding oder bstant verlast, der selb hat sein gerechtigkait verlorn und ist der grunt der herschaft haimgefallen. auch wer sein geding nit jerlich ruegt, ist auch der herschaft verfallen.

Es ist auch erkennt worden das si sollen haben zwen aigen metzen im dorf von aichenholz wolgeringt mit eisnen ringen und creizbanden, die sollen gemacht werden auß darlegen der ganzen gmain, und die selbigen soll inhalten der richter; und auch den stier mit seinem gerechtigkaiten; und wer ir ains bedarf, der lass dem richter ain pfant. und so ers uber nacht inhelt ôn willen des richters, der ist schuldig des wandls 12 pfennig.

Si melden auch: wer dem richter oder der herschaft dienst und steur bei scheinender sun nit gab zu rechten tagen als darzue geburt, der ist ferfallen 12 pfennig und als [oft] man den fordert 12 pfennig und in der herschaft straf.

Si melden auch zu recht: wer gesatzte lon staigert und wider den aufsatz thuet des richters und der burger als er benannt ist, der hat verfrevelt und ist zu wandl umb 6 schilling 2 pfennig und in der herschaft straf.

Item, wer ainem seinem arbaiter abtaidigt, es sei knecht oder diern, als oft er das thuet ist er pflichtig zu wandl 6 schilling 2 pfennig.

Wan ain dienstpodt ân gnuegsam ursach sein herrn auß dem dienst geet, der ist pflichtig der herschaft 6 schilling 2 pfennig und soll dennocht sein herrn oder frauen in dienst geen und sein versprochne zeit dreulich außdienn. will er das nit thuen, so soll ers in stogk außdienn.

Herwiderumb welcher herr oder fraw sein dienstvolk in der verdingten zeit ôn ursach urlab gibt, die sein im [den] versprochen solt auf das was er zuvor daran empfangen vellig zu geben und zu bezallen schuldig.

Der ain verprechung uber den andern verschweigt, dem richter nit anzaigt und im pandaidig verschweigen thuet, der ist der selben straf verfallen und die herschaft hat in darum auch zu straffen.

Ob ain richter oder geschworn die verprechungen und wandlmessige sachen der herschaft verdaidingen, verschweigen, darzue im pandaiding nit anzaigen und etwen also uberhelfen wolt, die sein mit zwifacher straf [zu] buessen von der herschaft.

Auch ob die gmain was vergessen het, das mag si im nachtaiding melden.

Si ruegen auch zu recht: all alt loblich hergebracht und von der herschaft auch ainer ganzen gmain aintrechtiglich gebraucht und gehalten gewonhaiten die unz her sein gehalten worden auf disem aigen und doch von wort zu wort in dem pandaiding in sunderhait nicht sint begriffen, es sei von agker wismat von trait von viech und der leut wegen, und von allen das unzt auf disen tag ôn widerredt der gmain aindrächtiglich ist gehalten worden, die alle sprechen si zu recht das si zue kunftigen dingen und zeiten sollen haben ir kraft, als si die haben gehabt, mit allen puncten und peen, das die noch, weil sie nit verändert oder abkundt, ir kraft haben sollen.

Standort
Heiligenkreuz | BH: Baden | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Heiligenkreuzer Stiftsarchiv | Seiten: 70a-82a |
Herkunft / Fundort
Baumgarten an der March | BH: Gänserndorf | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1500 - 1600
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S.33-45, Nr. 6 (Edition).

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