Allentsteig, Landgericht (1585, 1560)

1. Grenzen (1585)            

 Volget nuhn der lantgerichtszierkl der herrschaft Allentsteig, wie weit sich derselbe mit seinen fraiheiten auch öbrigkaiten erstrecken, anfahen und widerum enden thuen, an welchem gezierk, freihait und aller anderer obrigkait zwene thail hieher und der dritt weilend herrn Veiten Hagers seligen nachgelasnen söhnen gehörig sint.

Anfangs erhebt sich das lantgericht auf dem schlos und der stat Allentsteig, darauf und darinnen haus und hof, alle hoch und nider obrigkait zu der herrschaft gehört; von dannen an zu raiten und wie es im zürkel gehet biß in Dempach [an] den furt, von dannen Dempach nach ab neben der Wuermbeckher veltgemerk und Eitzenhof-gemerk biß an Edlbeckher gemerk, demselben nach herumb an der Allentsteiger hofwismad wie das bächl rinnt unzt an Alten-Neützen und Clain-Haslbeckher gemerk, von dannen widerumb nach der Poppinger und Alten-Neitzen gemerk bis in Poppenpach und an das Reitholz; nach dem Reitholz und Poppinger veltgemerk aufwerts bis an Manschalber gemerk; von Mannschalber gemerk nach biß an Stainpach er veltgemerk; von dannen an Oberpleckbecher veltgemerk, und der Mannschalber veltgränitz nach bis an Dietringer veltgemerk; von danen biß an Khuebeckher veltgmerk; wider von dannen nach der von Oberndorf veltgemerk auf biß an Willttinger veltgemerk; nach Wiltinger veltgemerk und Oberndorffer veltgemerk an Herrmanner veltgemerk; nach Hermaner veltgemerk auf der Gerbeyer, Rigweis veltgemerk bis an Glonitzer veltgemerk, biß in den bach so von Glognitz rinnt; dem Glognitzer pach nach ab bis an der von Khaltenpach veltgemerk; von Khaltenpeckher veltgemerk an Hadtwicher veltgemerk; von Hatwicher veltgemerk biß an der von Schlag veltgemerk; von dannen und der Ganntzer veltgemerk nach herumb bis auf die strassen so von Gäntz auf Exenpach gehet; nach dem Gäntzholz, Khainratzer gemerk auf den weg; den weg nach abwerts bis an das Hinderholz, bis an Neunlinger gemerk, nach ab bis an Zwinsing gemerk; von Zwinsinger gemerk zwischen Haslbeckher und Khainratzer veltgemerchk nach ab bis an der von Tauhen veltgemerk, biß an der herrschaft Allentsteiger hofwismaden und den mülgraben; von dannen Dempach nach abwerts bis an den fuert in Dempach, so auf das Scheitle dorfwerts durchgehet.

Das ist nun der circl der ganzen herrschaft zu Allentsteig freiheiten des landgerichts und anderer gemainer gerichtlicher obrigkait, wie von alter herkummen und gebraucht wurt. und was sich also so richt- und straffmässig in solichem zirkl zuetregt, wierdt der pilligkeit und rechten nach da biesst und geurtailet.

2. Landgerichtsmässige Fälle. (1585.)    

Auch ist meniglichen zu wissen, was der zeit aus den kaiserlichen rechten fur lantgerichtsmassig und malefitz erkent und in der landgerichtsordnung begriffen sein.

Wer seinen herrn oder frauen in todt gibt [oder ihnen] haimblich oder offentlichen wider seine gethane aitpflicht untreu thuet.

Wer wider seiner herrschaft, obrigkait und lantsfridt verraterei geübet oder getrieben hat.

Wer einen oder eine vom leben zum thot bringt oder thotschläg thuet.

Wer an vater und mueter mit schlahen fravenlichen handlt.

Wer ihm selbst den todt thuet; doch ausgeschlossen ob soliches aus ursachen unsiniger weis oder beschwärung seiner krankheiten beschehe; auch der jenig in des haus es beschahe, so fer er kain schult daran hat, [soll] des mit nichten entgelten.

Wer des lantfursten oder seiner furstlichen [gnaden] öbrigkait gelait oder angelobten frid frävenlichen pricht.

Wer trelich ausschreibt, iemants befehdt, notzwingt oder prantschätzt.

Wer iemants haimblich oder offentlichen gemort oder kinder verthan hette.

Wer brief oder munz, golt oder silber fölscht oder geringer macht, und der wissentlichen fur golt oder silber ander contrafectmethall, dergleichen wer falsch edlgestain fur guet und recht wissentlichen verkauft oder hingibt, oder wer des lantzfursten münz saigert und dieselben im lant aufkauft und daraus von gewins wegen furt und fur volkommen vertreibt, oder in einiche weg wider die ordnung und gesetz der münz handlet.

Wer wider die natur, als mit einem viech oder mansbilt, handlet.

Welcher fraw oder jungfrau wider iren willen zu unkeuschheit zu nöten understehet oder die werk also bezwungenlich volbringt das die frau oder jungfrau [auf] die geschicht klagen wurt.

Wer falsch aid schwört und falsch zeugnus gibt.

Wer zauberei treibt die im rechten verpotten seint.

Ain ieclicher diebstal der mit recht peindlichen gestrafft werden mag, gleichsfals rauberei. doch sol und mag ein ieder dem sein guet gestollen oder geraubt worden ist, ehe und er dasselbig oder desshalben mit clag an das gericht kumbt, demselben seinem guet wol mit frischer tadt nachstellen, und so er den thäter betrit sein entfrembt guet wider zu seinen handen nemmen und solchs dem landrichter ansagen und seinen fürfang, wie gebreuchig ist, darumb erlegen und geben; er soll auch schuldig sein denselben thäter beistraf zwalunddreissig pfunt pfening dem lantrichter anzuzaigen. doch wo einer ein dieb under seinem tach betrit und sein gestollens guet mit frischer tadt nimbt, soll er davon nichts schuldig sein und gegen niemants nichts verhandlt haben.

Wer in geweicht kirchen haimblichen bricht oder auf einem geweichtem kirchhof fravenlichen rumort, ficht oder [ihr] eines mit pluetvergiessen entert.

Wer einem sein weib oder kint oder seinen ungefogten brueder, schwester oder pflegkinder haimblichen oder offentlichen mit gewalt wider seinen willen raubt und entfrembt oder entfiert.

Wer marchstain oder marchpaum verdilgt.

Auch sonsten all maleficisch sachen, handlungen und thaten so peinlich und den obgeschribnen articuln ungeverlichen vergleucht und anhengig sein und doch hierinnen nicht gedacht noch gemelt, aber fur lantgerichtshändl pillichen und rechtmessig verstanden werden mag.

Doch sollen solche oberzelt und ander lantgerichtsmassig und malefitzhändl nit gestrafft werden, si haben sich dänn zu dem beschuldigten ernstlichen, warhaftig und glaubwirdig erfunden.

3.  Auszug aus einem Uebereinkommen der Brüder Sebastian und Veit Hager.(Vor 1560.)   

Volgt ein außzug aus Sebastian und Veiten Hager gebrueder tailregister der herrschaft Allentsteig als vil derselben lantgerichtliche, burgerliche und richterliche handlungen belangunt, darnach sich der statt- und landrichter alhie zu Allentsteig in seinem amptregieren verrer [halten] und darwider mit nichte schreiten noch handlen soll, welche articl von wort zu wort lauten wie volgt:

Erstlich, mit dem lantgericht soll es also gehalten werden, das der so die zwai tail an der herrschaft Allentsteig hat bemeltes landgericht zwai jar und der da hat den driten thail ain jar, ein ieder auf seinen costen, fuhren soll, doch das er demnach des andern underthanen leibs noch guet ohne ehehafte ursachen und ohne vorwissen des malefitz wegen durch in selbs oder seinen landrichter in desselben leut heuser und auf iren grunten ohne erlaubnus des andern einzugreifen nicht macht, auch ausser des malefitz alle feil und wändl ein ieder unverhindert des landgerichts articl allein auf seiner leut und derselben grunten bevohr stehen und zu straffen haben.

Item, wo aber zu entziehung der obrigkait eingrif, von wem das wer, entstuende, so soll von einem iedwedern zu seiner geburnus zu hanthabung derselben öbrigkaiten zu gleichem tail darlegen beschehen.

Item, die panthädung sollen wie von alter herkummen auf ir iedes geburenden tail costen gehalten werden, auch die veil und wändl ausser des malefitz ein ieder auf seinen leuten haben unangesehen des landgerichts. was sich aber auf andern herrn underthanen so im landgericht sitzen von clain und grossen spruchen zuetragen, dieselben veil und wändl sollen allain dem der das lantgericht dasselb jar furt allain zuestehen, es geschehe auf welches tails grund und poden es wölle. es soll auch ein ieder mit seinen leuten clag und verhör halten und der landrichter nichts darmit zu thuen haben, allein was sich zu Allentsteig zuetregt soll zwischen diß und anders tails underthanen zu erhaltung gueter ainigkeit ungetailt beleiben.

Item, der stat- und landrichter solle, auf welchem thail derselbige erwölt wiert, das gericht iedem thail zwischen der selben underthanen und dem gericht also unverdächtlich sampt den hurgern dreulich handlen.

Item, es sol auch der lantgerichtsherr der richter und burger ait iederzeit aufnemmen und von selbigem bemelter richter und rath gesetzt werden.

Standort
Allentsteig | BH: Zwettl | Bundesland: Niederösterreich | Eigentümer: Pfarrarchiv Allentsteig | InvNr.: Urbarbuech uber mein Sigmunden Hagers..., Papierhs. von 1585 | Seiten: 14a-15b;17a-18b;19a-b |
Herkunft / Fundort
Allentsteig | BH: Zwettl | Bundesland: Niederösterreich |
nähere Angaben
Entstehung: 1560 - 1585
Literaturhinweise
Gustav Winter (Hg.), Niederösterreichische Weistümer. Teil 2: Die Viertel ob und unter dem Mannhartsberg (Österreichische Weistümer 8). Wien-Leipzig 1896, S.274-278 , Nr. 44/II (Edition).

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