1. Seit Jahrzehnten beschäftigen „Rote Kreuze“ Wissenschaftler aus ganz Europa. Neben einer Vielzahl an Sagen, Teufelsgeschichten oder Benennungen wie Türkenkreuze, Schwedenkreuze, Franzosenkreuze, Bauernkriegsdenkmäler und andere Überlieferungen zu ihrer Errichtung, tritt eine Version in den Vordergrund. Rote Kreuze standen vorwiegend an Burgfriedgrenzen, als Grenzmarkierungen und waren zudem auch Übergabestellen von Delinquenten an das zuständige Hochgericht. Die Grundherrschaft, die meist nur die niedrige Gerichtsbarkeit ausüben durfte, musste einen Schwerverbrecher innerhalb von drei Tagen unter vorheriger Ankündigung an das Hochgericht ausliefern. An diesen Übergabestellen finden wir auch noch Arme Sünder Kapelle oder Urlauberkreuze . 2. Nicht immer waren die Objekte auch mit einer roten Farbe gekennzeichnet, wie die „Rote Kapelle von Aspach“. Bei der Suche nach dem Sinn der Bezeichnung wurden unterschiedliche Hypothesen aufgestellt. Das anglo - keltische Wort „Rod“ ist ein heute noch gebräuchliches englisches Längenmaß. Das bis ins 11. Jahrhundert in England verwendete Rood -Maß war die Ackerfurchenlänge. Zum Begriff Kreuz wäre zu sagen, dass Missionare für das Kruzifix aus Gründen der Kultkontinuität das Wort „rood“ verwendeten, was soviel wie Rute, Messlatte, Stange und Kreuz bedeutete. Das etymologische Wörterbuch von Kluge –Götze verweist auf die althochdeutschen Begriff „ruota“ oder den indogermanischen Begriff „rot“. Im angelsächsischen Traumgedicht vom Hl. Kreuz heißt es: „Krist was on rodi, an galga gigista“ = Christus war an dem Kreuz (Rute, Messlatte, Kultpfahl) auf den Galgen gestiegen. Nun stellt sich die Frage ob „rot“ nicht vom indogermanischen Messpfahl abgeleitet werden kann. Üblich war es auch Kultpfähle mit dem Blut der Opfertiere einzufärben womit wieder die Farbe „Rot“ in den Vordergrund gelangt. Nicht selten findet man auch später noch den Zusammenhang mit gefallenen Kriegern (Türken, Schweden, Franzosen), und dem Errichten von roten Kreuzen. 3. Ein Beispiel in Oberösterreich: Die „Rot-Kreuz- Säule“ auf dem Weg von Eberschwang nach Pramet, wo ein französischer Soldat 1702 „füsiliert“ also standesrechtlich erschossen wurde. Sein Blut soll den Stamm rot gefärbt haben. Eine andere Version zu diesem Denkmal geht aus einem Gedicht von Hans Schatzdorfer hervor, der vom letzten Gebet eines bayrischen Obersts an dieser Stelle berichtet, bevor er durch die Hand der Kaisertreuen stirbt.
allgemein
1.Heilingbrunner,Brigitte,Kleindenkmäler im Kontext zur Rechtsarchäologie.In: Studienband Schande- Folter- Hinrichtung. Linz,2011.
2.Stolla,Hubert, Das Phänomen der Roten Kreuze. In: Blätter der Heimatkunde. 51.Jahrgang,Heft 3,Graz, 1977.
3.Neulentner,Patricia,Steinbichler,Johann, Wegweiser unserer Vergangenheit,Historische Stätten und religiöse Kleindenkmäler. Eine Wanderung durch die Geschichte der Marktgemeinde Ampflwang im Hausruck, Ampflwang,o.J.S.67.
Hierzu verweist die Überlieferung auf folgende Geschichte: Die vom Grundherrn, dem Priester und der Bevölkerung begleitete Malefizperson musste an der Gerichtsgrenze, am Auslieferungsort übergeben werden. War der Scharfrichter nicht anwesend und erschien auch nach dreimaligem Rufen nicht, wurde der Delinquent an dem „Roten Kreuz“, der „Weißmarter“ oder auch einem Lochstein, der dann als Blutstein bezeichnet wurde, mit einem Seidenfaden oder einem Strohhalm angebunden. Konnte er sich befreien und in das gefreite Gebiet flüchten, wurde ihm Asyl gewährt. Einzige Ausnahme war vorsätzlicher Mord hier wurde das Freyungsrecht aufgehoben.