1) Als Gottesurteil wies eine Glocke durch Läuten oder Verstummen auf den gesuchten Täter hin.
2) An manchen Prangern war eine Glocke angebracht, deren Läuten die Menschen herbeizog, mancherorts wurde auch der endliche Rechtstag oder die Hinrichtung durch die Kirchenglocke eingeläutet. Noch eindringlicher konnte das Interesse durch der Stadttrompeter oder durch Trommeln geweckt werden.
3) Die Glocke begleitete mit ihrem Armesünderläuten den letzten Gang oder die Stadtausweisung; sie berief auch die Gerichtsversammlung ein.
4) Das Zerschlagen einer Glocke (die aufrührerische Truppen herbeigerufen hatte) wurde als Bestrafung aufgefasst, um damit die innewohnende Kraft und damit die Existenz des betreffenden Gegenstandes zu vernichten.
5) Die Glocke verweist auf einen magischen Hintergrund, da die Glocke auch Dämonen vertreiben sollte.
6) Zur Verkündung amtlicher Beschlüsse dienten eigene Verkündtrommeln, Verkündhörner, auch Glocken wurden vielfach bei Rechtshandlungen verwendet.
7) Metall, Klang, Weihe, heiliger Name und kultischer Gebrauch machen die Glocke und ihr Läuten zu einem der bekanntesten Abwehrmittel gegen alle dämonische Macht.
Siehe Armesünderglocke .
<p>1) Schild, Wolfgang, Folter, Pranger, Scheiterhaufen. Rechtsprechung im Mittelalter, Bassermann Verlag, München, 2010. S. 26.</p>
<p>2) Schild, Wolfgang, Folter, Pranger, Scheiterhaufen. Rechtsprechung im Mittelalter, Bassermann Verlag, München, 2010. S. 53.</p>
<p>3) Schild, Wolfgang, Die Geschichte der Gerichtsbarkeit. Vom Gottesurteil bis zum Beginn der modernen Rechtssprechung, München, 1980. S. 42.</p>
<p>4) Schild, Wolfgang, Die Geschichte der Gerichtsbarkeit. Vom Gottesurteil bis zum Beginn der modernen Rechtssprechung, München, 1980. S. 66.</p>
<p>5) Schild, Wolfgang, Die Geschichte der Gerichtsbarkeit. Vom Gottesurteil bis zum Beginn der modernen Rechtssprechung, München, 1980. S. 178.</p>
<p>6) Baltl, Hermann, Rechtsarchäologie des Landes Steiermark. Grazer rechts- und staatswissenschaftliche Studien, Graz, 1957. S. 35.</p>
<p>7) Erich, Oswald A., Beitl, Richard, Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Kröners Taschenausgabe, Band 127-128, Leipzig, 1936. S. 250.</p>