Freistädter Vagantenlexikon
Freistädter Gaunerhandschrift
Fast kreisrunde Form, Rosette aus vielen unregelmäßigen Blättern, die mit Bilderschrift ausgefüllt sind. In der Mitte vier Herzogshüte. Oben, unten und zu beiden Seiten Köpfe, welche wahrscheinlich die vier Himmelsrichtungen darstellen. Unten Gewässer mit zwei Kähnen, zwei Vogeln und zwei Schlangen. In Aquarellmalerei ausgeführt.1833/34. Erwerb: Schenkung Bezirksgericht Freistadt, 1952.
Standort
Freistadt |
BH: Freistadt |
Bundesland: Oberösterreich |
Eigentümer: Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt |
InvNr.: *10.926 |
Herkunft / Fundort
Freistadt, Bezirksgericht Freistadt, Hauptplatz 21 |
BH: Freistadt |
Bundesland: Oberösterreich |
nähere Angaben
Person: Kajetan Karmayr (Auftraggeber), |
Herstellungsort: Freistadt |
Entstehung: 1833
- 1834
Material: Papier |
Besitzgeschichte
Wurde im Jahr 1952 vom Bezirksgericht Freistadt dem Heimathaus Freistadt geschenkt.
Kommentar
Hanns Gross hat zur Dokumentation der Gaunerzinken eine umfangreiche Archivaliensammlung zur Verfügung gehabt. In der Vorbemerkung schreibt er: „Das Grazer Kriminalmuseum, welches bis zu meiner Übersiedelung nach Czernowitz unter meiner Leitung stand, erhielt vor längerer Zeit vom k. k. Bezirksgericht Freistadt in Oberösterreich die Anfrage, ob für dasselbe mehrere Faszikel mit Gaunerworten etc. Interesse hätte. Auf die bejahende Antwort langten drei starke Faszikeln ein, welche sofort dem Kriminalmuseum einverleibt wurden. Ein flüchtiger Blick zeigte, dass hier eine reiche Sammlung von Ausdrücken der Gaunersprache mühsam zusammengetragen wurden ...“ Gross hat dann während seiner Urlaube in den Jahren 1897 und 1898 die Archivalien geordnet und inventarisiert. Er bemerkte auch, dass es sich hier um eine äußerst umfangreiche Sammlung von Ausdrücken handelte. 1.700 Karteiblätter wurden gefunden. Der Sammler und Verfasser dieses Aktenkonvolutes ist bekannt: Auf der Innenseite eines Faszikels steht die undatierte Notitz: „Zeichensprache der Gauner, gesammelt und zusammengestellt von Kajetan Karmayr, Sindikus in Freistadt mit Bemerkungen zum Verständnisse und einer Zeichenkarte nach Angabe des Kajetan Karmayer angefertigt von Frank, damaliger Gerichtsactuar, ...“ Handelt es sich bei dieser erwähnten Zeichenkarte um die grafische Darstellung des sogenannten „Freistädter Vagantenlexikons“?
Gross erwähnt diese Zeichenkarte kein zweites Mal in seinen Unterlagen. Wahrscheinlich hat er diese auch nie gesehen. Denn die drei Aktenbündel kamen vor 1897 nach Graz, die Karte gelangte direkt vom Bezirksgericht Freistadt erst 1952 ins Museum Freistadt. Aktenbündel und Karte wurde also schon im 19. Jahrhundert getrennt! In den weiteren Ausführungen bezieht sich Gross nur mehr auf die Zettelsammlung, die Existenz der Zeichenkarte hinterfragt er nicht einmal.
Die Zinkendarstellungen in Gross Aufsatz sind ident mit den Inhalten der Zeichenkarte. Die wissenschaftliche Auswertung des Kriminalhitorikers Gross war und ist für uns sehr wichtig, denn die Originale sind angeblich während des 2. Weltkrieges verschwunden. D. h. Karmayers Aufzeichnungen und der umfangreiche Zettelkatalog sind nicht mehr benutzbar.
Literaturhinweise
Hanns Gross: Die Gaunerzinken der Freistädter Handschrift. Archiv für Kriminal-Antropologie, Leipzig 1899. Kopie im Museum Biblio 1977/40.
Reitinger Franz: Aloys Zötl oder die Animalisierung der Kunst. Wie aus deinem Färber der Donaumonarchie ein Surrealist wurde. Wien 2004, S 59-61. Biblio 4.128/30ab.
Kategorien:
diverses
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